29
Aug
2011

T(Raum)

Eine Frau streift nackt durch einen Raum. Es ist frühmorgens, der Geliebte ist eben gegangen. Es ist seine Wohnung und sein Bett, das nach ihnen beiden riecht. Sie liest die Titel der Bücher in den voll geräumten Regalen, betrachtet die Bilder, die einen glücklichen geliebten Menschen zeigen. Manchmal schmunzelt sie, nimmt ein Buch aus dem Regal, blättert. Manche Buchrücken berührt sie fast zärtlich, sie greift nach einem Photo im Regal, nimmt es in die Hand, studiert es, lächelt.

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Dann geht sie in die Küche und kocht sich Kaffee. Es ist eine dieser altmodischen Espressokannen, wie sie selbst eine besitzt. Sie mag diese Kannen, die alle Sinne bedienen, mag das Geräusch, wenn der Kaffe unter dem Druck des erhitzten Wassers aus der Mitte sprudelt, mag den Geruch, der sich ausbreitet, mag es, wenn aus dem spitzen Ausguss Espressotropfen herausschießen, weil sie die Kanne zu spät vom Feuer genommen hat. Und während sie den Gasherd von den Spuren der übergekochten Flüssigkeit reinigt - sie mag auch Gasherde, daheim versaut sie immer das Ceranfeld -den ersten viel zu heißen Schluck Kaffee im Mund, fällt ihr auf, dass die Wohnung Parterre liegt und sie noch immer nackt ist. Sie lacht kurz auf und legt sich wieder ins Bett, den dampfenden Kaffee neben sich.

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Eine andere Wohnung. Ganz früher, beim ersten Mal, als sie die Eltern belog, um die ganze Nacht bei ihm zu verbringen, die Freundin bot ihr das Alibi. Auch damals blieb sie allein in der Wohnung zurück, studierte voll Liebe Bücherregale und Bilder und hinterließ einen Brief, handgeschrieben wie jetzt auch. Damals hatte sie nicht bemerkt, dass zwei in dieser Wohnung lebten, zu jung, naiv oder es nicht merken wollen? Eine große Matratze am Fußboden, seine durchlöcherte Kleidung, Platten, Steve Reich „Music for 18 Musicians“, an all das erinnerte sich die nackte Frau auf der großen Matratze am Fußboden.

Wieder eine andere Wohnung, ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft, Musik, überall im Raum, Schallplatten und Bücher, viele Bücher. Poster. Eine große Matratze am Fußboden. Einmal ist sie nächtens dorthin angereist, den ganzen weiten Weg in die Heimatstadt, zwei Flaschen Sturm im Gepäck, die im Zug übergingen, heimlich und sie hat zwei Tage fast nur in dieser Wohnung verbracht, in diesem Zimmer, damit sie niemand sehen und erkennen könne, die Eltern nicht und auch sonst niemand, einmal hat der Vater des damals Geliebten ein Regal montiert. Die Briefe, die sie dem Geliebten schrieb, machten ihm Angst, schrieb er in den Briefen, die er ihr schrieb. Neil Young „The woman I’m thinking of, she loved me all up.“

Ein Zimmer in einer anderen WG, Bücher, Schallplatten, ein großes Bett. Und dann im Vorraum weiße Collegeschuhe mit Pömmeln. Ihr Gesicht verzog sich, fast ohne, dass sie es wollte. Und sie ging durch die morgendlichen Straßen zu einem anderen, „im Mund noch den Geschmack des anderen Mannes“, es waren ihre brechtigsten Jahre. Gedichte unter der Türschwelle durchgeschoben. Die Frage „Zu mir oder zu dir?“ beantwortete sie stets mit zu ihr.

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Die Frau schreibt, ihre große schiefe Schrift füllt Seiten, Entwürfe, die sie rasch wieder verwirft. Sie zerreißt sie nicht, faltet sie zusammen und steckt sie in ihre Tasche. Sie schreibt unsicher, sie hat lange nicht mehr mit der Hand geschrieben, mißtraut der eigenen Schrift aber auch den eigenen Worten. Da oder dort ergänzt sie, fuzzelt etwas dazu. Sie setzt Ausrufungszeichen, am Computer tut sie das fast nie. Sie schreibt mit Bleistift, gehört zu jenen vorsichtigen Menschen, die auch Kreuzworträtsel mit Bleistift lösen. Und zu den Unvorsichtigen, die Briefe hinterlassen; noch immer. Gerade jetzt. Wieder.

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Sie scheint zu schlafen, hat sich in die fliederfarbene Decke eingewickelt und hört die Stimmen draußen vor den Fenstern, die Sonne scheint herein, die Temperatur ist angenehm, wie eine wohlige Katze räkelt sie sich unter den Laken. Vor dem Fenster ist es grün. Sie hat die Augen zu und atmet ruhig. Dann öffnet sie die Augen und tastet mit ihnen den Raum ab, sie lächelt. Sie duscht sich und streut Buchstaben in den Raum. Sie ist noch immer nackt. Jetzt erst zieht sie sich an und geht. Sie hat einen Schlüssel. Und hofft, dass sie nicht erwacht.

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„Die Frage ist, wie tief will ich in das Mysterium eintauchen.“

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22
Aug
2011

Meine großen Ferien

Heuer wäre wieder ein Vulkan dran gewesen. Jedes zweite Jahr haben wir Urlaub mit Vulkan gemacht, Bali war der letzte. Heuer hab ich nicht einmal das Meer gesehen, er auch nicht. Mit wem auch nach 20 Jahren gemeinsamen Urlaubs?

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„Fährst du weg?“ haben mich die Menschen seit Juni gefragt. „Nein“, hab ich geantwortet, von Urlaub in Wien gefaselt, Erklärungen gestammelt und nicht ganz neidfrei die Urlaubsfotos im Netz bewundert. Urlaub ist es also keiner geworden im Sommer 2011, aber Ferien hatte ich, wunderschöne ganz große Mini-Ferien mit allem, was dazu gehört: Abenteuer und Entspannung, Tauchen und Zelt, voll gepackten Rucksäcken und Quartett, langen Anreisen im öffentlichen Verkehr, gut behütet und Händchen haltend, dicken Schwarten und Kreuzworträtseln, Grillerei und Gewitter, Sonnenauf- und -untergängen, Dosenbier und neuen Freunden, Katzen streicheln, Ferienhaus und Ferienküssen.

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Und einem Vulkan wohl auch und dem Meer, irgendwie…und ich war hin und weg und doch ganz da, bei mir.
1020 mal erzählt

9
Aug
2011

20 gute Jahre

Am Ende denkt man immer an den Anfang oder ich zumindest. Schön war das damals, als wir uns ineinander verliebten; so wie Anfänge eben sind mit all dem innewohnenden Zauber. Das Leben ging los mit echtem Job und großen Gefühlen. Nichts und niemand konnte uns was anhaben.

Es waren gute Jahre. Wir haben die Wohnung gemietet und zusammen renoviert, wir haben grandiose Feste gefeiert und ausgerichtet. Wir hatten die schönste Hochzeit aller Zeiten, wir sind gereist, haben gut gegessen und getrunken und gekocht, waren eingebettet in wundervolle Freundeskreise.

Es waren gute Jahre. Er hat auf mich geachtet, brachte Ordnung in mein Chaos, ist mir in schlechten Zeiten beigestanden, wie versprochen, so richtig am Altar in der Waldkapelle. Stolz haben wir unsere Liebe gezeigt, waren das perfekte Paar, privat und im Job.

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Und doch haben wir unterwegs unsere Liebe verloren. Dann und wann ist sie wieder aufgeblitzt, da haben wir nach ihr gegraben, mal mit vereinten Kräften, mal alleine, auch mit Hilfe; dabei auch an ihr gekratzt, sie fast wieder gehoben, aber dann….Und so haben wir irgendwann aufgegeben, still und leise; und schließlich haben wir es uns eingestanden, dass es war und dass es gut war. Dass eine Entscheidung notwendig ist, wie das Wort schon verrät, um das zu erhalten, was noch da ist, diesen ewigen Teil der Liebe, der halt nicht ausreicht, um miteinander, nicht einmal mehr um nebeneinander zu leben.

Und so standen wir heute gemeinsam vor der Richterin. Wir haben uns beide fesch gemacht, noch einmal das perfekte Paar, freundlich, friedlich, höflich, mit allen notwendigen Unterlagen in getrennten Taschen. Wir haben uns mit ihr erhoben, standing ovations für 20 gute Jahre. Er war ein guter Ehemann. Danke an ihn und alle, die die Zeit mit uns geteilt haben.
Es waren gute Jahre.

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Es kommen gute Jahre.

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1972 mal erzählt

2
Aug
2011

Lun Zen

Zum Frühstück kommt die Jugend etwas später, wie die nette Zimmervermieterin im Herrgottsschnitzerhaus es ausdrückt. Die Jugend lacht und ich mit ihr. Zu viert hatten wir uns aufgemacht zu einer Landpartie, die innen und außen so schönen jungen Menschen, die seit dem perfect day mein Leben bereichern, der Eine und ich. So viele erste Male, wenn die Liebe entsteht und man sich neu erfindet oder besser findet, sich wieder entdeckt in anderen Augen, in anderen Welten. Wenn man Türen und Fenster öffnet in das Leben des anderen, wir, die wir uns lieben und die, die uns schon lange lieben. Und eine Landpartie mit Kräuterwanderung, Feuerwehrfest und Untertauchen im Bergsee. Ganz großes Kino eben.

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Sie hat feuerrote Haare, wie es sich für eine Hexe gehört und wartet bereits auf uns. Kennen gelernt habe ich sie im Naikan und Jujukinkai. In langem Schweigen, bei Arbeitsmeditation und Meditationsmärschen hat sich mein Blick immer wieder an ihr Nackentattooo geklammert und ich habe still Haltung und Disziplin des schönen Mädchens bewundert. Die alte Hütte haben wir gemeinsam ausgeräumt, erinnert sie sich und mich später, als wir nach der Wanderung gemeinsam Bier trinken: „Du hast mir einen Schmetterling geschenkt, den habe ich noch immer.“ Ich freue mich, freue mich über die wundervolle Frau, die uns die Geheimnisse am Wegesrand aufschließt.

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Mit der Brennessel weckt sie unser Interesse und spätestens beim Holler hat sie uns gewonnen, der Eine zieht den Hut in Respekt vor der magischen Schwellenpflanze. Wundersame alte Geschichten und Weisheiten hat sie zu wundheilenden Spitzwegerich, der ausgleichenden Schafgarbe oder der magischen Engelswurz, zu erzählen. Sie lehrt uns rasch die Wirkung der Pflanzen mit ihrer Form, ihren Farben, ihren Blättern ihrem ganzen Wesen zu verknüpfen.

Voll Glück beobachte ich die kleine Reisegesellschaft, die so wie ich von der guten Hexe begeistert ist. Ihre Großmutter habe ihr viel beigebracht, erzählt sie mir und ich bin mir sicher, dass sie all das an ihre kleine Tochter weiter geben wird. Später erzählt sie, dass sie singt – einer Punkband und die beiden Musiker am Tisch freuen sich – immer wieder schließen sich Kreise. „Hexen menstruieren nicht gemeinsam im Mondschein“ erkläre ich dem Einen, nachdem sie heim gefahren ist. „Hexen sind Punk, unangepasste, rebellische Frauen mit dem Wissen über Rausch, Verhütung, Heilung; die Walpurgisnacht ist Punk.“ Wir werden sie wieder sehen.

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Später dann Balkongelächter bei strömendem Regen in dicke Decken gehüllt. Geschichten erzählen, geben, nehmen und viel Lachen. Die Leben verschränken sich behutsam und stetig ein wenig sicherer wie unsere Hände, wenn wir sie zärtlich umeinander schlingen und fast nicht mehr erkennen, welcher Finger zu wem gehört. Spinal Tap und das Fest des Huhns und Landleben und Feuerwehrfest und Grillhendel und Bier und Seifenblasen, immer wieder Seifenblasen.

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Am nächsten Tag dann Tauchen – so lange habe ich vom Eintauchen in Bergseen gesprochen, jetzt will ich es auch tun. Doch ob ich das wirklich will, in einen Anzug gequetscht ins 14 Grad kalte Wasser zu steigen, ausgerechnet ich, die ich diesen Sport stets nur als kleines Urlaubsextra, meist überredet und immer nur von bunten Fischen zu tröstenden Angstgefühlen ausgeübt habe. Ironie des Schicksals, auf der Hochzeitsreise habe ich Tauchen gelernt, und dieser Mini-Honigmond lockt mich erstmals in heimisches Süßwasser. Doch die Angst überwinde ich; und dabei hilft mir auch die fröhliche junge Freundin, die diese Angst teilt. Und dann tauche ich in klaren Bergseen, schwerelos und sicher, ich höre meinen Atem und ich drehe mich auf den Rücken und schaue nach oben. Nur kurz verliere ich die Orientierung und bekomme Panik, aber während ich von Blasen umtanzt aufsteige, sehe ich in die Augen, die die Farbe des Sees haben. Der Mut hat sich ausgezahlt. Die Jugend bleibt, so hoffe ich, länger. So viele Wunder-volle Menschen – danke.

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3541 mal erzählt

28
Jul
2011

Sale

Sommerschlussverkauf aus meinem Bauchladen – Sale.
Und ich verkaufe das Salz meines Lebens, gewonnen aus Schweiß und Tränen; die Würze ist geblieben. Jetzt ganz billig für Lächeln, Lachen, Liebe. Und wundern Sie sich nicht über die Schmetterlinge, die kommen aus dem Bauch...

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Ein schönes Halsband hätte ich anzubieten für den inneren Schweinehund – „Frauerls Liebling“ steht drauf und es stammt noch aus der Zeit, als der ein Schoßhündchen war, der beste Freund des Menschen und noch nicht an der Kette hing und für alles verantwortlich gemacht wurde. Damals, als man noch mit ihm am Boden tollen konnte und die kleinen Zähne noch keine sichtbaren spuren hinterließen. Da durfte er noch im Bett schlafen und wenn ihm ein kleines Mißgeschick passierte, verzieh man es großmütig, er war ja so süß.

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Und Stolz hätte ich wieder im Sortiment. Sicher, der ist übertragen und ein wenig abgenutzt, da und dort durchsichtig, aber doch von erstklassigem Material. Selbst gemacht, Hand genäht und so viel besser als der gekaufte Marken-Stolz; was getan statt just do it, aus Liebe statt I’m loving it, weil ich es mir wert bin, think different, das verleiht Flügel, alles andere kann warten, mit Sicherheit mehr Vergnügen und geht nicht, gibt’s nicht. Wir sind die Guten. Und Spaß ist, was ihr draus macht, connecting people. Dahinter steckt immer ein kluger Kopf. Entdecke die Möglichkeiten.

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Und ausgestreckte Hände, zwei zum Preis von einer. Greifen Sie zu, Sie werden sie kaum fassen können. Sie können damit Schulterklopfen und sie zur Versöhnung reichen; Sie können sie über dem Kopf zusammenschlagen oder sie sich reiben; Sie können sie verschränken, dann wird ihnen warm oder Ihren Kopf darin stützen, falls er vom Denken zu schwer wird. Vielleicht wollen Sie sie auch in Unschuld waschen oder jemandem applaudieren, wenn es sein muss, können Sie sie auch ringen. Sie können sie auch einfach nehmen und mich umarmen, das wär doch was?

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Also schlagen Sie ein, greifen Sie zu, nehmen Sie sich was aus meinem Bauchladen, manches ist alt, doch könnte es schon nächste Saison wieder modern sein, redlich erworben ist alles und vergessen Sie nicht, der Sommer ist noch nicht vorbei, vielleicht kommen ja noch ein paar sonnige Tage, wo Sie was davon ausführen könnten…

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2420 mal erzählt

24
Jul
2011

Ich hab getanzt heut nacht

Und dann endlich wieder tanzen – im Volksgarten, der Banane, die jetzt Säulenhalle heißt und immer Banane bleiben wird. Der Erstgeborene legt auf, die Wohnzimmerbelegschaft ist gekommen. Ich selbst bin mit Freundinnen unterwegs, tänzle und tanze zwischen den Welten. Die Musik eint, vertraute Songs, schöne Menschen, fliegende Blicke und immer wieder Sehnsucht nach einem, der nicht da ist. Und doch tanz ich mit ihm, für ihn.

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Irgendwann läuft dann doch Amy Winehouse – I’m no good. Ein paar Stunden vorher hab ich von ihrem Tod gelesen, auf Facebook. Er hat sich dort schneller verbreitet als das Attentat in Norwegen am Tag zuvor. Die öffentlich bekannte Tote, deren Verfall in den letzten Wochen und Monaten immer wieder in Tubenform durch die sozialen Netzwerke blitzte berührt mehr als die vielen Toten, ermordet von wirrem Fanatismus und diese wiederum berühren mehr als die verhungernden Kinder, deren Bilder schon wieder aus den Nachrichten verschwunden sind – alle fünf Sekunden stirbt eines von ihnen. Aber mit amy ist wohl was anderes gestorben oder geboren oder wiederbelebt: Live fast, die young und der uns vertraute Schmerz, der mit ihrer Stimme berührt. I don’t want to go to Rehab, mitgegrölt im Auto, Lautstärke auf Anschlag und Wildheit im normalen Leben – 27 eben, für immer. Aber dieser Schmerz, diese Seele liegen in so vielen Stimmen und Songs, zu denen ich noch tanze in dieser Nacht. Ein Lied noch und noch eines, bis die Füße schmerzen…und zwischen den Schatten der Säulen, an den kleinen Tischen im Garten taucht ein anderer Toter auf, ein Herz in die behaarte Brust geschoren, lachend, berauscht und übermütig. Auch er hat schnell gelebt, ist früh gegangen...

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Ich aber lebe schnell und intensiv und noch!
1064 mal erzählt

21
Jul
2011

Seelenreiselogbuch in den Iden des Juli

Immer wieder bin ich erstaunt, wie klein und zart sie eigentlich ist, die Meisterin der stahlharten Liebe, denn ihre Kraft und Präsenz lassen sie immer viel größer erscheinen. Und auch ihr wahres Alter bleibt hinter den blitzenden, aufmerksamen Augen und dem breiten Lächeln verborgen. Ich mag ihr trockenes Lachen und ihre leicht raue Stimme, noch mehr aber mag ich die magischen Worte, die sie findet, nachdem sie die Lebensbilder konzentriert betrachtet hat. Und ihr Mädchengesicht. Niemand, den ich kenne, versteht die verletzten Kinder in den Menschen so sehr wie sie. Wie ein Puzzle setzt sie zerbrochene Seelen wieder zusammen, heilt ohne viel Aufsehens, verdichtete Zeit.Die Dankbarkeit ist das gesündeste Gefühl, lehrt sie und lässt es erleben. Erst wenn ich Dank für etwas empfinde, nehme ich es an und es steht mir zur Verfügung, sagt sie uns und wir nehmen diese Worte dankbar auf.

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Und mit einem Herzen voll Dankbarkeit fahre ich zur Mutter nur um dort wieder abzuprellen an Vorstellungen, denen ich wohl nicht gerecht werden kann. Doch ich sitz es aus und atme aus, spreche mit dem Vater, dort, wo ich immer bei ihm bin und finde Trost im Wissen, dass sich jemand nach mir sehnt. Und in der Dankbarkeit für die reichen Geschenke, die mir mein Leben macht, die Fähigkeit zu lieben, die Eltern, die mir das Leben geschenkt haben, es mich gelehrt haben, die Menschen, die mich begleiten, die mir begenen, mit mir lachen, weinen, kochen, essen trinken, sprechen, mich berühren mit Blicken, Worten, Lippen, Körpern. Und dass ich all das sehen, hören, erfahren, lernen kann und darf.

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Abawuschabawui…
800 mal erzählt

15
Jul
2011

Endlich wieder Sommer

Der Schmerz lässt sich in tausend Worte verfassen, das Glück hat tausend Bilder. Und viele Lächeln. Augen-Blicke.

Am Plattenspieler drehen sich Milt Jackson & John Coltrane. Es ist Freitagnachmittag, der zweite innerhalb weniger Tage. Der erste war ein besonderer, jetzt sind wir allein. Das Bier ist kühl. „Es ist Sommer“, sagt der Erstgeborene und öffnet das Fenster. Wie schön das Saxophon klingt. Die 100 Jahre gehen ihrer Vollendung zu. Es ist Sommer, wenn die Seelen herauskommen, um im Sonnenlicht zu tanzen

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Es ist ein Sommer-Glück, heiß und verschwitzt, flirrend und doch voll unendlicher Ruhe. Mal ist es leise, wie ein verwunschener Garten mit einem Baumhaus für die Kinder. Küchengespräche. Dann ist es ein Punkkonzert, Bier und Pogo an einem Platz, den ich aus einem anderen Leben kenne, vertraut und neu. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft treffen einander. Ach, wie liebe ich diese Stadt, wie wundervoll ist es hier zu lieben. Ich wandere durch mein Wien, wie durch mein Leben, entdecke Plätze neu und wieder und Menschen.

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Wieder sitze ich in der Schmiede, wo Werkzeuge fürs Leben und Lieben geschmiedet werden, als Tippse heilender Worte. Tränenströme betreiben die Mühlräder des Liebens und mitten in der Glückseligkeit berühren uralte Schmerzen. Und die Erkenntnis wie reich beschenkt ich bin vom Leben, so viel Glück und Liebe und Möglichkeiten. Die Dankbarkeit zählt zum Kostbarsten, erklärt die Meisterin. Draußen rauscht der Bach und die Pfaue schreien, drinnen wimmert die alte Sehnsucht.

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Und über allem liegt das Wissen, dass ich glücklich bin, weil ich all das erleben darf, Schmetterlinge nicht nur im Bauch.

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1095 mal erzählt
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Mock Turtle

Sit down, both of you, and don't speak a word till I've finished

Who sits there?

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Im Bilde

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Soundtrack

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Alle Kraft für ihn!
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Lieber Yogi, ein bisschen frivol der Geburtstagsgruß...und...
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