Das Geständnis
Freitagnachmittag beim Erstgeborenen. Eben noch heiter entspannt, entwickelt sich ein seltsam tragisches Thema. Um die Kindheit geht es zwischen Stadt und Land und um die Liebe zu Tieren, die im bäuerlichen Heimatraum ein tragisches Ende gefunden haben – gemeuchelte Kaninchen, geschlachtete Ziegen, getötete Kälbchen. Kinderliebe von den Nachbarn und Großeltern hinterrücks ermordet.
"Damals hätte ich fast meine Oma getötet", erzählt einer: "Da war dieses Kälbchen, das ich ein Monat lang gefüttert habe. Die schönsten Blätter hab ich ausgesucht und immer ist es mir schon entgegen gekommen." Und dann habe ihn die Großmutter – eine Fleischerin - in den Schlachtraum gerufen. "Überall waren Blutspritzer und die Oma hat eine Schürze angehabt, voll Blut und dick ist sie dagestanden, die Hände in den Hüften und hat gelacht." Und er habe nur das Kälbchen gesehen, seinen Freund, und tiefen Hass empfunden. Irgendwann an diesem Tag, habe er die Oma in den Kühlraum gesperrt, wohl wissend wie gefährlich das war – Rache für das Kalb. "Nach zwei Stunden haben sie sie gefunden. Ich hab nie jemanden gesagt, dass ich das war. Sonst wäre ich wohl geendet wie das Kälbchen, aufgespannt im Kühlhaus."
Wir schweigen, es könnte ja auch wahr sein. Dann trinken wir blutroten Wein und hören Soul. Später tanzen wir.
"Damals hätte ich fast meine Oma getötet", erzählt einer: "Da war dieses Kälbchen, das ich ein Monat lang gefüttert habe. Die schönsten Blätter hab ich ausgesucht und immer ist es mir schon entgegen gekommen." Und dann habe ihn die Großmutter – eine Fleischerin - in den Schlachtraum gerufen. "Überall waren Blutspritzer und die Oma hat eine Schürze angehabt, voll Blut und dick ist sie dagestanden, die Hände in den Hüften und hat gelacht." Und er habe nur das Kälbchen gesehen, seinen Freund, und tiefen Hass empfunden. Irgendwann an diesem Tag, habe er die Oma in den Kühlraum gesperrt, wohl wissend wie gefährlich das war – Rache für das Kalb. "Nach zwei Stunden haben sie sie gefunden. Ich hab nie jemanden gesagt, dass ich das war. Sonst wäre ich wohl geendet wie das Kälbchen, aufgespannt im Kühlhaus."
Wir schweigen, es könnte ja auch wahr sein. Dann trinken wir blutroten Wein und hören Soul. Später tanzen wir.
katiza - 11. Feb, 16:01
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589 mal erzählt
walhalladada - 12. Feb, 22:51
O Kindheit (Rilke remixed)
O wunderliche Zeit, o Zeitverbringen,
o Einsamkeit.
O Trauer ohne Sinn,
o Traum, o Grauen, o Tiefe ohne Grund.
O immer mehr entweichendes Begreifen,
o Angst, o Last.
O Kindheit, o entgleitende Vergleiche.
Wohin? Wohin?
o Einsamkeit.
O Trauer ohne Sinn,
o Traum, o Grauen, o Tiefe ohne Grund.
O immer mehr entweichendes Begreifen,
o Angst, o Last.
O Kindheit, o entgleitende Vergleiche.
Wohin? Wohin?
katiza - 12. Feb, 23:19
und Schrecken lautlos wechselnd mit Vertrauen -:
twoblogs - 13. Feb, 00:01
Zum Vergleich Georg Trakls Kindheit, Fragment 9:
"Im Frühling; ein zarter Leichnam
Erstrahlend in seinem Grab
Unter den wilden
Hollunderbüschen der Kindheit."
Audrii
Erstrahlend in seinem Grab
Unter den wilden
Hollunderbüschen der Kindheit."
Audrii
books and more - 13. Feb, 00:04
Da fällt mir mein Großvater ein. Vor der Flucht Metzgermeister. Im 'Reich' dann, Hessen nach dem Krieg, in einer Fabrik arbeitend. Die letzten Jahre lebte er dann bei uns im Haus. Meine strikte Vegetarier-Zeit. Er konnte es so gar nicht verstehen, warum 'das Kind' kein Fleisch isst. Mich wiederum grauste es vor den Gerüchen bei Tisch ... Später änderte sich das wieder. Er war da schon gestorben, und jetzt erinnere ich mich gar nicht mehr, ob er mein erstes Kind noch gesehen hat ... (das sich mit ca. 6 oder 7 Jahren klarsten Geistes zur fleischlosen Ernährung aus ethischen Gründen entschieden hat, woran sich nichts geändert hat. Der nachgeborenen Schwester blieb dann gar nichts anderes übrig. Sozusagen schon eine mikrokulturelle Selbstverständlichkeit).
Blutroter Wein ist jetzt eigentlich eine gute Idee.
Blutroter Wein ist jetzt eigentlich eine gute Idee.
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