29. November: Blue Monday
Am Montagmorgen erwarteten wir den Bankmenschen, was die Mutter stets in aufgeregte Geschäftigkeit versetzte. Ich bewundere sie für die Anstrengung und Disziplin, mit der sie das Leben weiterführt. Geldsachen hat immer der Vater erledigt, hat sie ahnungslos gelassen; sie hatte ihre Kreditkarten und Bares, wenn sie danach fragte. Jetzt sieht sie sich als die Verwalterin des Vermögens, meines Vermögens, wie sie gerne betont. Den Banken gegenüber hegt sie tiefes Mißtrauen, irgendwie allen gegenüber, wenn es ums Geld geht. Sie fürchtet eine Inflation, die Steuern empören sie. Auch die 1.300 Euro Mindestlohn, wo sie doch nicht mehr Pension bekomme. Wenn ich dagegen argumentiere – man solle seinen Neid nicht nach unten, sondern wenn schon nach oben richten – nennt sie mich Kommunistin und „Mit dir kann ma nit reden.“
Die Trennung macht sie traurig, auch weil sie dem Schwiegersohn nicht mehr einkleiden kann, weil sie es unnötig findet, sich zu trennen, weil man das nicht hat, aber auch weil sie ihn mag, trotz Gezeter. Seit Jahren mutmaßte sie Beziehungskrisen, wo keine waren, brachte sogar den vater dazu besorgt telefonisch nachzufragen, jetzt bedauert sie mich, ihn, uns. Die Barbara Karlich-Show, die im Fernseher neben uns plätscherte – Scheidung im Alter – erleichterte das Gespräch. Sie sprach über ihre Ehe, gab wie selten seit dem Tod des Vaters Defizite zu. Sie erzählte, wie allein sie sich bei meiner Geburt gefühlt hatte, weil der Vater zu einem Schirennen gefahren war, wie verloren sie miteinander waren und schließlich wieder vom Onkel, der sie als kleines Mädchen mißbraucht hat, jahrelang, dass sie dachte, sie müsse es erdulden der Familie zuliebe, um im Sommer im Gasthaus bei Onkel und Tante sein zu dürfen und denen daheim nicht als zusätzliche Esserin auf der Tasche zu liegen; schon am Fußweg hinein habe er sie ausgezogen, erzählte sie, und dass das Opfer ja umsonst war, wie sie erst vor ein paar Jahren erfahren hatte, weil ihr Vater dem Onkel sogar Geld geliehen hatte. „Der hat mein ganzes Leben zerstört“, sagte sie: „Meine ganze Sexualität“ Und das Opfer war umsonst.
Als ich in Wien landete, fühlte ich mich einsam.Der Mann hatte einen Mistelzweig gekauft und Schokonikoläuse beim Bett und am Schreibtisch deponiert. Zu spät. Warum kommt diese Aufmerksamkeit erst nachdem ich mir die Liebe, die Hoffnung aus der Seele amputiert habe? Aber "Warum" darf man nicht fragen, auf "Warum" gibt es keine Antwort.
Die Trennung macht sie traurig, auch weil sie dem Schwiegersohn nicht mehr einkleiden kann, weil sie es unnötig findet, sich zu trennen, weil man das nicht hat, aber auch weil sie ihn mag, trotz Gezeter. Seit Jahren mutmaßte sie Beziehungskrisen, wo keine waren, brachte sogar den vater dazu besorgt telefonisch nachzufragen, jetzt bedauert sie mich, ihn, uns. Die Barbara Karlich-Show, die im Fernseher neben uns plätscherte – Scheidung im Alter – erleichterte das Gespräch. Sie sprach über ihre Ehe, gab wie selten seit dem Tod des Vaters Defizite zu. Sie erzählte, wie allein sie sich bei meiner Geburt gefühlt hatte, weil der Vater zu einem Schirennen gefahren war, wie verloren sie miteinander waren und schließlich wieder vom Onkel, der sie als kleines Mädchen mißbraucht hat, jahrelang, dass sie dachte, sie müsse es erdulden der Familie zuliebe, um im Sommer im Gasthaus bei Onkel und Tante sein zu dürfen und denen daheim nicht als zusätzliche Esserin auf der Tasche zu liegen; schon am Fußweg hinein habe er sie ausgezogen, erzählte sie, und dass das Opfer ja umsonst war, wie sie erst vor ein paar Jahren erfahren hatte, weil ihr Vater dem Onkel sogar Geld geliehen hatte. „Der hat mein ganzes Leben zerstört“, sagte sie: „Meine ganze Sexualität“ Und das Opfer war umsonst.
Als ich in Wien landete, fühlte ich mich einsam.Der Mann hatte einen Mistelzweig gekauft und Schokonikoläuse beim Bett und am Schreibtisch deponiert. Zu spät. Warum kommt diese Aufmerksamkeit erst nachdem ich mir die Liebe, die Hoffnung aus der Seele amputiert habe? Aber "Warum" darf man nicht fragen, auf "Warum" gibt es keine Antwort.
katiza - 2. Dez, 08:41
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