Freitagsfrüchte

25
Aug
2009

Wieder gelandet

Sonntag früh wieder in Europa gelandet, mit Verspätung und daher zurück in den Alltag gelaufen über die endlosen Fließbänder des Frankfurter Flughafens. Sorry – excuse me – Tschuldigung – Anschlussflug – Wo ist A 40 – Bitte – Sorry. Atemlos. Seitenstechen. Viel zu schnell wieder da. Und so ist die Mock Turtle dann doch noch einmal abgehoben und hat in Gedanken und Worten Bali nachklingen lassen, beim Erstgeborenen mit dem Liebsten und Herrn A. Ein falscher Freitag zur sanfteren Landung mit Jazz, Brasil, Serge Gainsbourgh und einem Ausflug in die kleine, feine Informationsgesellschaft.

Das mit den Göttern und Dämonen auf Bali will mich nicht loslassen. Die Opfergaben für das Böse und das Gute, die Gefahr und die Hoffnung, die jeden Tag verlässlich am Fußboden und auf den Altarsäulen deponiert werde. Tausende Blumen werden nur zu diesem Zweck angebaut, Tag für Tag neue Körbchen geflochten, mit liebevollen Arrangements aus Blüten und Reis, Zigaretten und Pfefferminzbonbons gefüllt. Faszinierend daran ist für mich, die ständige Bewusstmachung der Pole unseres Seins. Wir neigen, dazu unsere Götter und Dämonen nur anlassbezogen wahr zu nehmen und ihnen eher heimlich zu opfern. In Bali erkennt man auf spirituelle Art an, dass sie immer da sind im ständigen Widerstreit. Wenn das gute Ungeheuer Barong und die böse Hexe Rangda gegeneinander kämpfen, endet der Kampf stets unentschieden. Wie im Leben eben.

Herr A., hingegen, misstraut dem Aberglauben – und wohl auch dem Glauben. Hier in seiner Heimatstadt wie in Asien, wo er auch seit vielen Jahren zuhause ist. Seine Freundin hingegen neige selbst bei Zahnweh zur Geisterbeschwörung, erklärt er. „Wenn’s hilft“, entgegne ich, denn allzu groß ist der Unterschied zwischen einem Ritual gegen Schmerz und der Einnahme einer der üblichen Tabletten oft nicht. Da und dort wird man mit dem gebrochenen Fuß zum Arzt gehen. Gegen die Neurose, die Angst, die Sucht kann aber vielleicht auch das tägliche Opfer, die Meditation, das Gebet helfen – die Konfrontation mit den Dämonen, der Dank an die Götter. Herrn A. gefiel der Gedanke.

Später dann noch, habe ich mit dem Erstgeborenen ein paar Dämonen ausgetrieben – wir konnten sie auf der Straße davon tollen hören. Auch sie werden wieder kommen – aber dazu muss man ihnen erst die Türe öffnen. da schon besser vorbeugend opfern.

Und dann ein Gruß. Tränen. Und… das Leben meint es gut mit mir.

img198
629 mal erzählt

31
Jul
2009

Brauch

Am Montag war dann der Freitag, den ich so dringend gebraucht hatte. Am Vormittag Frühstück mit Tränen und Espresso – Lektionen über den Schmerz und Frizzante – 100 Jahre und ein paar Umarmungen. Ein Päckchen Information als Urlaubsproviant.

Dann ein wenig Arbeit.

Am Nachmittag bei Ratatouille und Weißwein versucht die sprudelnde Freundin aus der unglücklichen Ehe zu reden.

Abends wieder zurück auf meinen Platz am gelben Sofa, jenseits von Zeit und Raum, taumelnd durch 100 Jahre und geborgen beim Erstgeborenen. Spiel nicht mit den Schmuddelkindern.

Ich brauch kein Venedig.

Eigentlich.

geldschmuddelkinder6
655 mal erzählt

12
Jul
2009

Rezepte für einen Freitag

Am letzten Freitag, der ein Mittwoch war, ging ich am Weg zum Erstgeborenen der Sonne entgegen. Gleißend strahlte sie mir ins Gesicht und ich strahlte zurück. Aus dem Augenwinkel konnte ich das eine oder andere Lächeln wahrnehmen, das mir antwortete. Was für ein schöner Abend. Im Arm trug ich ein Care-Paket. Mutterkram: Wein, Salat und selbstgebackenes Brot, sogar ein Gläschen Marmelade.

Die Abende beim Erstgeborenen beginnen für mich meist schon mit der Vorbereitung dieser Gaben. Prokrastination allererster Güte. Ich lege mir seine Brazil-CD auf oder eine der Zeitreisen aus seinem Projekt. Dann verarbeite ich 500g Mehl, 15 g Germ, 300 ml Wasser, drei Esslöffel Olivenöl und 10 g Salz mit der Küchenmaschine zum Teig für eine Focaccia. Je nach Laune variiere ich mit Roggenmehl, Würzblüten oder Kernen. In einer Holzschüssel lasse ich den Teig eine Stunde gehen. Unterdessen schneide ich zwei Avocados – oft Tage vorher gekauft und in Zeitungspapier nachgereift oder jene mit dunkler Schale, Bio, wenn nur irgend möglich – in Würfel. Brasillianische Rhythmen sind wie geschaffen für diese Tätigkeit. Ich liebe es die glatte grüne Schale in der linken Hand zu wiegen, während ich mit dem Messer ein Gitter in das weiche lindgrüne Fleisch schneide, um es dann mit dem Löffel in die Schüssel zu kippen. Ich presse zwei Limetten darüber, eine Daumenmenge fein gehackten Ingwer, geriebene Zitronenschale, eine entkernte Chilischote in Streifen geschnitten, eine Handvoll Gojibeeren, in ihrem Aussehen leicht mit der Chili zu verwechseln, ein kleiner Kick beim Essen. Düfte breiten sich in der Küche aus. Brasil. Die Musik wird schneller. Ich tanze durch die Küche.. Dann schneide ich zwei, drei Selleriestangen aus dem Herzen mit den Blättern in kleine Stücke, zwei Frühlingszwiebel dazu. Schließlich schäle ich die zwei Mangos, säble sie vom Kern und schneide sie ebenfalls würfelig. Den Kern quetsche ich über dem Topf aus, süßer Saft rinnt mir über die Finger, gierig lecke ich sie ab. Jetzt wasch ich mir natürlich die Hände. Dann verrühre ich Himbeeressig, süße Sojasauce und Erdnussöl zu einer Marinade und stelle den Salat in den Kühlschrank. Es bleibt noch Zeit. Um 7 kann ich kommen, smst der Erstgeborene.
Nach einer Stunde verbreitet der Germteig seinen wohligen Geruch in der Wohnung. Er hat seine Größe verdoppelt. Das Backror auf 240 Grad vorheizen. Jetzt ist Handarbeit gefragt. Wieder eine CD – Franzosen bieten sich an - aufgelegt und kräftig drauflos geknetet. Meine bemehlten Finger versenken sich in dem Teig, lassen in wieder in sich zusammensinken, nur um ihn noch geschmeidiger zu machen. Alle Energie fließt jetzt in den Brotteig, bereit sich in Nahrung zu verwandeln, ihre energetische Form zu wechseln. Aus Zorn wird Kraft, aus Schmerz Würze, aus Sehnsucht Wärme. Der Teig wirft Blasen. Vierteldrehung, mit den Knöcheln schieben, zusammen legen, Vierteldrehung. Das Lächeln der Radieschen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen und zwei Fladen formen, einen für den Liebsten daheim, den anderen für den Erstgeborenen. Beide Fladen mit Olivenöl zärtlich einbalsamieren, Salz, Pfeffer, Nüsse etc. drauf. Noch einmal eine halbe Stunde gehen lassen.
Dann für 15 Minuten ins Rohr, bis die Fladen goldbraun sind. Eine Handvoll Wasser kurz vor fertig werden rein gespritzt sorgt für eine feine Kruste. Auf einem Gitter erkalten lassen.

So bepackt nehme ich dann stets ein Taxi in mein anderes Wohnzimmer, und auch die Begegnungen mir all den TaxifahrerInnen gehören zu einem echten (falschen und echten) Freitag. Diesmal waren wieder die Fünfziger Jahre dran, knapp vor Fertigstellung „Schreib Master drauf“, bekam ich als Anweisung zur frisch gebrannten CD. 68 Minuten, noch in der Nacht fertig geschnitten, eine Achterbahn aus Musik und Zeitgeschichte, aus Vertrautem und Seltsamem. Weiß-Gespritzter im Glas. Der lachende Vagabund. „Was ich erlebt hab, das konnt nur ich erleben." Draußen ist Sommer. Der muss aber draußen bleiben. Wir sind verreist. In die Zeit als unsere Eltern jung waren - in ihren Zwanzigern.

Später kommt der junge Filmfreund. Verwirrt hört er Seemannslieder, Freddy Quinn & Co - weit weg sind die Fünfziger für ihn. Da ist ihm eine andere Zeit näher, beschäftigt ihn mehr. Von Neuschwabenland spricht er später und den UFOs, dem Thule Kreis und den Mayas und dass sich 2012 das Bewusstsein ändert. Nicht nur Film Noir liegt ihm am Herzen auch Verschwörungstheorien. Nein, an Nazi-UFOs mögen wir nicht glauben, der Erstgeborene und ich und auch ob demnächst die Welt untergeht oder besser wird, ist uns recht egal. Zählt doch das Leben jetzt – und hundert Jahre Musik- und Zeitgeschichte.

Und so hole ich Essen aus der Küche. Der junge Filmfreund mag eigentlich keinen Sellerie. Den Salat mag er, das Brot auch. Wir trinken Rotwein und hören Jazz. „Meine Welt ist bunt.“

img168
780 mal erzählt

19
Jun
2009

O(h)ral befriedigt

Der Erstgeborene hat ein Projekt, eine selbst gewählte Aufgabe, ein großes Ziel, eine Sonderleistung, wie er es selbst nennt. In ungezählten Stunden, Tagen und Nächten stellt er 100 Jahre Musik und Zeitgeschehen zusammen, beginnend 1877 mit Thomas Alva Edison. Richtschnur und wohl Ursprung des Werks sind Schallplatten seiner Kindheit. Nutznießerin bin ich. Denn diese sorgfältigen, teilweise auf der guten alten Revox zusammengeschnittenen Tondokumente öffnen mir Türen, Räume, ja Welten.

Das kleine Mädchen, das ich einmal war, hörte auf seinem fliegenden Teppich oft Sprechplatten: Simpl, „Hackl vorm Kreuz“, „Gehört sich das?“, Karl Schönherrs „Erde“, „Jazz&Lyrik“ – Benn gelesen von Gert Westphal, Oskar Werner, Qualtinger, natürlich der Travnicek. Schon mit sieben hatte ich mein eigenes Radio, Philips mit Kassettenrekorder. Damit konnte ich nicht nur Hörspiele produzieren sondern bei richtiger Einstellung auch den Funkverkehr des Innsbrucker Flughafens und FS 2 – das zweite Fernsehprogramm hören. Ich weiß noch heute, wie es war, im Halbdunkeln zu liegen und Bilder im Kopf wachsen zu lassen.

Und dann saß ich am Mittwoch in einem anderen Halbdunkel und hörte. Ich hörte die beiden Kaiser Wilhelm und Franz Josef, Alessandro Moreschi, den letzten Kastraten, die Callas und Onkel Satchmo‘s Lullaby, die Beatles, und einen Hundechor, meinen geliebten Bert Brecht und Ingeborg Bachmann, Otto Reuter mit „Bevor du sterbst“ und Else Lasker Schülers blaues Klavier, Mondflüge und Geschichtsdramen, Seemannslieder, Reden, Reportagen, Heinz Erhard und Hazy Osterwalds Kriminaltango. Und zur Abrundung noch ein wenig Rotbäckchen und Frauengold. Über das Ohr drang all das in mich ein und schleuderte mich in wilder Fahrt durch Zeit und Raum.

Fünf CDs sind es mittlerweile, die der Erstgeborene aus alten Aufnahmen komponiert hat. Zusammengehalten von der Stimme Wolf-Dieter Stubels, teilweise in raffinierter Schnitttechnik dem veränderten Inhalt angepasst. Erst vor Kurzem hat der Erstgeborene dem Sprecher sein Werk zukommen lassen. Wie seltsam muss es wohl diesem anmuten, eine späte Hommage aus Österreich zu bekommen, welche Bilder wachsen in ihm, der die Schallplatten vor 30 Jahren besprochen hat?

Zwei Stunden lang war ich ganz Ohr, wortlos, sprachlos, wie fast immer, wenn ich mit der Sonderleistung konfrontiert bin. „Das war alles schon tot und begraben“, sagte der Erstgeborene: „Und jetzt lebt es wieder.“ Und so viel anderes damit, dadurch.

Seitdem geht es mir wieder besser, ich taumle weniger, mein Tritt ist sicherer. Joachim-Ernst Berendt fällt mir ein – auch so ein gemeinsames Idol – und die Welt ist Klang.

Und ich weiß wieder: Der Gleichgewichtssinn sitzt im Ohr.

img157
1039 mal erzählt

26
Mai
2009

Ablöse

Buddhas lösen die Gartenzwerge ab, bemerkt Herr A, während wir beim Erstgeborenen deutsche Schlager hören. Die Schlager der 50er Jahre – Glück in Schraubgläsern wie süßsaure Gurken – setzen seltsame Assoziationsketten in Gang. So viel Sehnsucht und Liebe wird beschworen und auch Angst. „Noch so viel Nazi“, meint der Erstgeborene und wechselt die Schallplatte. Tipitipso beim Calypso ist dann alles wieder gut….

Erstmals seit endlosen Tagen habe ich wieder Kontakt zu mir selbst. Auf jenem gelben Sofa spüre ich mich wieder, darf wieder ich sein, muss nicht mehr versuchen, Erwartungshaltungen zu erfüllen und Zorn abzuwehren. Kann nicht enttäuschen, weil ich nicht täusche, nicht mich, niemanden.

Als ich die Wohnung des Erstgeborenen betrete, singt Edith Piaf „Milord“ und in diesem Lied ist mehr von meiner Kindheit enthalten, als ich in meinem Elternhaus aufzuspüren vermag. Als ich die Wohnung sechs Stunden später wieder verlasse, lächelt das kleine Mädchen, das ich einmal war. Dazwischen liegen Jazz und Soul, Gespräche über Filme, die schelmische Winifred und so viel Sein.

Die Buddhas lösen die Gartenzwerge ab – nicht nur in den Vorgärten.

img133
577 mal erzählt

11
Mai
2009

Mutternacht

Frühlingsrausch. Die Luft lauwarm und die Menschen streunen in der Stadt. Es duftet nach Leben und Lust. Die Frauen tragen leichte Kleider, die Männer hungrige Blicke. Und überall ist Sehnsucht. Juliette Greco singt vom Himmel über Paris und genauso fühlt es sich auch an.

Tanzen war ich und Trinken an diesem Muttertagswochenende. Ich, die Kinderlose, habe mit dem Erstgeborenen die Mutternacht gefeiert. Er hat mich mit zur Arbeit genommen. Ganz allein saß ich hinter ihm neben den Schallplatten und sah zu. Sah, wie die Musik langsam von den Menschen Besitz ergriff, wie sie erst den Rhythmus mit den Fingern nachklopften bevor sich ihre Schultern und Hüften mehr und mehr bewegten. Sogar der Koch am Buffet gegenüber konnte nicht anders als rhythmisch zu rühren. Und dann sah man den Soul auch in ihren Gesichtern. Schöne Frauen sah ich einsam tanzen und gern wär ich ein Mann gewesen in dieser Nacht. Eine Barbie in zartem Fliederfähnchen mit High Heels und schwingendem Becken. Ein mächtiger Mann im weißen Anzug, rauchend und ungerührt vom Balztanz der Schönen. Ein junger Wilder mit vier Mädchen, wilder Faun im Mittelpunkte. Mit einer beginnt er das Spiel, mit ihrer Freundin vollendet er den Tanz. Wenn es mich nicht mehr an meinem Platz hinter den Plattenspielern hielt, tanzte ich mit den Frauen und für den Erstgeborenen. Frühlingsrausch.
Und reden bis die Vögel singen.
Ich kann mich nicht sattleben!

img118
573 mal erzählt

20
Apr
2009

Memory

Manchmal kommt das kleine Mädchen aus den Hinterzimmern meiner Seele und klopft an mein Leben. Es möchte dann Memory spielen. Manchmal stiehlt es sich auch nur einfach herein, setzt sich auf meinen Schoß und packt die Karten aus. Und schon sitze ich wieder im heimatlichen Esszimmer, am Boden zwischen Kredenz und Sofa. Die Mutter ist im Haus. Ich soll mich mit mir selbst beschäftigen und vor allem keine Unordnung machen. Vor mir ist der Teppich, voller Fabelwesen, Prinzen, Prinzessinnen – geheimnisvolle Botschaften der Teppichknüpferinnen aus einem anderen Land, einer anderen Zeit.

Neben mir steht der Plattenspieler, ein transportables Modell, die Schallplatten im Schrank. Nur keine Unordnung machen. Vor mir kleine, bunt mit chinesischen Motiven bedruckte Mappen voller Singles – ich kenne fast alle auswendig: Alles vorbei Tom Dooley, die Mutter ist immer dabei und bist du einsam heut Nacht. Brennend heißer Wüstensand, ich bin ein Vagabund, statt weiß, trag rot, das ist die Farbe der Liebe. Meine Lieblinge sind die, bei denen der Puck, das kleine dreiarmige Plastikteil, das ihr Abspielen erst möglich macht, in ihrer Mitte zwischengeparkt ist, ein wenig zerkratzt, die Hüllen verschlissen. Und dann noch Langspielplatten: Schönherrs Erde und Kabarett, der eigensüchtige Riese von Oscar Wilde, die Augsburger Puppenkiste mit 1:0 für die Bärte und am liebsten doch immer wieder die geheimnisvollen Boten der Erwachsenenwelt: Schlager, Oskar Werner, Louise Martinis Chesterfield und Edith Piaf. Nur nicht zu laut spielen, das könnte die Mutter ärgern. Nur nicht zu leise – sonst hört man die Stille im Haus zu sehr.

So viel Angst vor dem Zorn der Mutter, der nicht mir gilt, aber mich trifft. Sonst ist niemand da. Es tut ihr immer leid nachher und so fühle ich mich doppelt schuldig, an ihrer Wut und ihrer Reue.

In meinen Händen Schnapskarten: mein Ensemble für große Dramen. Was hatte der Frühling zu erdulden, vom Winter versklavt, verraten durch den Sommer, bis sie endlich genügen konnte und mit dem Schell Ober glücklich wurde.
Ich bin nicht allein in diesen Stunden, ich habe einen für Erwachsene unsichtbaren Freund, wie es Kinder oft haben. Ihm kann ich erklären, dass es Mama nicht so meint, er sitzt erste Reihe fußfrei, wenn der Teppich sich in eine Wunderwelt verwandelte. Er kennt den Schmerz von Frau Frühling und bangt um ihr Glück. Manchmal dreht er den Plattenspieler zu laut auf oder schmeißt ein Glas um. Aber das ist unser Geheimnis.

Und plötzlich sitze ich da mit meinen alten Kinderängsten, dem Gefühl nicht zu genügen, wohl geliebt und doch allein und die Piaf singt Milord. Und mit einem Mal weiß ich wieder, dass mein unsichtbarer Freund sichtbar geworden ist, seit Ewigkeiten und für immer Teil meines Lebens, dass der Frühling ein Happy End feiern darf und dass ich noch immer mit Teppichen fliegen kann. Danke.

img437
3823 mal erzählt

19
Mrz
2009

Vom Bier

"Mit dem Bier muss man aufpassen, sonst wächst einem ein Busen davon", erklärt mir der Erstgeborene an einem mit tückischen Muttermethoden erpressten Abend.
"Das wäre bei mir ja gar nicht sooo schlimm", entgegne ich und freu mich irgendwie, dass er das kurz vergessen hat.

Später dann übernehmen die geleerten Bierdosen wichtige Stellvertreterrollen. Und während der Gerstensaft sonst eher das Hirn trübt, schafft er hier sogar ein wenig Klarheit.

Bier hat vielerlei Qualitäten.

img018
594 mal erzählt

13
Mrz
2009

Vendredi faux

Ich – überwältigt von „unseren Franzosen“ und rotem Wein: „Das Leben ist wunderbar.“
Der Erstgeborene: „Vor allem, wenn es nach zwanzig Jahren Leben endlich statt findet.“

img0091
468 mal erzählt

22
Feb
2009

Französische Nacht

Angefangen hat es mit Piaf, die wir beide lieben, der Erstgeborene und ich. Und so versprach er mir Franzosen und hielt dieses Versprechen auch. Adamo, Becaud, Brel, Christophe, Moustaki, Francoise Hardy - sie alle hat er in seiner Sammlung gefunden. "Ich musste sie waschen," erklärte er. "Ich weiß, Franzosen sind immer schmutzig."

Sie klingen nach Pastis und schwarzem Tabak, Rollkragenpullovern und Rimbaud, nach Paris und dem Meer, irgendwann in einem anderen Leben.

Was ich verstand, übersetzte ich für den Erstgeborenen - von Liebe und Tod, Gesichtern im Sand und leeren Rotweinflaschen. Zwischendurch sang die Dietrich von Johnnys Geburtstag und Cissy Kraner musste aus dem Milieu heraus. Ich tanzte und trank roten Wein.

Viens, viens ma brune
Viens écouter la mer
Elle murmure à la dune
Le chant d'un autre univers

img024
586 mal erzählt
logo

Mock Turtle

Sit down, both of you, and don't speak a word till I've finished

Who sits there?

Du bist nicht angemeldet.

Im Bilde

shot_1395589366294

Soundtrack

Aktuelle Beiträge

Nach dem Text fürn Wolf...
Nach dem Text fürn Wolf musste ich schnell diesen nochmal...
viennacat - 14. Aug, 18:30
Danke für Worte die nur...
Danke für Worte die nur von Dir sein können ...
viennacat - 14. Aug, 18:27
Soooo schön und berührend....
Soooo schön und berührend. Danke!
testsiegerin - 14. Aug, 15:07
Pfiad di, Wolf
Bitte Nini, keine Lyrik. Das hast du mir geschrieben...
katiza - 14. Aug, 12:20
Eine Anfrage
Guten Tag, wir gratulieren dir herzlich! Du hast...
just4ikarus - 20. Jul, 15:31

Es war einmal…

Gezählt

Meine Kommentare

Alle Kraft für ihn!
Alle Kraft für ihn!
froggblog - 10. Sep, 11:46
.
.
datja - 18. Jul, 18:34
Lieber Yogi, ein bisschen...
Lieber Yogi, ein bisschen frivol der Geburtstagsgruß...und...
datja - 5. Jul, 14:19
Hauptsach: Österreich...
Hauptsach: Österreich ist geil! Herr Nömix....
noemix - 5. Jul, 14:14
...und dann sind wir...
...und dann sind wir Helden...danke, liebe Elfenhäuslerin...
katiza - 5. Jul, 14:09

Meins

Creative Commons License
Dieser Inhalt ist unter einer Creative Commons-Lizenz lizenziert.

Augenblicke

www.flickr.com
Dies ist ein Flickr Modul mit Elementen aus dem Album Ausatmen. Ihr eigenes Modul können Sie hier erstellen.

Suche

 

Status

Online seit 6829 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 14. Aug, 18:30

Credits

kostenloser Counter




...und wartet...
*.txt
An- und Verkündigungen
Augenblicke
Aus dem Schatzkästchen der Mock Turtle
Bilanz
Cinematograph
Der Salon der Turtle
Freitagsfrüchte
Fundstücke
Homestory
In Reaktion
Journal November 2010
La Chanson
Lebens-Wert
Logbuch
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren

kostenloser Counter

development