21
Sep
2012

Jahrestag

Ich vermisse dich oft. Manchmal habe ich eine Frage an dich, manchmal möchte ich dir etwas erzählen, etwas zeigen. Ich vermisse dich, wenn ich einen guten Krimi lese oder Rinderherz in Wurzelgemüse esse. Ich vermisse dich, wenn ich in Wien an bestimmten Lokalen vorbei gehe und wenn ich mit Mimi spiele. Du fehlst mir, auch wenn ich dich immer bei mir weiß.

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So vertraut mir hier alles ist, so fremd ist es, seit du nicht mehr bist. Ich schlafe in deinem Zimmer, das bis auf die vielen gelesenen Bücher und die mittlerweile so oft durchkämmten beiden Schubladen kaum ein Zeichen deines Lebens hier trägt, aber es ist für uns nicht einfach Zeichen in der Ordnung dieses Hauses zu hinterlassen. Alles ist mir fremd in seiner Vertrautheit. Selten nur wage ich es die Ordnungen zu stören und meist bereue ich es. Ich bin fremd hier.

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Nur dort spüre ich Frieden. Und so habe ich eine Kerze angezündet, aufs Wasser geschaut und dir von meinem Glück erzählt, von meiner Liebe und dass alles gut ist. Und es war gut. Ich bin nicht allein.

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978 mal erzählt

23
Aug
2012

Logbuch aus dem Zufallsgenerator:

Die Lyrik des Netzes erweist sich wieder einmal mehr als treffend.Das Leben und Lieben hält mich vom Schreiben ab, das Schreiben müssen beruflich, das Schreiben wollen in Kreuzworträtselkästchen am Vorderdeck, das behinderte Schreiben mit Schleimbeutelentzündung. Aber vor allem das Er-Leben im hier und jetzt. Fragmente existieren, ich find schon wieder Zeit und Muse….In diesem Sinne:

Blick aus meinem Fenster in mein Leben und


An dem einen seltenen Wild, das ihre Nägel – sauber, trotz der Gene.
Trotz auserwähltem Volk.
Oh ja, sie haben trotzdem wunderschöne Namen, päpstlich der Ältere.
In ihren Worten – vertraut: Lange schlanke Glieder und dieselbe Haltung, aufrecht, gerade und manchmal nimmt man so viel mit mir lachen, weinen, kochen, essen trinken, sprechen, mich berühren mit Blicken, Worten, Lippen, Körpern.
Und dass


23. Aug, 15:37

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Soviel Glück ist mir beschieden!
Allzeit gute Fahrt und eine Handvoll Wasser unter dem Kiel…
1157 mal erzählt

25
Jul
2012

Logbuch: Ferienhaus-Vorderdeck - mit Katzencontent

Im Sommer wird der 1. Offizier immer zum Ferienhausman. Dann hütet er Katzen, Häuschen und Garten des Lehrercousins. Dieses Jahr hochoffiziell mit meiner Unterstützung und so pendeln wir zwischen der Vorstadt und dem Hauptschiff im Herzen der Stadt.Eine Stunde dauert die Reise im öffentlichen Verkehr. Ein seltsames Lingam schmückt die Bushaltestelle, erst später bemerken wir die Gipsmadonna auf seiner anderen Seite.

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Zwischen den Orten pendelt die Seele. Das Einfamilienhäuschen, das das herzliche Lehrerpaar mit den beiden Teenagerkindern bewohnt, liegt im Norden der Stadt. Vorortcharakter hat die kleine Welt voller Baukastenhäuschen aus den letzten vier Jahrzehnten des alten Jahrtausends – nichts von heute. Verschachtelt, die Häuser, die Gärten und die nachbarlichen Beziehungsgeflechte. Da gibt es Bungalows und Hütten, rustikales und Wintergärten. Wirklich gewagt ist nichts und fast überall könnte man den Nachbarn ins Fenster blicken, wären da nicht Jalousien und Vorhänge, mehr oder weniger gepflegte Bäume und hohe Büsche – les buches. Ineinander verwoben und doch so verschieden sind die Gärten. Da gibt es penibel gemähte Rasenflächen, neben blumenbunten-Gartenzwerg-Idyllen, Nutzgärten und halbwilde Paradiese. Da oder dort ein Pool vom Discounter, dort wo Hunde leben, liegen gemeuchelte Stofftiere in den Gärten. Regennass und unbeachtet.

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„Unser“ Garten hat ein bisschen was von allem, kaum genutzt der Pool, weil das Wetter nicht mitspielt. Die Stofftiere gehören dem Familienhund, einem Border-Weibchen, Ronja.

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Die wahren Regentinnen im Ferienhaus sind aber die beiden Katzen. Fritzl und Simsa. Ersterer ist grau getigert und macht sich einen Spaß daraus mich mitten in der Nacht mit einem kräftigem Miau aus dem Schlaf zu holen, wenn ich erschrocken die Augen aufreise, sitzt er auf meiner Brust nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Erwache ich, beginnt er zu schnurren.

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Die schwarze Simsa hingegen erkennt die Hexe und springt mir manchmal unvermittelt auf die Schulter, um Zärtlichkeit einzufordern. Nachts schleicht sie sich in unser Bett und legt sich zu unseren Füßen.

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Schulter an Schulter – wie üblich schwer bepackt, wechseln wir jeden zweiten, dritten Tag aufs Vorderdeck. Uns treibt Arbeit&Wirtschaft, denn neben den Brotberufen gilt es auch, Freundinnen und Freunde in diversesten Gastwirtschaften zu treffen. Reden, essen, trinken, Konzerte besuchen, als Paar, allein. Und es fühlt sich immer irgendwie richtig an.

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Und während der 1.Offizier sich an den Wochenenden als Stage-Hand ein Zubrot verdient, spiel ich Heimchen am Herd, ernte Früchte und Kräuter und verarbeite sie in Marmeladen und Chutneys. Dann und wann sitzen wir auch zu zweit da, um Kriecherl zu entkernen und Ketchup selbst zu brauen. Und so wecken wir mit den Ferienhausfrüchten und –erinnerungen auch unsere Liebe ein für die kalten Winternächte: Süß und pikant, wild und sanft, fruchtig, würzig cremig – ein Kinosommermonat eingelegt, als Vorrat für härtere Zeiten. Aber an die denke ich nicht, sondern genieße jeden Augenblick an Bord unserer Liebe.

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Soviel Glück ist mir beschieden!
Allzeit gute Fahrt und eine Handvoll Wasser unter dem Kiel…

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Noch mehr Katzencontent?
1238 mal erzählt

12
Jul
2012

Junge, komm bald wieder

Ein hübscher junger Mann hat mir gestern ein Rendezvous gewährt. Ich hab es ja in letzter Zeit mit den jungen Männern, den hübschen soundso und kenne auch ganz schön viele, aber der…

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Zugegeben vom ersten Erwachen in der Ferienhausidylle an, war ich mehr als aufgeregt. Fast eine Stunde dauert die Anreise per öffentlichen Verkehr aus vom Ferien-Vorderdeck an der Wisteria Lane im Süden Wiens – und das bei 32 Grad. Also rauf in den 4. Stock, duschen Bikini einpacken, umziehen schminken und ab in die U-Bahn Herzklopfen.

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Wir haben uns am Naschmarkt auf Maki getroffen, da war noch der väterliche Freund dabei. Dann sind wir zu zweit inklusive Shopping quer durch die Stadt in Richtung Badeschiff gezogen. Ganz Bobo haben wir oben auf Deck gechillt in Erwartung eines feinen Zwei-Hauben-Abendessens. Holy Moly.

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Es galt den Geburtstag des jungen Mannes zu feiern und in der Küche sind wir uns näher gekommen. Uns verbinden Vanille und Pommes Duchesses und gut gekühlter Wein. Wir haben Lachs gegrillt und Carta da Musica gebacken und dann und wann hat er mich auch verraten, wie es sich für eine große Liebe gehört. Aber es wird immer Eine geben, die er mehr liebt, mehr lieben muss als mich. Wichtig ist, dass wir Spaß miteinander haben, über gemeinsame Erlebnisse reden, von Zeit zu Zeit ins kühle Nass springen, um dann formidabel zu speisen oder zu kochen. Die Sommersprossen auf seiner Nase tanzen, wenn er nachdenkt und mir die Welt erklärt, naseweis, denk ich mir und „Ein Mann, halt.“

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Und ich lass ihn Mann sein, wie er mit dem Haubenkoch plaudert, scharf beobachtet und fein abschmeckt. Kutteln mit Hühnerherzen, klingt ihm dann schon zu sehr nach Hundefutter, scherzt er, hinter vorgehaltener Hand. Den Wein such ich selbst aus, ich lade ja auch ein. Er trinkt keinen Alkohol, will aber genau wissen, was ich trinke. Wir unterhalten uns blendend, besprechen jeden Gang, kosten, kommentieren.

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Am Schluss fahren wir mit der Straßenbahn heim Später machten wir uns auf zum Ex – Kurzbesuch. Durch die weite Anlage des Alten AKH spazierten wir blödelnd nach Hause. Froh sei er, meinte er, dass wir keinen Krieg hätten, der Ex und ich, als ich ihm das erklärte. Da kannst du ja mal zum Camping mit uns kommen. Er schlief im Gästezimmer. Heute früh habe ich ihm ein Bild von uns gezeigt. Er in meinen Armen, vor elf Jahren, ein kleines Menschlein, das zu früh auf diese Welt wollte. Alles Gute zum Geburtstag, mein Neffe. Der Tag mit dir war ein Geschenk für mich.
3523 mal erzählt

21
Jun
2012

Logbuch: Kinomsommer. Die 2.

Es ist unser zweiter Sommer hier am Vorderdeck. Auf den Kinosommer der ersten Male folgt der Kinosommer der ersten Erinnerungen. Und weder Sehnsucht noch Eifersucht taumeln aus ihren Verstecken unter Deck, selbst die Angst übt sich in Gelassenheit Wir navigieren uns mit mittlerweile vertrauten Längen- und Breitengraden unseres Seins über die sieben Weltmeere. Koordinaten decken sich. Und entdecken sich.

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Anstelle gewagter Annäherungen – mit ausgestreckter offener Hand lieben, annehmend nicht fordernd, im hier und jetzt – sind Rituale getreten, Unsere Sprache aus Gesten, Worten, Blicken. Die Codes der Liebe, unsere Flaggensprache am Piratenschiff. Perfekt eingespielt Und so fahren wir wieder über das Balaton. Diesmal schon Fixpunkt, als anerkanntes Paar. „I, I could be queen and you, you could be king.” Wir feiern den Geburtstag der Seidenen, der letztes Jahr im Taumel der Liebe so schmählich vergessen ward.

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Wir salonieren aufs Vortrefflichste mit großer Liebe und Achtung und neuen TeilerInnen, demnächt auch Open Air.

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Und am Ärzte-Konzert in der Stadthalle – alte Freunde und neue und wir mittendrin und eine Nacht voll trunkenem Spaß…

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.
Und Bootfahren auf unserem kleinem Meer – dem Paradies, das in Gefahr ist…

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Und dann ein Abend bei Herrn Doppel-T, fast ein Freitag nur ohne den Erstgeborenen, dafür rosa Schaumwein und Schlallplatten,

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Schallplatten,

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Schallplatten

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und dann eine Musikassette

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– genial gemischt aus den 1970ern. Und während ich die Plattenwand betrachte, erzählt Herr Doppel-T von damals, als er Austauschschüler in England war und erstmals in die Disco ging und erst viel später als DJ wieder heraus kam. Und von einem Event in Innsbruck, das damals noch nicht Event hieß, wo die Menschen tanzten zu dieser Musik – wie Elfen, sagte Herr Doppel-T und erzählte von seiner Mutter in einem Rüschenhemd, zu der er und die Schwester geeilt waren, um ihr von all dem zu berichten. Sie habe aufgesehen – sie hat Patiencen gelegt – und gefragt: „Und was tut ihr dazu?“

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Und dann noch Leben auf der Gasse, bei einem 28er die Sommer-Frische geniessen, eingebetet in den allerwohligsten Mikrokosmos – mein Pier im Heimathafen.

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Soviel Glück ist mir beschieden!
Allzeit gute Fahrt und eine Handvoll Wasser unter dem Kiel…
Und was tut ihr dazu?
1088 mal erzählt

10
Jun
2012

Vatertag

Mein Vater war ein großer Mann. Nicht nur körperlich mit 1,92 m, sondern auch in jenem Sinn, den man hier gemeinhin als groß empfindet. Er war beruflich erfolgreich, prominent sogar eine Zeit seines Lebens und geschätzt und geachtet in seinem näheren und weiterem Umfeld. Und er war mir, seinem einzigen Kind, ein großartiger Vater. Er hat mir Schifahren beigebracht und den Köpfler, lesen und fragen und die Wertschätzung für so viele Dinge und Menschen im Leben, für das Leben an und für sich. Über seinen Tod hinaus.

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Denke ich an ihn, spüre ich zuallererst wie schmerzhaft das Blut in meine Zehen zurückrinnt, die so kalt geworden sind in den engen, kalten Schischuhen. In jener Erinnerung wärmt er dem weinenden Kind die Füße in irgendeiner Hütte mit beiden Händen. Und gleich darauf sehe ich uns Bögen über Pisten ziehen – und wir singen „Grüezi wohl Frau Stirlimann“ oder „Uf der schwäbschen Eisenbahn“, laut und falsch, wie wir stets begeistert laut und falsch sangen, beide unmusikalisch. Ich sehe mich am Boden liegen, in Micky-Maus-Heften blättern, während im Radio der „Schalldämpfer“ läuft. Die Comics hat er mir gekauft in jenem Geschäft, wo er jeden Samstag auch seine Zeitungen gekauft hat, die er dann nicht weit von mir am Sofa studierte, ehe er erst leise röchelnd dann lauter schnarchend einschlief. Und am Sonntagmorgen durfte ich ins Elternbett und im Radio lief der Gugelhupf und manchmal schossen wir einen Ehrensalut mit einer kleinen Kanone. Ein paar Mal haben wir auch miteinander gebadet, ganz nackt habe ich ihn nie gesehen, ein Waschlappen schützte seine Intimzone. Einmal sind wir vom Brenner wieder nach Sterzing zurück gefahren, um eine vergessene Barbiepuppe zu holen - sie war nicht mehr da. Ich stehe am Beckenrand und seine Hand ist auf Höhe meiner Knie – sie sollen gerade bleiben beim Köpfler. Von seinen vielen Reisen hat er mir stets etwas mitgebracht und immer Karten geschrieben, eine letzte witzige gerade mal drei Monate vor seinem Tod Ein andermal hat er am Wohnzimmertisch mit mir gelernt, Mathematik, das geschah selten, das war nicht seins, Schulsachen und wohl auch Mathematik, plötzlich wackelte der Luster und wir flohen unter den Türstock, ein Erdbeben. Er wusste was tun. Damals war er berühmt und umstritten. Die Menschen bedrohten uns und er war weit weg; er entschied nach seinem Gewissen. Das verziehen ihm manche nicht; er war weit weg, wir zahlten den Preis; das verzieh ihm die Mutter nicht. Er bekam einen Orden. Es fühlte sich seltsam an zwischen Stolz und Angst. Viel, viel später habe ich einmal geträumt, dass ich einen Liebhaber verprügle, weil er den Vater angreift und noch später habe ich einen verloren, weil ich den Vater verteidigt habe.

Als ich ein kleines Kind war, hätte er nichts mit mir anzufangen gewusst, erzählt die Mutter oft. Später aßen wir Schnecken und ich probierte alles aus, was er mir empfahl – und auch er hatte immer alles gekostet, sogar Schnaps mit einer Schlange drin, wie ich stolz erzählte. Meinen ersten Champagner habe ich mit ihm getrunken, meinen ersten Rausch hatte ich an seinem 50. Geburtstag. Von den Galadiners, die die Eltern in jener Zeit besuchten, brachten sie mir Hummerscheren mit, die ich zum Frühstück auszuzelte. Einmal, da war ich ganz frisch in Wien, waren wir in einem Haubenlokal, nur er und ich. Einmal haben seine Freunde ein Frühstücksbuffet im Fünf-Sterne Hotel geplündert und meine Tasche mit all den Leckereien gefüllt, von denen ich in meinem studentischen Haushalt nur träumen konnte.

Am meisten vermisse ich wohl seine Stimme, seine Worte. Wenn er sprach hörten alle zu und die heftigsten Diskussionen im Familien- und Freundeskreis verstummten, seine ausgleichenden Worte erwartend, wie er sie wog beim Sprechen stetig überlegend. Nie habe ich erlebt, dass er jemanden verurteilt, angreift, herunter macht, stets war er um Gleichgewicht bemüht. Oft haben wir gelacht und die Biographien berühmter Menschen wie, Franz Josef Salz, 1712 bis 1796, Erfinder des nach ihm benannten Salz-Stangerls erdacht. Wenn er Nachts nicht schlafen konnte, las er dicke Wälzer. Krimis mochten wir beide.

Eine Bombe vor der Tür der Elternwohnung war seine erste Erinnerung, hat er mir erzählt. Kurz darauf erhielt sein Vater Gauverbot. In jenen Jahren haben sie dem Buben den Schädel vermessen um festzustellen, ob er – und sein großer Bruder – denn arisch genug sei, um für die HJ im Schifahren, Boxen, Schwimmen Erfolge einzufahren. Jüdisches Blut von der Mutterseite, Beziehungen – unter anderem zu den Hörbigers – halfen. Sein Vater war nicht da, die Mutter wurde zwei Mal ins Lager verfrachtet, dann wieder frei gelassen, Beziehungen. Manchmal erzählte er mir, wie sie im Krieg vor den Bomben geflohen waren, aus jenem unserem Haus, seine Mutter seine Tante und er und der Tante war die Handtasche geplatzt und er hatte alles aufgelesen, bevor sie den Bunker erreichten. Das war an jenem Ort, an dem wir unseren letzten gemeinsamen Spaziergang machten, dort, wo ich ihn auch heute noch treffe. In den letzten Kriegstagen hatten sie den 15jährigen mit Plänen im Zug von Tirol nach Erfurt geschickt, Bomben überall, eine Nonne, die ihn im Kloster übernachten ließ. Und dann kamen die Amis noch vor den Franzosen und sein Englisch half ihm und seinem Umfeld. Sprachen und Sprache war immer seins, mitteln und vermitteln.

Später hatte er dann Jus studiert wegen der Gerechtigkeit, wie er mir einmal erzählte und obwohl er „nicht geschäftstüchtig“ war, wie man ihm sagte. Strafrecht interessierte ihn kaum, zu schwierig das abwägen, eher Ziviles und der Sport und auch da war es nie besonders einfach das Richtige zu tun, zu entscheiden, zu sagen. Die dunklen Stunden verfolgten ihn sein Leben lang, das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen. Auch das kenne ich.

Manchmal ließ er mich Berufe raten bei Menschen, die ich neu kennen lernte, manchmal lösten wir Kreuzworträtsel, bei denen man um die Ecke denken muss, in Wien gingen wir gerne zusammen essen, oft wünschte ich, wir hätten mehr miteinander gesprochen, aber da war oft Unsicherheit und Verlegenheit in all der Liebe. Ich bin ihm noch immer dankbar für jede Träne, die er in meiner Gegenwart geweint hat und für die stille Weisheit, mit der er mein Leben begleitet hat, ich bin wohl nichts von dem geworden, was er sich je erhofft hat, wenn er sich etwas erhofft hat. Er hat sich stets für alles interessiert, was ich gemacht habe. Keine Ahnung, ob er je so stolz auf mich war, wie ich auf ihn. Ich weiß nur eines: er fehlt mir so. Gestern hatte er Geburtstag, seinen 75er haben wir gemeinsam gefeiert, ich habe ein Fest für ihn organisiert.

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Oh, mein Papa! Ich vermisse dich so sehr….
1257 mal erzählt

19
Apr
2012

Appetit auf Toll3stes?

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Mahlzeit!
3371 mal erzählt

10
Apr
2012

Logbuch: Andocken im Lenz

Ahoj. Das turbulente Leben lässt kaum Platz fürs Netz. Im Lenz bläst frischer Wind in unsere Segel. Wir haben im Heimathafen des 1. Offiziers angelegt, wo uns die Seinen ganz inniglich willkommen geheißen haben. Ein fester, felsiger Boden unter den Füßen und Berggipfel statt wogenden Wellen. Das steinerne Meer und ein friedlicher See. Dort ist er aufgewachsen, als Bergmensch wie ich auch. Die Seinen stammen aus dem Hügelland, zugereist. Viel Familie erleben wir, manches ist mir vertraut wie die kernige Sprache der Menschen dort. Zwei kleine Mädchen zum verwöhnen und beschäftigen und abends Kräutertee und ein Blick zu Venus und Mars – der Bruder holt uns mit seinem Teleskop die Sterne vom Himmel. Die blitzen auch in unseren Augen, wenn wir Hand in Hand durch seine Welt spazieren, mit ihr zu Tisch sitzen und mit ihr lachen.

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Noch viel gilt es zu entdecken, die alten Plätze des ersten Kuss, der süßen Zigaretten, der vielen besonderen Stunden, deren Spuren ich bereits vorher in der Offizierskajüte abwandern durfte. Wenn sich die Leben, verweben und man dem anderen seine Bilderbücher zeigt, Trophäen und auch kleine Niederlagen. Zeig mir deins, ich zeig dir meins. Und plötzlich kennt man die Kinder, die einen manchmal aus dem Sein des Gegenübers entegenspringen, wenn das Jetzt besonders ist, besonders schön, besonders schmerzvoll. Man erkennt ihn wieder. Den kleinen Buben, den Musiker, den Schulsprecher, den guten Freund. Immer besser navigieren wir durch unsere Liebe. Ich erkenne ihn wieder. Ich erkenne mich wieder. Und weiß doch, dass das nur vorübergehend ist, kein ewiges Wissen, keine Gebrauchsanweisung. Schließlich habe ich auch schon den Einen oderAnderen erkannt – auch im biblischen Sinn – und dann nicht wieder erkannt – auch auch im biblischen Sinn.

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Wir besuchen meine andere Welt mitten in seiner, ich habe einen Job zu machen, ein wenig Zirkuspferd spielen, hervorragend betreut von meiner Hafenmann ( und –frau)-schaft. Der 1. Offizier hält sich vorerst im Hintergrund und sekundiert mir dann an meiner Seite. Wir navigieren gemeinsam über seven seas, Lunzer See, Zeller See, Meer der Wiener – gebt uns Wellen, wir teilen sie.

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Auch beim Salon, wo sich die Welten teilen und annähern in wundervollen Geschenken, Worten, Blicken, Gesten, Bildern, Einhörnern, Spiegelungen, Kieferorthopäden, Alk und grüner Tee, Bärlauch und Regenwald, Bandgeflüster und Gafferband und all das, wofür es sich zu leben lohnt. Sanfter Wellenschlag, spritzende Gischt und sich tragen lassen.

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Doch es gibt auch das alte Leben, Menschen, die einst näher waren und nun weiter weg sind. Eine Zeit lang ist man unter gleicher Flagge gesegelt, hat es manchmal vielleicht auch nur geglaubt, später verabredete man sich regelmäßig im Hafen, trank und erzählte einander von neuen Welten und bunten Abenteuern; doch auch das vergeht…und kommt auch wieder, wohl, im ewigen Rhythmus von Ebbe und Flut.

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Die angekündigte Osterkälte lässt auf sich warten. Ich lagere in meinem Ursprungshafen. Wie verändert die Kinderwelt doch ist. Häuser fehlen, neue schießen aus dem Boden, Busse haben längst ihre Route geändert, Kaffeehäuser ihren Namen, ihre Besitzer, ihr Aussehen. Ich auch, ich habe mich auch geändert, so oft in den vielen Lenzen meines Lebens. Lenz, poetisch für Frühling oder auch Lebensjahr. Wie schön, das Leben in Frühlingen zu messen, wie schön ist die Welt im Frühling, wie wundervoll mein Leben jetzt. Ein bisschen frostig ist es dann doch noch geworden, die Schneekönigin verteidigt ihr Reich, die Spiegelsplitter...

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Es ist Frühling. Die Sonne scheint. Endlich wieder angedockt.Und das Leben ist so gut zu mir. Danke.

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Soviel Glück ist mir beschieden!
Allzeit gute Fahrt und eine Handvoll Wasser unter dem Kiel…
1512 mal erzählt
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Mock Turtle

Sit down, both of you, and don't speak a word till I've finished

Who sits there?

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Im Bilde

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Soundtrack

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Pfiad di, Wolf
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Alle Kraft für ihn!
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datja - 18. Jul, 18:34
Lieber Yogi, ein bisschen...
Lieber Yogi, ein bisschen frivol der Geburtstagsgruß...und...
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