Soulkinderstube
Vielleicht tatsächlich ein Journal führen, tägliche Einträge, wie bei Frau Koma, der Lesenswerten, das Leben wiegen, während man es lebt und nicht die Momente schilderbarerer Lust und Qual in Worte gießen und die kleinen kostbaren Wirklichkeiten im besten Fall zwischen die Seiten eines Notizbuchs quetschen oder mit der winzigen Tastatur ins Handy klopfen. Unübertragbar. Journalismus ist mein Geschäft, dort trag ich meine Sprache zum Markte, die Schere im Kopf eines der Werkzeuge, ungeliebt, Silikon für ethische Lücken, damit die Silberfischchen des schlechten Gewissens ersticken. Zum Besten. Immer zum Besten. Vielleicht also demnächst auch täglich hier. Freiwillige Selbstkontrolle.
Mittwoch war dann endlich wieder Freitag. Der Erstgeborene und ich beschließen mit dem Weinen aufzuhören und wieder zu lachen. Ein Elfengeschöpf stößt zu uns, ein Soulsugar-Kind aus der Sammlung des Erstgeborenen – „mein Mentor“ nennt sie ihn. Große Augen, wirres Haar und einen erschreckend dürren Körper hat sie, die plappernd ins Zimmer wirbelt. Freundlich stellt sie sich vor und an die Nennung ihres Namens schließt sie gleich eine lange und komplizierte Rechtfertigung für diesen. Benn fällt mir ein. Ständig entschuldigt sie sich, erklärt ihre Worte, ihr Handeln mit einem Redeschwall die Hände mit den langen dünnen Fingern reden mit, vor der knochigen Brust gekreuzt..
„Wie eine Elfe auf Speed“, denke ich mir, doch das sei nicht ihre Droge, betont sie später in einem anderen Monolog. Ich bringe ihr Kürbissuppe und dränge ihr Brot auf, das Kind ist doch so mager. „Das hast du gebacken und gekocht? Du bist also so eine richtige FRAU“, sagt sie. Der Erstgeborene lacht: „Nicht immer.“ Das freut mich.
Ich sitz am gelben Sofa, erste Reihe fußfrei. Manchmal stellt sie mir eine Frage. Die Antworten interessieren sie nicht wirklich. D-Jane ist sie, Artistin nennt sie es, Bürgerkind wie ich, der Name bekannt aus der Radiowerbung. Sie war mal im Fernsehen beantwortet sie meine diesbezügliche Frage und weist mit der Hand auf die Stelle, an der sie Soulsugar tätowiert hat. Zwei Handbreit über jener Stelle, die ihren Künstlernamen bezeichnet, heiß heiße der Zuname auf Spanisch, ergänzt sie und dabei bleibt es zu jenem Thema. Ich muss schmunzeln, weil ihr Künstlername weit mehr Erklärungsbedarf hätte als der eingangs genannte.
Das Kind, das sich nur sehr dunkel an Zeiten des Anrufbeantworters erinnern kann, versinkt in Kisten mit Vinyl, das älter ist als seine Eltern. Wir könnten seine Eltern sein. Es weiß genau wie wir Soulpeople sind. Ich weiß nicht, ob ich zu diesem wir gehöre, sie wohl auch nicht. Der Erstgeborene hält Hof im Wohnzimmer.
„Wir rauchen auf hohem Niveau“, erklärt der Gastgeber dem Mädchen,
„Wir trinken auf hohem Niveau“, ergänze ich.
„Wir hören auf hohem Niveau.“
„Wir scherzen auf hohem Niveau.“
„Wir reden auf hohem Niveau.“
Rehauge bleibt wachsam; und dann der Erstgeborene: „Aber wir lieben unter jeder Kritik.“
Das Kind lacht mit. Dann hört es Schallplatten, das Kind wird kaufen.
Immer kostbare Begegnungen im Wohnzimmer.
Ich habe mich oft gefragt und keine Antwort gefunden,
woher das Sanfte und das Gute kommt,
weiß es auch heute nicht und muß nun gehn.

Mittwoch war dann endlich wieder Freitag. Der Erstgeborene und ich beschließen mit dem Weinen aufzuhören und wieder zu lachen. Ein Elfengeschöpf stößt zu uns, ein Soulsugar-Kind aus der Sammlung des Erstgeborenen – „mein Mentor“ nennt sie ihn. Große Augen, wirres Haar und einen erschreckend dürren Körper hat sie, die plappernd ins Zimmer wirbelt. Freundlich stellt sie sich vor und an die Nennung ihres Namens schließt sie gleich eine lange und komplizierte Rechtfertigung für diesen. Benn fällt mir ein. Ständig entschuldigt sie sich, erklärt ihre Worte, ihr Handeln mit einem Redeschwall die Hände mit den langen dünnen Fingern reden mit, vor der knochigen Brust gekreuzt..
„Wie eine Elfe auf Speed“, denke ich mir, doch das sei nicht ihre Droge, betont sie später in einem anderen Monolog. Ich bringe ihr Kürbissuppe und dränge ihr Brot auf, das Kind ist doch so mager. „Das hast du gebacken und gekocht? Du bist also so eine richtige FRAU“, sagt sie. Der Erstgeborene lacht: „Nicht immer.“ Das freut mich.
Ich sitz am gelben Sofa, erste Reihe fußfrei. Manchmal stellt sie mir eine Frage. Die Antworten interessieren sie nicht wirklich. D-Jane ist sie, Artistin nennt sie es, Bürgerkind wie ich, der Name bekannt aus der Radiowerbung. Sie war mal im Fernsehen beantwortet sie meine diesbezügliche Frage und weist mit der Hand auf die Stelle, an der sie Soulsugar tätowiert hat. Zwei Handbreit über jener Stelle, die ihren Künstlernamen bezeichnet, heiß heiße der Zuname auf Spanisch, ergänzt sie und dabei bleibt es zu jenem Thema. Ich muss schmunzeln, weil ihr Künstlername weit mehr Erklärungsbedarf hätte als der eingangs genannte.
Das Kind, das sich nur sehr dunkel an Zeiten des Anrufbeantworters erinnern kann, versinkt in Kisten mit Vinyl, das älter ist als seine Eltern. Wir könnten seine Eltern sein. Es weiß genau wie wir Soulpeople sind. Ich weiß nicht, ob ich zu diesem wir gehöre, sie wohl auch nicht. Der Erstgeborene hält Hof im Wohnzimmer.
„Wir rauchen auf hohem Niveau“, erklärt der Gastgeber dem Mädchen,
„Wir trinken auf hohem Niveau“, ergänze ich.
„Wir hören auf hohem Niveau.“
„Wir scherzen auf hohem Niveau.“
„Wir reden auf hohem Niveau.“
Rehauge bleibt wachsam; und dann der Erstgeborene: „Aber wir lieben unter jeder Kritik.“
Das Kind lacht mit. Dann hört es Schallplatten, das Kind wird kaufen.
Immer kostbare Begegnungen im Wohnzimmer.
Ich habe mich oft gefragt und keine Antwort gefunden,
woher das Sanfte und das Gute kommt,
weiß es auch heute nicht und muß nun gehn.

katiza - 25. Okt, 10:30
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