23
Jan
2014

L wie Litschi/Lychee

"Die schmecken wie parfümierte Schwammerl“, urteilte meine Mama über ihre ersten Litschi. Keine Ahnung, wann ich der Frucht zum ersten Mal begegnet bin. Muss wohl Ende der 1970er, Anfang der 1980er gewesen sein. Als Kompott bei den netten Chinesen vielleicht, die Taiwanesen waren und für die meine Vater die Papiere übersetzt hat? Als Bestandteil eines Geschenkkorbes sehe ich sie vor mir, exotisch – wir hätten sowas nicht gekauft. Kaki vielleicht und Kiwi wegen der Vitamine und Boskop-Äpfel fürs Kompott wie eben wieder, als Mama aus dem Krankenhaus Nachhause kam – immer Boskop, die Besten. Keine Litschi oder internationaler Lychee. Ich liebte exotische Geschenkkörbe, weil es da exotische Früchte gab und Gänseleberpastete.

Schön sind sie anzusehen die Früchte mit ihrer Echsenhaut, leicht altrosa voller kleiner zackicger Nippel und so rund und wenn man die Schale blütenförmig öffnet, schimmert einem das weiße Fruchtfleisch entgegen, glänzend wie eine Perle. Das muss man genüsslich mit der Zunge und den Lippen vom dunklen glatten Kern lösen. Es duftet sauersüßlich und schmeckt auch so.

Lychees sind verführerisch, sinnliche Früchte, wie Pfirisch, Mango, Zuckermelone. Die schöne Schauspielerin/Modell/Moderatorinnenkollegin aus Radio CD Zeiten brachte Litschi-Sackerln ins ferne Bratislava, am Naschmarkt gekauft, wie Sushi. Sie war auch mal in Japan. Lycheesaft am Kinn.Luxus, Radio.Und noch ein bisschen exotisch.

„Mein Lieblingsobst“, sagt Prinzessin Mausezahn im Running-Sushi. Aber leider kommt kein Litschi-Kompott vorbei. Das Chinarestaurant ist ein Sushi-Lokal, die Taiwanesen sind Koreaner. Statt des Bambuskalenders gibt es Delphine. Die Kinder essen Sushi, vier und zehn Jahre alt. Als ich so alt war kannte ich noch keine Litschi.

Ich mag Litschis. Jetzt gerade möchte ich sogar welche. Und sie lasziv leckend lockend verzehren, ihre drei Farben, ihre drei Schichten bewundernd. Um sich zu vermehren muss sie aus ihrer Schale befreit werden unter der das glänzende Fruchtfleich lockt. Im optimalen Fall wie einen Lutscher oder Lollipop, natürlich auch L-Word. Ich mag L-Worte: Ich liebe die Lust, die Leidenschaft, Liebe (und machen), die Lasterhaftigkeit, das Ludrige, das Laszive, das Lüsterne, das Lachen, das Lippenspiel, Lesen, Lammleber, Leitungswasser, Lieder- und manche –macherInnen, Lava und auch enzsprechende –lampen, Lyrik, meinen Loter – sagte ich schon Liebe? und Litschis.. Ich liebe. Ich lebe.

Seit 49 Jahren...
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24
Dez
2013

Weihnachtsstöckchen

Was soll man denn sonst in so einer Nacht machen, liebe Toll3ste?

1. Winterdepression?
Ich wollte es wäre der Winter. Das Leben geht seinen Lauf und manchmal auf schwierigen Wegen. Dann und wann stolpert man tränenblind und schlägt sich die Knie auf. Im Winter ist es eisig, glatt und kalt. Aber das mag ich auch. Am draußen, drinnen weniger. Drinnen kann man sich am Feuer wärmen, wenn man drauf achtet und die Glut am Leben hält.

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2. Barfuß oder Lackschuh?
Barfuß – im Sommer. Einst hatte ich lederne Fußsohlen, trainiert durch Laufen auf Stoppelfeldern. Lackschuhe habe ich auch – ein Paar hat mich einst am gesellschaftlichen Parkett ausrutschen lassen und mit gespaltener Lippe (nicht Zunge) trat ich einen neuen Lebensabschnitt an. Ein wundervolles Paar Lackschuhe hat mir eine Freundin geschenkt, fein und bequem, kompakt und schick.

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3. Rotwein oder Weißwein?
Champagner und dann Rose und dann Rot und dann Weiß. Und gerne auch Bier. Hauptsache mit Liebe gekeltert, gebraut und serviert. Habe ich schon den Champagner erwähnt?

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4. Flugzeug oder Bahn?
Keine Angst vorm Fliegen, aber gerne mit der Bahn, auch der Straßenbahn und am allerliebsten mit dem Schiff….

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5. Feminismus?
Aber sicher…und jedes Jahr ein bissl mehr davon…

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6. Vorbilder?
Auch - jetzt gerade meine Mutter, die mit 83 Jahren ziemlich krank hier im Krankenhaus liegt. Bereit zu kämpfen, gewillt zu leben, voll Kraft und Humor, Freundlichkeit und Dankbarkeit all den Menschen gegenüber, die sie hier und Zuhause unterstützen – ich weiß, ich klinge meist anders, aber vieles erkennt man als Kind nicht oder erst spät, aber rechtzeitig.

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7. Ziele?
Lieben, leben, teilen.

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8. Reisen?.
Gerne mit Backgammon, Rästel und ausreichend Proviant – vom Kaiserwasser bis St. Malo, wohin es uns so verschlägt.

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9. Glaube?
Liebe, Hoffnung…

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10. Lieblingsfilm?
Kinder des Olymp, wohl noch immer….

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Und übrigens: Frohe Weihnachten, Euch Allen – ich habe vom bestesten 1. Offizier den schönsten Christbaum der Welt bekommen – how lucky I am…
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16
Dez
2013

Homestory

Nun also allein im Haus. Einsam vielleicht wie so oft hier … aber allein. Ich tue Verbotenes. Das sit einfach, weil hier fast alles verboten ist. Der Koffer lagert im Schlafzimmer, die Jacke hängt am Treppenpfosten – aber ich habe ein schlechtes Gewissen. Morgen werde ich die Treppe wischen. Heute habe ich gelogen, habe mit dem Geliebtesten verbotenste Dinge getan. Am Wohnzimmersofa gesessen, ohne Decke und Schlimmeres. Alles knarrt, die Mutter omnipresent. Und dann die starke kleine Frau im Krankenhaus, an Schläuchen, schwach, und doch flirtend, über Körperflüssigkeiten in Beuteln scherzen, Voller Stolz und Würde; meine Mutter.

Ich liebe sie. Ich bin stolz auf die Energie mit der sie kleine Narben einfordert, auf die Freundlichkeit, die sie dem Personal entgegenbringt – meine Tochter kämpft für euch, sie ist stolz auf mich, die Umsicht, mit der sie regiert, die Organisiertheit ihrer Welt. Endlich Frieden und wir anerkennen uns, spät aber rechtzeitig. Der 1. Offizier, mein Ritter der Stäbe, steht mir bei wie mir noch nie jemand beigestanden und egal, woher die Winde blasen, das werde ich ihm ewig danken. Auch dass er, wiewohl nicht hier, weil in meinem Auftrag unser Leben lebend durch die Räume geistert; in so vielem begnadet, auch darin.

Bilder gibt es keine, Worte müssen reichen.
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14
Dez
2013

Aus dem Logbuch: Freitag der 13., stürmisches Eismeer

Denn erstens kommt es schlimmer, zweitens als man denkt. Stürmische Seee beutelt uns nach schönen Nächten in freundschaftlichen Häfen. Geliebte Mütter und Großmütter kämpfen um ihr Leben.

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Mein Rücken schmerzt vom Widerstand, während ich mich an den Mast klammere, gestützt vom 1. Offizier. Und dann spritzt Gischt mein Gesicht salzig nass. Mama ist krank, schwerer als erwartet. Tapfer haben wir sie letztes Wochenende kämpfen gesehen, als ich nach Hause kam, die Tante zu begraben, die Mutter im Krankenhaus stützen. Mir zur Seite der 1. Offizier, im Gepäck jede Menge Arbeit, Druck und Wertschätzungsschmerzen. Enttäuschung über die Organisation, um deren Liebe – Solidarität, wie es bei uns heißt – ich fast die Hälfte meines Lebens buhle. Eine unglückliche Liebesgeschichte, nicht so schlimm angesichts der glücklichen.

Endlich erkenne ich in meiner Mutter auch die starke Frau, die sich in den Wogen des Lebens mit so viel Humor und Menschenliebe bewährt. Ich mag ihren rebellischen Geist ihren Lebenswillen und ihre schlaue Weisheit. Deswegen schätze ich das tägliche Telefonat mit ihr. Ich weiß, dass ich schon anders geklungen habe, ich bin mir bewusst, wieviele Tränene ich wegen ihr geweint habe. Aber es war/ist mein Kinderschmerz vermengt mit ihrem.

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Heute war es da, das kleine Kind, mitten im Großraumbüro, nachdem ich mit meinem Schulfreund dem Primar telefoniert habe. Sturzbäche von Tränen, die nicht mehr versiegen wollten zwischen Schlussredaktion und Editorial. Eine Tasse Tee von meiner Assistentin, der Seelen-Guten, und kein Schulterklopfen, kein Kopfnicken angesichts verweinter Augen. Das Wort hysterisch fällt, obwohl ich meine Arbeit zufriedenstellend im zeitlichen Rahmen erledige. Spuren der Weihnachtsfeier, verlegene Grüße. Die jahrelange Produktion von Mobbing-Broschüren zeitigt ihre Wirkung.

Solidarität ist eine Zeitschrift. Soziale Kälte hat mehrere Bedutungen. Der Mensch im Mittelpunkt ist Motto der Gespräche im RaucherInnenkammerl. Und nach wie vor gilt Groucho Marx: Ich möchte nie in einem Klub Mitglied sein, der Menschen wie mich als Mitglieder nimmt. Ich wollte Mitglied sein in eurem Klub. Weil die Ideen der Organisation meinen Werten entsprechen. Weil mir meine Eltern den Respekt vor Arbeit und Bildung mitgegeben haben. Und ich will Mitglied sein, wenn ich an all die Funktionärinnen und Funktionäre denke, die mir im Lauf meiner Tätigkeit für Euch begegnet sind. Sie sind und waren mir Vorbild und Ansporn von der Putzfrau im Betriebsrat bis hin zum Behindertenpfleger. Wow, ich mag eure/unsere Arbeit und halte sie für wichtig.

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Ich mag die Art, wie ihr feiern und arbeiten verbinden könnt, auch wenn ich das in letzter Zeit nur mehr an den Spuren eurer Feste ausmessen kann. Bei Verabschiedungen und Geburtstagen bin ich zumindest dabei, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Manchmal nasche ich die Reste in eurer Küche oder profitiere vom gemeinsamen Mittagessen. Dann lege ich meistens einen Zehner in die Kassa. Ich habe oft über Arbeitskräfteüberlassung geschrieben. , Ich überlass euch meine Arbeitskraft – per Werksvertrag. Mein Werksvertragsarbeitgeber ist nicht mein Betriebsrat (auch nicht mein Coach, kein Kollege, kein Freund) – auch in dem Fall nicht. Das habe ich erst lernen müssen. Ich bin mein Betriebsrat, ein guter Rat. Ich gehöre nicht zu euch – noch immer nicht.

Ich habe das Schiff Ariadne Wiktoria wieder einmal sicher in den Hafen gelenkt. Vielleicht ist es Zeit, diesen Kaperbrief zurück zu legen und neue Meere anzusteuern. Jetzt gilt es abzulegen in Richtung Heimathafen. Die Mutter braucht mich. Ich brauche meine Mama. Der 1. Offizier hält mir den Rücken frei.

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Und doch: So viel Glück ist mir beschieden. Allzeit gute Fahrt und eine Handbreit Wasser unter dem Kiel…
692 mal erzählt

4
Nov
2013

In freudiger Erwartung

...unseres nächsten Auftritts:

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Leistet uns doch beim Warten Gesellschaft, Ihr seid herzlichwillkommen ..


toll3steweiber@gmx.at
www.toll3steweiber.at
852 mal erzählt

3
Nov
2013

Alle Heiligen, alle Seelen

Friedhöfe mochte ich, so glaube ich zumindest, schon immer. Die Ruhe hat mich fasziniert und seit ich lesen kann, die Buchstaben auf den Grabsteinen, die Namen, Lebensalter und frommen Wünsche, die Bilder auf manchen von ihnen. Unser Friedhof liegt in der Geburtsstadt der Mutter, ihre Eltern liegen dort und jener viel zu früh verstorbene Bruder, dessen Namen derjenige geerbt hat, der schon im Leib der Großmutter heranwuchs, als sie ihren ersten Sohn zu Grabe trug. Oft habe ich sie gehört, die Geschichte vom Heinerle und immer hat es mich gegruselt, dass Onkel Heini neben mir stand, geboren im Sterbejahr des anderen.

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Immer schon war dieses Grab mit Efeu überwachsen. Dahinter ragt der Bettelwurf hervor, ein Familienhausberg, den die Mutter nie bestiegen hat, auch nicht der Exmann, wie jahrelang versprochen, geplant. Ich mag Allerheiligen, irgendwie auch schon immer mit Ausnahme von ein paar Jahren der Rebellion, aber auch da waren es vor allem die Heuchelei in Pelzmäntel gekleidet, die ich ablehnte, nicht den Friedhofsbesuch an und für sich. Denn der bedeutete neben Kerzen, Gräbern und dem fast gespenstigen Mantra des Rosenkranzes auch noch Familienzeit. Nachdem uns das Friedhofstor zwischen Pelzen und dunklem Loden ausgespuckt hatte, fuhren wir alle zusammen – auch wenn wir vorher an verschiedenen Gräbern gestanden waren, gemeinsam ins Wirtshaus. Nicht ohne vorher beim Süßigkeitenstand am Friedhofsvorplatz Kastanien, Schaumrollen und türkischen Honig erbeutet zu haben.

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Ein Eisenofen stand in der alten Holzveranda und es gab Köstlichkeiten, wie Schinkenkäsetoast, Pommes Frites und Saftl. – Gasthausessen mit viel Ketchup, das erst gegen Väter und Onkel verteidigt werden musste und ihnen später gnädig überlassen wurde. Dann nämlich, wenn es draußen dunkel wurde und wir mit Taschenlampen bewaffnet durch Felder und Obstgärten jagten, trotz des guten Feiertagsgewandes. Morgens mussten wir es anziehen, sorgsam ausgewählt von den Müttern, schön und ordentlich und doch auch ein wenig praktisch. Abends, wenn Schuhe verdreckt, Strumpfhosen schmutzig, Mützen verloren und die Ordnung aus den Fugen geraten war, wurde meist nicht mehr geschimpft, auch weil alle froh waren, wenn wir endlich im Auto einschliefen.

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An all das erinnere ich mich, während ich am Grab des Vater stehe, Mama aufrecht an meiner Seite, den eleganten Stock in der Hand, stolz und ein bisschen bitter.. Nie würde sie sich an einem Grabstein anlehnen oder sich gar setzen. Vielleicht kommt es mir nur so vor, aber die Zeremonie scheint kürzer geworden, der Pfarrer zitiert Kafka. Die Geschichte von der Maus. Seit fünf Jahren stehe ich an Papas Grab und gedenke meiner Toten, heute ist auch Eugenie bei mir und die, die um sie trauern. Weniger Menschen sind am Friedhof, weniger Gräber auch, kaum Pelzmäntel. Kurz flüstert mir die Mutter Anweisungen für ihr Begräbnis zu.

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Den Süßwarenstand gibt es nicht mehr und auch den Eisenofen, das Wirtshaus schon noch, die Holzveranda, diskret renoviert. Wir Erwachsenen essen Kiechl, die Kinder Toast und Pommes, bevor sie in den Feldern und Obstgärten verschwinden. Am Tisch bleiben wir, die verwandten Bergmenschen und ich und ich fühle mich fremd zwischen all den raschen Urteilen, den Prinzipien der Überzeugung genau zu wissen, was richtig oder falsch, wer gut oder böse. Ich stehle ein Stück Toast von einem Teller, trinke zu viel, verteidige mich und werde von Granatsplittern der Bosheit getroffen, verletzt. Mein Vater fehlt. Nicht nur mir, sondern den meisten hier am Tisch, habe ich den Eindruck. Mit ruhiger Stimme brachte er stets humrovolle Milde in die Strenge. Und sie lauschten ihm und ich war stolz.

Am Friedhof habe ich auf sein Grab gestarrt, die Rosen, die sich durchkämpfen, das fehlende Kreuz, wiewohl er der Gläubigste von uns Dreien war, . Erst am nächsten Tag treffe ich ihn, dort wo wir uns immer begegnen.

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Und dann daheim – am Vorderdeck, wissend, dass ich geliebt werde. So viel Glück ist mir beschieden. Allzeit gute Fahrt und eine Handbreit Wasser unter dem Kiel…
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24
Okt
2013

The Return of the Mock Turtle

Ich hab Rücken; Rückgrat auch, hoffe ich. Und das tut weh. In der Röhre haben sie Bilder davon gemacht. C5/6/7 grenzwertig und irgendwas. „Nicht grenzwertig grenzwertig?“ frag ich die Ärztin. Doch meint sie und dass ich die Wände hoch gehen müsste vor Schmerzen. Ich hab eine hohe Schmerzschwelle, nicht immer, wenn es um mein Rückgrat geht, aber wenn es um den Rücken geht. Beim Halswirbel da, sitzt der Schmerz. Schief bin ich vom Taschen tragen und da ist da auch noch diese Anspannung im Unterkiefer, die die Schauspiellehrerin schon vor 30 Jahren bemerkt hat. „Warum verkrampfst du den Hals so, das Kiefer? Was willst du zurückhalten? Wogegen wehrst du dich?“ Worte wahrscheinlich. Dabei finde ich der Worte genug, Worte sind mein Leben. Aber es sind nicht immer die richtigen, die da an die Oberfläche drängen. Worte für Werte.

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Worte als Namen. Der Schmerz z.B. C5/6/7 nenne ich ihn, bläulich rot ist er in der Nacht, wenn er sich zu Wort meldet. Dumpf zischelnd ruft er zur Versammlung. Wo Schmerz ist, geht Schmerz zu. Da trifft dann der abgenutzte Körper die abgenutzte Seele. Alle sind sie da, das magere Selbstwertgefühl, die kränkelnde Eitelkeit, der verletzte Stolz und da hinten schleicht die alte Angst rum, Rädelsführerin im Schmerzensrudel. Und sie besprechen sich, erzählen sich Geschichten von früher, als sie hier viel mehr Platz hatten, von Tränenorgien und Selbstverletzung. Manchmal kommt ein neuer Schmerz dazu. Der eine drückt sich still und ein wenig schüchtern in der Ecke, der andere wird als alter Bekannter entdeckt und gleich mitaufgenommen. Da tauschen sie Bilder, Töne Worte, während ich versuche sie zu verjagen.

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Und dann erinnere ich mich wieder an die Wertschätzung, um die sich alles dreht. Weil ich glaube, dass sie mir verweigert wird, verweigere ich sie meinem Körper. He, C5/6/7, du machst einen guten Job, du hältst mich gerade und das kann ich gerade sehr gut brauchen. Zu oft habe ich das Schwere auf die leichte Schulter genommen,die Liebe in Einkaufssäcken heimgeschleppt, um sie dann in die Menschen zu stopfen, sie damit abzufüllen. Ich sollte seltener nicken und öfter den Kopf schütteln, um dich zu entlasten, gerade nach vorne schauen statt zu Boden starren. Mich öfter beugen, aber auch öfter strecken.

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Irgendwann schicken sie wieder die Mock Turtle raus, ihr Klagelied zu singen und versammeln sich alle zur Lobster-Quadrille. Ich kann sie hören, ihr hämen: „Narzissenkönigin“ nennen sich mich: „Sugar-Mami“, dumm und eitel. Der Alkohol tut sein Übriges, anstatt die Worte hinunter zu spülen, kotzt man sie aus – in einem mächtigen Schwall, der alles versaut, Unschuldige bekleckert und übel riecht, Halbverdautes, Wortbrocken, Herzeblut und Tränenspuren. „Aber“, sagt, das kleine Mädchen und „Ich wollte doch nur.“

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Ein Danke wollte ich, nicht Dankbarkeit, fürs Tun, nicht fürs Geben, einen kurzen Scheinwerfer, der zeigt, dass ich dabei war, ein gut gemacht, ein Hebammenlob, ein Lob. Enttäuscht wird nur, wer sich täuscht, predige ich. Und wer von Narzissten Lob erwartet, ein Danke, der täuscht sich gewaltig Das ist wohl überhaupt so mit erwartetem Dank. Und so hülle ich mich in das Danke des 1. Offiziers, sein Lob, seine Wertschätzung und Anerkennung, steh auf, wisch die Tränen ab, richt mir die Krone, schau gerade aus und gehe weiter. Und dann sehe ich es wieder: Es ist eine gute Welt.

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Ich höre das Spottgelächter der Schmerzen tief in mir drinnen und weiß, dass ich vielleicht morgen, wenn mich C5/6/7 weckt, in ihre dreckigen Witze miteinstimme. Und dem kleinen Mädchen flüstere ich zu: „Gut hast du das gemacht, damals und auch heute, ich weiß es, ich war dabei.“

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Und doch: So viel Glück ist mir beschieden. Allzeit gute Fahrt und eine Handbreit Wasser unter dem Kiel…
1171 mal erzählt

4
Okt
2013

Groupie forever

Das ewige Groupie in mir feiert fröhliche Urstände . Zwar sind seit dem Satz: „Wir haben in der Band beschlossen, dass sich das mit Freundinnen jetzt mal nicht ausgeht“ mehr als 30 Jahre vergangen, doch kann ich mich noch immer nicht aus dem Dunstkreis der Musikanten und auch –innen nicht lösen. Vielleicht liegt es auch an dem alten Witz: „gehen zwei Musiker an einer Bar vorbei….“Ich liebe Proberäume, immer ein wenig versifft, nach Rauch und Bier stinkend, schließlich lebte ich in einem eine wundervolle Wochenend-Wohngemeinschaft. Ich schreie und tanze mir bei Konzerten leidenschaftlich gerne die Seele aus dem Leib.

Zu einer Marianne Faithfull werde ich es wohl nie bringen und ob ich mich zur inneren Yoko Ono oder Milica bekennen will, weiß ich noch nicht. Aber ich mag es, ein wenig am Rock’n’Roll Ruhm mitzunaschen, ein bisschen Muse zu sein. Das hat sich nicht geändert seit ich den Punk-Sänger-Geliebten nach München chauffierte, um billige Musikkassetten für die 1. Tonträgerveröffentlichung zu kaufen. Ich koche gerne für MusikerInnen. Ich bin gerne Backstage – übrigens auch im wirklichen Leben, im politischen, im Kommunikativen. Vorausgesetzt, ich finde auch meine Bühne, das gebe ich zu.

Für des 1. Offiziers Band „Soushop“ www.soupshop.at darf ich mit Rat und Tat und Speis und Trank zur Seite stehen und sie am „Weg zu Weltherrschaft des Skunk-Rock begleiten – z.B. hinter den Kulissen dieses Videos – bitte anschauen und vielleicht sogar mögen und weiterverbreiten – mit Cameo-Auftritten von Bierpapst Conrad Seidl und Komiker Alf Pojer & Sex&Drugs&Rock’n‘Roll

Prost!

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Mock Turtle

Sit down, both of you, and don't speak a word till I've finished

Who sits there?

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