8
Mrz
2008

Save the Last Dance für Me

Freitag Nachmittag beim Erstgeborenen: Er hat Liebeskummer. Wie bei den Schallplatten und den Filmen ist er auch in Liebesdingen eher an Vergangenem interessiert und in einen Sampler alter Gefühle verstrickt. Pure Soul. Es sei das Objekt der Begierde, erklärt er, das immer wieder komme und mehr wolle und selbst nicht zu geben bereit sei. Wie die Tanzenden, wenn er auflege, werfe ich ein, auch sie wollen immer mehr, nur nicht nach Hause gehen und einschlafen. Und er spiele ihnen auch noch die eine oder andere Nummer. Und sie wollen noch mehr.

Aber irgendwann sei es dann Zeit, die ultimative Schlussnummer aufzulegen.

Für dieses Set, für diese Liebe – Cut – rotes Band drauf – zurückspulen – beschriften - ins Regal.

Tonband

Nur die ultimative Schlussnummer muss man finden….

Mit welchem Song beenden Sie Ihre alte Liebe?
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4
Mrz
2008

Maskenspiel

Der gebende Freund hat uns zu einer Redoute in ein Restaurant mit Tradition geladen: Die rohseidene Freundin, den Liebsten und mich, verkleidet mit Smoking und Abendkleid und venezianischen Masken. Für Tanzmusik war auch gesorgt und am Keyboard der New Orleans Dixieland Band saß einer, der die singende Freundin, die prickelt wie Rose-Champagner, vor einem halben Jahr sexuell belästigt hatte, ein armes Würstchen im Kostüm des Musikers.

Ein wenig machte der Abend auf 70er und 80er des letzten Jahrhunderts und so war es nur logische Konsequenz, dass wir dann in der Eden landeten. Dort zu beobachten: Mensch gewordene Klingeltöne, verkleidet als Band aus Manila, die Belegschaft eines Mädchenpolterabends, mit Krönchen und Zauberstab in plumpe Elfen verwandelt, zu Lados "Just A Gigolo"ekstatisch tanzend, ein unbekanntes Paar in der Rolle der Dancing Stars, vielleicht Michaela Z. seriös mit Brille und ein blauer, jetzt oranger, Herr H. in der Maske des Peter W. – ganz ohne Leibwächter.

Entlarvt.

Maske
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27
Feb
2008

Ge-Buch-t

Ich habe mir beim geschätzten Herrn Dr. Schein-bar ein Stöckchen eingefangen:

1. Nimm das nächste Buch in deiner Nähe mit mindestens 123 Seiten.
2. Schlage Seite 123 auf.
3. Suche den fünften Satz auf der Seite.
4. Poste die nächsten drei Sätze.
5. Wirf das Stöckchen an fünf Blogger weiter.

Nun denn:

Zu seinem großen Erstaunen war seiner Mutter dieses "Geständnis" nicht peinlich, sondern es schien sie zu erleichtern. Natürlich war Markus durch dieses neue Wissen sehr aufgewühlt. Doch er wirkte stabiler und sicherer als zuvor, und er selbst fühlte sich sehr gekräftigt.

Ich halt es mit den anderen - greife zu, wer will....
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Holger

Wie ein warmer ausgestreckter Arm legte sich ein Blick um Susannas Schulter, während sie ein Pils zapfte. Sie wusste gleich, wer ihr diesen Blick gesendet hatte, sie musste sich nicht umdrehen. In den letzten 20 Jahren hatte sie gelernt, Blicke zuzuordnen, ohne sie erwidern zu müssen. Auch wenn sie weniger geworden waren. Es war auch diese Sehnsucht der nachts Streunenden, die sie von Anfang an für diesen Job, der ein Beruf geworden war, begeistert hatte.

Sie konnte sich noch genau an jenen Abend erinnern, als Peter sie gebeten hatte, die Seiten zu wechseln – vom Stammgast an der Theke zur Aushilfe hinter der Theke. Drei Stunden hatten gereicht, um ihr Leben zu verändern, um sie erkennen zu lassen, was ihre wahre Bestimmung war. Als sie in den frühen Morgenstunden heimgekehrt war, hatte sie sich an Holger geschmiegt und ihm von all den Blicken, den Scherzen, den Menschen erzählt. Zwei Tage später stand sie wieder hinter der Bar. Sie war glücklich.

Susanne genoss die Zuneigung der Stammgäste, ihren Respekt, der scheinbar gewachsen war, seit sie die magische Schranke aus Holz überwunden hatte. Sie gab sich der Arbeit hin, versuchte das perfekte Bier zu zapfen, merkte sich die Vorlieben ihrer Gäste, und das kleine Einmaleins der Wein-Achteln. In nur einem Monat eroberte sie die sechs Quadratmeter zwischen Schank und Küche, machte sie zu ihrer Bühne. Sie flirtete, war schlagfertig und hörte zu. "Zuhören ist das Wichtigste", erklärte sie Holger bei ihren frühmorgendlichen Berichten. Und weil er immer zu Hause blieb, beschrieb sie ihm alles detailliert. Er war ein fantastischer Zuhörer

Schon bald wurde Susanne zur Projektionsfläche der Einsamen, zur Zielscheibe der Sehnsucht. Wie eine Psychotherapeutin erlegte sie sich die Pflicht auf, mit ihren Klienten, mit ihren Gästen, keine sexuellen Beziehungen zu beginnen. Und da war ja auch noch Holger, ihr Schutzschild. Mehr als einmal warf sie frühmorgens einen Blick auf die Uhr: "Oh - so spät schon, ich muss heim, Holger wartet." Es waren seine Augen, die sie sich vorstellte, wenn die Gefahr bestand in anderen Augen zu ertrinken, wenn fremde Blicke sie zu fest berührten.

Aus zwei Wochendiensten wurden fünf, das Aufstehen wurde immer schwieriger und schließlich gab sie ihr Studium auf. Lehramt Deutsch und Englisch war lächerlich gegen all das, was das Leben sie dort in dem kleinen Lokal lehrte. "Das musst du verstehen", erklärte sie Holger eines Tages. Er sah sie an, ja, er brummte ein wenig, mehr aber nicht. Ihre Eltern brüllten. Sie sei nicht mehr ihre Tochter, tobte die Mutter, sie würde schon sehen, wo sie ende, erklärte der Vater. Susanne war traurig deswegen. Aber ihr blieb Holger.

Irgendwann küsste die dann doch einen Gast. Sie hatte ihre Schutzschilder nicht rechtzeitig ausgefahren und ehe sie sich versah, war sie in seinen Augen versunken. Seine Blicke zogen sie aus, seine Worte hüllten sie ein und je mehr sie sich wehrte, desto mehr verstrickte sie sich in ihnen. Sie erzählte Holger nichts von ihm und ihm nichts von Holger. Nachdem sie mit, bei ihm geschlafen hatte, duschte sie lange und gründlich. So als könnte sie ihre Schuld mit seinem Geruch abwaschen. Es war schon mittags als sie heim kam. Holger stellte keine Fragen. Als dieser Gast kurz darauf fern blieb, war sie erleichtert.

Ein anderer war hartnäckiger. Er wollte einen Stammplatz an der Bar und einen Fixplatz in ihrem Leben. Seine Blicke waren Übergriffe, taten ihr Gewalt an, nahmen sie in Polizeigriff. Deswegen gab sie ihm ursprünglich nach, deswegen hatte sie dann genug. Manchmal hatte sie Angst, dass Holger die blauen Flecken entdecken würde, die seine Sehnsucht hinterließ. Vielleicht wollte er sie bloß nicht bemerken. Was sie anfangs fasziniert hatte, stieß sie bald ab. Da tat einer wie ein Stammgast und war keiner. Sie warf Worte wie Steine nach ihm, um ihn zu verjagen. Es gelang.

Einmal verliebte sie sich in einen androgynen Prinzen. Wegen dem hätte sie sogar Holger verlassen. Ein Schweigen gegen das andere eingetauscht. Monatelang vereinigte sie sich mit ihm in jenen seltsamen Phasen zwischen Wachheit und Traum. Immer schuldbewusst, weil sie ja den wahren Geliebten in ihrem Armen hielt, während ihr Kopf fremdging. Abende lang schlug ihr Herz höher, wenn sich die Tür zur kleinen Bar öffnete. Er hätte ja kommen können. Irgendwann kam er auch wieder, eine Schönheit im Schlepptau. Das half.

Als Susanna an diesem Abend das Lokal zusperrte, stand Karl neben ihr. Seit 20 Jahren war er Stammgast. Seit seiner Scheidung vor zwei Monaten war er täglich in der kleinen Bar und ließ sie nicht aus den Augen. Seit zwei Wochen begleitete er sie nach der Sperrstunde jeden Tag bis zu ihrer Wohnung. Als sie einmal ein wenig gefröstelt hatte, hatte er seinen Arm um ihre Schulter gelegt. Seitdem tat er auch das wie selbstverständlich. Vor der Haustüre verabschiedete er sich für gewöhnlich mit zwei Wangenküssen: "Grüß Holger, unbekannterweise."

An diesem Abend aber nahm er nach den beiden Küsschen Susannas Kopf in seine großen, warmen Hände. Er sah ihr in die Augen. Obwohl seine Blicke ihr so wohl vertraut waren, hatte sie nie gewusst, wie schön seine Augen waren, dachte sie, als er sie endlich küsste. Sein Biergeschmack vermischte sich mit ihrem Fernetgeschmack. Nach dem langen Kuss verbarg Karl sein Gesicht an ihrer Schulter: "Bitte, bitte, nimm mich mit rein." Seine Stimme war leise und rau. "Holger…", stammelte sie. Dann sperrte sie auf. Es wurde eine leidenschaftliche Nacht, vielleicht die leidenschaftlichste Nacht ihres Lebens.

Susanne erwachte eng an Karl gepresst. Sie hörte seinen Atem, spürte seine Haut, ihre linke Hand hielt sich an seinem Brusthaar fest. Sie mochte seinen Geruch. Noch wagte sie nicht die Augen zu öffnen. Hinter geschlossenen Lidern beschwor sie noch einmal die Bilder der letzten Nacht. Erst jetzt machte sie vorsichtig die Augen auf, Wo war Holger? Und da sah sie ihn. Karl hatte ihn mit seiner rechten Hand fest an sich gepresst, ihren alten abgeliebten Stoffbären. Holgers Augen glänzten.

Susanne lächelte.
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24
Feb
2008

Totale Sonnenfinsternis: 11. August 1999

Danke Audrii, für das Erwecken dieser Erinnerung:

Es wird leiser, die Bienen sind verschwunden, die Vögel verstummt, einzig die Grillen zirpen. Wie haben es unsere Ahnen wahrgenommen dieses Still-Werden, das für uns an und für sich schon ein Ereignis ist? Konnten sie diese Stille von einer anderen unterscheiden? Hat sie ihnen das Außergewöhnliche vorangekündigt? Spüren wir das Wunder instinktiv? Haben wir es auf unserem Megadatenspeicherplatz Seele bereits gespeichert? Oder ist es uns von Kronen Zeitung und news via Schutzbrille geschenkt? Matrix.

Schnell fährt noch ein Auto einen Hügel hinauf – näher meine Sonne zu dir – Hunde bellen – es wird dunkler – oder es sind doch bloß die Wolken.

Die Sechs der Stäbe - Sieg - Wiedergeburt.

Die Möndin verzehrt den Sonnengottmann. Ein Käuzchen schlägt im Wald an. Sie trinkt seinen Samen, bereit ihn wieder zu gebären, als neuen Tag, als neues Leben.

Ich bin die Sonne und auch der Sonnengottmann – ich bin die Möndin und hungrig wie sie – ich werde wiedergeboren. Ein zweites Käuzchen antwortet dem ersten. Sein kahler Schädel – der Mond – schiebt sich vor meine Sonne und sie vergeht und in diesem Vergehen liegt unendliche Lust. Nach dem Schrei der Sonne, schreit ein Käuzchen.
Urmuttergöttinengefühl – Angstwort Mutter.

Als die Sonne verging und man sie mit der Schutzbrille nicht mehr sehen konnte war da die 13.Tür – das Verbotene der Märchen und Mythen. Der ungeschützte Blick zum Himmel gefährdet das Augenlicht, die 13. Tür ist unverschlossen. Und ich erbebte und der Himmel war ein Zelt. Tausend Farben und wie Sterben und ein einziger Blick, ein einziger nur in den Feuerring und schuldig werden.

Und dann war ich alles und Urmuttergöttin – sein Leib an mich gepresst und ich erbebte und sank auf die Knie. Dann erhob ich mich, starrte in die wiederbefreite Sonne und pisste im Stehen und ich war alles und eins mit der Welt und Ozeane strömten aus mir - ein wogender Strahl – ich wischte meine Scham mit Klee –
Ich grinste.


TatooSoFi2
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20
Feb
2008

Le Nozze Venziano

Der gebende Freund hat uns in sein Leben eingeladen. Wir durften Gäste sein bei der Hochzeit seiner Tochter. Und so trafen Freundschaftsbänder auf Blutsbande, Wahlverwandte auf Familienmitglieder. Vier Tage und drei Nächte lang warfen wir einen Blick in eine Welt, in der wir wohl immer nur Zaungäste bleiben werden. Im Teatro war das Theater kaum zu übersehen und manchmal kamen wir uns in der Stadt der Masken vor wie Zanoni, die sich heimlich unter die Vecchi gemischt hatten.

Aber vor allem waren wir Gäste, vom großzügigen Freund geladen. Der Freund hat alles bezahlt, gegeben hat er - wie so oft, seit wir uns kennen – viel, viel mehr: Liebe, Freundschaft, Wärme und Vertrauen.

Mir war es, als würde ich ein wunderbares Land bereisen, in dem ich aber nicht leben wollte.

Denn erst durch das Erwachen wird ein Traum schön.

theatro-fenice3
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13
Feb
2008

Zum Geburtstag

Wahr

Du bist
Mein Tag und meine Nacht,
Mein Brot und meine Butter,
Mein Mantel und mein Hut,
Bist oft wie Vater mir - und Mutter.

Du bist
Meist meine gute Seite,
Beschützt mich manchmal vor der Welt,
Du schenkst mir Frieden und

Du bist
in meinem Liebesfilm der Held.

Du bist
Wie ein erfüllter Wunsch,
Wie etwas, dass man endlich kann,
Vernünftig oft und schrecklich klug,

Du bist
mein Freund,

Du bist
mein Mann.

Du bist,
was immer ist
- und niemals war.

Meinem wundervollen Mann zum Geburtstag
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Danke!
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11
Feb
2008

Das Geständnis

Freitagnachmittag beim Erstgeborenen. Eben noch heiter entspannt, entwickelt sich ein seltsam tragisches Thema. Um die Kindheit geht es zwischen Stadt und Land und um die Liebe zu Tieren, die im bäuerlichen Heimatraum ein tragisches Ende gefunden haben – gemeuchelte Kaninchen, geschlachtete Ziegen, getötete Kälbchen. Kinderliebe von den Nachbarn und Großeltern hinterrücks ermordet.

"Damals hätte ich fast meine Oma getötet", erzählt einer: "Da war dieses Kälbchen, das ich ein Monat lang gefüttert habe. Die schönsten Blätter hab ich ausgesucht und immer ist es mir schon entgegen gekommen." Und dann habe ihn die Großmutter – eine Fleischerin - in den Schlachtraum gerufen. "Überall waren Blutspritzer und die Oma hat eine Schürze angehabt, voll Blut und dick ist sie dagestanden, die Hände in den Hüften und hat gelacht." Und er habe nur das Kälbchen gesehen, seinen Freund, und tiefen Hass empfunden. Irgendwann an diesem Tag, habe er die Oma in den Kühlraum gesperrt, wohl wissend wie gefährlich das war – Rache für das Kalb. "Nach zwei Stunden haben sie sie gefunden. Ich hab nie jemanden gesagt, dass ich das war. Sonst wäre ich wohl geendet wie das Kälbchen, aufgespannt im Kühlhaus."

Wir schweigen, es könnte ja auch wahr sein. Dann trinken wir blutroten Wein und hören Soul. Später tanzen wir.
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4
Feb
2008

Gewonnen, gewonnen, gewonnen

Ganz gerührt hänge ich das wohl gewählte Metaphernkärtchen von Herrn and more über meinen Schreibtisch....

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589 mal erzählt
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Mock Turtle

Sit down, both of you, and don't speak a word till I've finished

Who sits there?

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datja - 18. Jul, 18:34
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Lieber Yogi, ein bisschen frivol der Geburtstagsgruß...und...
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katiza - 5. Jul, 14:09

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