2
Feb
2008

Finale der Gedichte mit Geschichte

Wunschliste

Ich möchte mit dir trinken
Und streunen in der Stadt
Dann möchte ich niedersinken
Von Wein und Lachen satt.

Ich möchte bei dir liegen
Und fühlen deinen Duft
Dann möchte ich dich besiegen,
dich schnappen hören nach Luft.

Mein Hunger kann nicht enden
Dazu hab ich zu viel
Du hast mich nicht in Händen.
Ich wollt, es blieb ein Spiel

Und doch möchte ich dir geben,
Was ich noch keinem gab,
Etwas von meinem Leben,
Das ich verborgen hab.

Dann Brudertier, dann geh
Lass mich dann bloß allein
Ich will nicht, dass ich seh
In deinem Blick mein Sein.

Fußnote aus dem Hier und Jetzt: Mit dem Brudertier aus diesem Gedicht geht es mir ein wenig wie dem verehrten Herrn Brecht mit Marie A.. Wem genau es die Mock Turtle gewidmet hat, hat sie längst vergessen - einen Hauch von seinem Duft kann sie noch immer fühlen...
572 mal erzählt

1
Feb
2008

Der Mock Turtle lyrische Suite Teil 3

Mit Vorsicht genießen
(Oktober 1989)

Manchmal, wenn wir beieinander lagen
Und ich spürte deine Haut
Wollte ich "Ich lieb dich" sagen
Doch ich sagte es nie laut

Manchmal, wenn wir beieinander lagen
War ich plötzlich auch bereit
Dich nach deiner Lieb zu fragen
Doch ich dachte "bleibt noch Zeit".

Manchmal, wenn wir beieinander lagen
Hab ich darum dann geschwiegen
Wollt ich doch an andren Tagen
Wieder einmal bei dir liegen.


Fußnote aus dem Hier und Jetzt: Wie heißt es so schön in Grimms Märchen von Brüderchen und Schwesterlein: "Jetzt komm ich noch einmal und dann nimmermehr." Die Mock Turtle bleibt euch zwar erhalten, aber mit der exhumierten Lyrik hat es sich bald.
520 mal erzählt

31
Jan
2008

Comeback of the Turtle

Fast ein Sonett
(aus der lyrischen Epoche 1989)

Ich bin in manchem Bett gelegen
Und Betten mussten es nicht sein
Wegen der Lust und auch wegen
Der Wärme und weil man einsam ist allein.

Man sieht die Menschen besser in der Nacht
Bevor der Morgen graut, sollte man gehen
So bin ich neben wenigen nur erwacht
Und nur mehr die kann ich, schließ ich die Augen, sehn.

Die andern sind mir längst entschwunden
Gesichter, Küsse, Hände, Stunden,
Lustgewinn, Kampf und Seelennot,

Der Duft des Schweißes, Geschmack von Haut
Und Worte leise und Schreie laut
All das und mehr ist in mir tot.

Fußnote aus dem Hier und Jetzt: Das haben wir nun davon. Die Mock Turtle holt noch mehr aus den Untiefen Ihres Schatzkästchens. Und das war noch nicht alles....
498 mal erzählt

30
Jan
2008

Mock Turtle lässt grüßen...

Assoziation
(geschrieben vor 19 Jahren )

Ich denk jetzt oft an Brecht
Der schön vom Vögeln schrieb
Und fühl mich dann ganz schlecht
Als Männersprachendieb.

Ich schrieb in 'nem Gedicht
Ich will mit dir ins Bett
Nur Lyrik bringt es nicht
Auch Bumsen ist ganz nett

Ich hab das langsam satt
Gereimte Onanie
Geschlechtsverkehr am Blatt
Doch zwischen Laken nie.

Auch Brecht hätt' nicht gewollt,
Dass eine Frau das tut.
Auch er hätt' mir gegrollt
für meinen schönen Mut!


Fußnote aus dem Hier und Jetzt: Ich weiß schon, es holpert ein wenig und das Exhumieren alter Gespenster in der Öffentlichkeit schickt sich nicht, aber manchmal bin ich machtlos gegenüber dem langgezogenem Seufzen der
Mock Turtle.
906 mal erzählt

29
Jan
2008

dass sie doch zu Dir spricht

Der gebende Freund hat mich in Konzerthaus entführt. Gemeinsam mit zwei anderen aus seinem "Harem der Verwöhnten", wie ich - zu seinem Missfallen - die Frauen nenne, die er um sich schart. Die eine ist meine rohseidene Freundin, die er ins neue Jahr geführt hat – mehr Sonne als Schatten in unserem Beziehungsgeflecht. Von der anderen kannte ich den Namen, wusste ein paar Kleinigkeiten – sie auch von mir. Genug für spontane Vertrautheit, ein bisschen Haare zupfen von der Schulter, ein milder Blick, ob des Freundes liebenswerter Eigenheiten.

Das Alban Berg Quartett sollten und wollten wir hören. Ich zum ersten und wohl zum letzten Mal live. Gute Plätze hatte er besorgt, der Freund, am Podium, ganz nah am Geschehen, gut für mich, die ich wohl besser sehen kann als hören.
Und was ich sah, gefiel. Joseph Haydns Instrumentalmusik über die "Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze" bot Gelegenheit zu beobachten, direkt im Blick Günter Pichlers bewegte Mimik. So viel Frieden im Gesicht und auch ein wenig Schalk, blitzende Augen im Kontakt mit den Mitspielenden, nichts von Jesus am Kreuz empfand ich, sondern vielmehr Musik und Leben. Gerhard Schulz füllig, präsent, immer wieder rissen Stränge an seinem Bogen und Isabel Charisius, so jung im Vergleich, so stark und alle mit entspannten Minen, unangestrengt. Von Valentin Erben sah ich nur den Rücken.

Und dann spielten sie Alban Berg, die lyrische Suite, und weit mehr als Haydn und Schuberts Streichquartett in G-Dur D 887, bewegte mich dieses Werk. "Ich habe Dich gefangen und eingesponnen, meine Geliebte, in das Netz meiner Musik", hat Berg an Hanna Fuchs geschrieben, die heimliche Geliebte, in einen von 14 erhaltenen Liebesbriefen. Indiskret darin zu lesen und doch ergänzen sie das Gehörte wohl perfekt. Werfels Schwester war die schöne Hanna und verheiratet wie der Komponist, der einmal Dichter werden wollte. Vielleicht erreicht er mich, die Wortverliebte, auch deswegen und fasziniert mich, durch das, was ich niemals hören kann, mir aber die Sekundärliteratur verrät: Die Initialen AB und HF hat er verflochten in die Sätze der Suite, und "unsere Zahlen 10 und 23". "Tristan und Isolde" finden sich wieder, wissen die Hörenden, Musikerfahrenen, ihren, Hannas, Kindern widmet er das Rondo am beginn des zweiten Satzes. Ein Rondo erkenn ich wohl nicht und dass ein Satz zu Ende ist, zeigt das Quartett durch kurzes Innehalten. Das Publikum hustet. Ich aber kann nicht mehr in den wunderbaren Gesichtern forschen, ich bin eingesponnen in diese ferne Liebe, in deren sechsten und letzten Satz ich – unterstützt vom Programm – Charles Baudelaire wieder begegne. Seine Fleurs du Mal blühten, als ich noch Mädchen war, wohl genau dort in meiner Seele, wo sich jetzt diese Töne ausbreiten und mich erfüllen.

Zu dir, du einzig teure dringt mein schrei
Aus tiefster schlucht darin mein herz gefallen.
Dort ist die gegend tot. die luft wie blei
Und in dem finstern fluch und schrecken wallen.
Sechs monde steht die sonne ohne warm.
In sechsen lagert dunkel auf der erde.
Sogar nicht das polarland ist so arm.
Nicht einmal bach und baum noch feld noch herde.
Erreicht doch keine schreckgeburt des hirnes
Das kalte grausen dieses eis-gestirnes
Und dieser nacht. Ein chaos riesengross!
Ich neide des gemeinsten tieres loos
Das tauchen kann in stumpfen schlafes schwindel..
So langsam rollt sich ab der zeiten spindel!
Baudelaire: Die Blumen des Bösen, Umdichtungen von
Stefan George, Zweite Auflage, Georg Bondi, Berlin 1908


Am Schluss steht Schmerz. Lange klingt der Zeiten Spindel nach, während der Pause und auch während Schubert. Und dann die Zugabe: Mit Haydn geht die Sonne auf, aus Nebel über Weinbergen.



"Meine Musik wird trotz aller Modernität so stark sein, dass sie doch zu Dir spricht",
schrieb Alban Berg an Hanna Fuchs – und ich habe es gehört
995 mal erzählt

18
Jan
2008

Vom Glück der Zahlen

43 ist eine glückliche Zahl – wie treffend, dass sie mich nun nach der Antwort ein Jahr lang durchs Leben begleitet.

Wie reich beschenkt hat mich dieses vergangene Jahr. Ein wahres Füllhorn hat es über mir ausgegossen: Voll Reichtum, Freude, Blumen, Soul, Freundschaft, Ausatmen, Liebe und Fantasie.

Und vor allem hat es mir die Erkenntnis geschenkt, dass diese Zahl in der Klammer hinter dem Namen, der ich im Lauf der Jahre immer wieder große Bedeutung geschenkt habe, völlig irrelevant ist, wenn es um all das geht – selbst wenn es eine glückliche Primzahl ist.
1088 mal erzählt

15
Jan
2008

Maschinendichtung 0801 Aus der Zeit: Happy End gib 8

Wie so oft ist mir Dr. Schein ein Vorbild. Weil zu sehr mit beruflich schreiben beschäftigt,lass ich arbeiten:

Ich stelle ich diese Geschichte lieber in meinen Blog – gefunden habe ich auch gerne eine große Koalition mit wem auch immer.
Und auch Julie war von Sinnen aber nicht ergeben.
"Jetzt zieht also auch noch so stark und was strenges asiatisch Gemustertes, Strapse und Strümpfe für beide.
Sie probierte alle drei an.
Er beantwortete es mit mir essen zu gehen, Gesprächsthema ist fast ausschließlich die Mutter.
1092 mal erzählt

1
Jan
2008

Prinzessin Mausezahn

Sie lachen. Alle schauen sie das kleine Mädchen an. Ganz großer Auftritt für Prinzessin Mausezahn. Aber Mama hat Tränen in den Augen. Mama weint oft. Beim Lachen. Prinzessin Mausezahn weint auch oft. Wenn sie zornig ist. Dicke Tränen hängen an den Schneewittchenwimpern, die eben noch verführerisch geklimpert haben. Die grünen Augen füllen sich mit Wasser. Der kleine Mund, der gerade noch begeistert geplaudert hat, verzieht sich nach unten. Das Kindergesicht wird zur Maske der griechischen Tragödie. Es ist das Gesicht der griechischen Tragödie. Die großen Tragödien sind Familientragödien. Der ganze Schmerz des Kinderlebens, ein Gegengewitter zu den kleinen Blitzen, die den Raum durchzucken. Kleine Nadelstiche der Eheleute. Vater und Mutter verletzen sich. Da hilft nur ein "kleiner Wirbelwind". Und die andere Welt, die inszenierte.

"Sag ma, du bisch die große Schwester und I die Kloane". Ihre Augen blitzen mich unter den unglaublichen Wimpern an. Bezaubernd. Wie der Vater, meine allererste große Liebe. Beim Papst wollten wir um eine Ausnahmegenehmigung ansuchen, um heiraten zu dürfen. Schließlich waren wir ja Cousin und Cousine. Vielleicht war es aber auch vor allem mein Plan. Wegen dieser Augen und weil er mein kleiner Bruder war, Verbündeter und Verbundener. Seinen Zorn habe ich ertragen, tagelanges Schweigen, Hasserfüllte Blicke. Ich kannte diesen Zorn sehr gut. Es war auch mein Zorn, aber ich war der "kleine Wirbelwind" und versuchte die Welt für ihn, für uns zu inszenieren.

Sie lebt im Paradies. Einzige Tochter wohlhabender Eltern. Wohlig geborgen, hoch willkommen. Das ganze Glück der Eltern. Bildhübsch, reich beschenkt, gefördert, geliebt. Verwöhnt und gleichzeitig wohl erzogen. Kleinfamilienidylle im Großfamilienschoß - perfekte Inszenierung.

Man muss sie zum Lachen bringen. Das funktioniert am besten. Weinen und Schreien ist nur im absoluten Notfall anzuwenden. Da gehen sie erst recht aufeinander los. Besser ist, wenn sie lachen. Dann lachen sie sich manchmal an. Dann bewundern sie mich und sind lieb. Nicht nur zur Prinzessin Mausezahn. Auch zu sich. Aber das ist nicht immer einfach. Ich muss sie sehr genau beobachten, muss sie beschäftigen. Ich weiß nie, wann sie zu blitzen beginnen. Oder Schweigen. Oder einen drücken und herzen. Und weinen.

Da hilft es, kleine Schwester zu sein. Oder eine große Schwester zu haben. Oder einen kleinen Bruder. Oder zumindest so zu tun, als ob.

Und kann doch nicht helfen.
1455 mal erzählt
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Mock Turtle

Sit down, both of you, and don't speak a word till I've finished

Who sits there?

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