20
Feb
2011

Schritt für Schritt

Wenn ich hier in der Bergheimat nachts im Vaterbett erwache, was ich jede Nacht zu oft tue, schreibe ich Texte im Kopf, Blogeinträge, Kurzgeschichten, Gedichte, Briefe an mich. Da weiß ich dann, dass der Zorn der Mutter von der Angst genährt wird, alt zu sein, dement, vergesslich, nicht mehr leben, erleben zu können und von den ungerannten Kilometern.

Ein Leben lang ist sie sich Wut, Schmerz, Verzweiflung und wohl auch die Sehnsucht aus dem Leib gegangen, über die Dörfer und Felder, ziellos, mit dem einzigen Ziel rasch und stark einen Schritt nach dem anderen, vor den anderen zu setzen. Auch im Monat meiner Geburt, im Jänner, ist sie hochschwanger über die verschneiten Felder marschiert, die kleine Frau mit dem Riesenbauch, aus dem das Kind nicht schlüpfen wollte. Der Vater sei nicht da gewesen, hat sie mir erst vor kurzem erzählt und das sie ins Schneetreiben geraten sei und es finster war und gefährlich und der unterdessen heimgekehrte Vater schon in den Krankenhäusern angerufen habe. Wovor sie damals davon gelaufen sei, warum sie das lang ersehnte Wunschkind, das ich war, gewesen sei, im Schneegestöber riskiert hat, frage ich mich, doch ich wage nicht, sie zu fragen.

Das kleine Mädchen musste sich ordentlich anstrengen, um mitzukommen, so schnell war der Schritt der ungeduldigen, verzweifelten Mutter bei den Spaziergängen in den Alpenzoo oder den Einkaufswegen in der Stadt. Bei den Sonntagsausflügen auf die Berge zeigte sie dem Kind manchmal den weiten Weg, den sie selbst als kleines Mädchen allein und zu Fuß gehen musste zur Tante auf Sommerfrische, erst in den letzten Jahren erzählte sie, wo ihr der Onkel entgegen kam und was er mit ihr gemacht hat in den dunklen Wäldern, auf den einsamen Wegen.

Später ist sie dann mit dem Vater gegen seine Depressionen anmarschiert, das Gehen habe ihm, ihr einen Psychiater erspart. Und mehr als einmal ist sie wütend aus dem Haus gerannt, um Stunden später geläutert wiederzukommen. Seit dem Schlaganfall geht das nicht mehr, kann sie dem Schmerz, dem Zorn, der Verzweiflung nicht mehr davon rennen. Am Arm des Vaters ist sie noch gegangen, die alten Wege, auch an seinem letzten Lebenstag. Doch heute reicht es nur mehr für ein paar Besorgungen in der Stadt, den Spaziergang von Vaters Grab ins Herz ihrer Heimatstadt, viele seltener eine kleine Runde irgendwo und nie allein und unabhängig, immer auf eine Stütze angewiesen.

„Ich kann mich noch an meine Träume als Kind erinnern“, erzählt sie, als sie sich heute Morgen zu mir ins Bett kuschelt: „Ich hab geträumt, dass ich in einer Schublade schlafen muss, ganz furchtbar war das.“ Und mir fällt ein, wie leichtsinnig sie die Menschen gerne in Schubladen einordnet. „Aber auch dass ich fliegen konnte“, ergänzt sie: „Mich einfach abstoßen und fliegen.“ Und plötzlich tut sie mir so leid mit diesem Leben, das so viel in Schubladen verbracht wurde und in dem sie so selten fliegen durfte. Nur rennen und das kann sie nicht mehr.

Oft hat sie mir geraten, gegen Kummer anzugehen, das sei nicht meines, habe ich gedacht und lieber dagegen angeschrieben, angefeiert, angekocht, angetrunken. Erst vor kurzem, als ich - wie so oft - das Grätzl, den Bezirk, die Stadt mit raschem Schritt durchmaß, erkannte ich das Erbgut und wie tröstend es ist. Aber auch das Wissen, dass ich fliegen kann, mich einfach abstoßen und fliegen.

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13
Feb
2011

Danke schön

Ich muss zwölf Jahre alt gewesen sein, als sie mir die Mandeln herausgenommen haben, im Sanatorium der Kreuzschwestern, kurz nach Weihnachten, Silvester würde ich im Krankenhaus verbringen müssen.

Am Abend als die kleine Turtle eingeliefert wurde, stand die Peter Alexander Show am Programm. Die Schwestern und die Eltern versprachen dem weinenden Kind mit Halsschmerzen und Operationsangst, dass es die geliebte Sendung auch im Krankenhaus sehen dürfe, versprochen. Und dann lag die kleine Turtle allein in dem Krankenhauszimmer und sah der Zeit beim Vergehen zu, draußen vor dem Fenster Schnee, ein Baum, das Licht der Straßenlaterne. Böller explodierten in der Stadt. Die Turtle wartete, wagte nicht zu klingeln, verließ sich auf das Versprechen, das waren doch Schwestern, Nonnen, die mussten doch Versprechen halten. Haben sie nicht, das kleine Mädchen schlief einsam schluchzend ein. „Kreuzottern“, sagte die Mutter zu den grimmigen Schwestern, als ich ihr davon erzählte.

Wenn die Peter Alexander Show lief war die Welt der kleinen Turtle einfach in Ordnung. Zu dritt saßen sie auf der Fernsehcouch, links die Mutter, rechts der Vater, in der Mitte das kleine Mädchen in steter Bewegung und laut lachend. Manchmal sprang es auf, tanzte durchs Zimmer, sang mit großen Gesten und unsichtbaren Mikrofon mit. Die Eltern lachten, freuten sich mit und an der Kleinen. Und die Turtle war glücklich und um das Glück zu konservieren, nahm sie das eine oder andere Mal auch die geliebte Show mit ihrem Kassettenrekorder auf. Pscht konnte sie dann die eigene Stimme vernehmen, wenn die Eltern es wagten zu sprechen und falsch krähte sie die alten Schlager mit.

Und „die süßesten Früchte“ und „Hurra, Hurra, die Schule brennt“, den sie im kleinen Kino in der Maria-Theresienstraße gesehen hat mit „Sportgummizuckeln“ und Kracherl, ein Autogramm im Poesiealbum. Und Gunther Philipp und als Hans Moser und Samstagnachmittagsfilme. Klein sein, das ist schön.

Später dann habe ich mein Idol verraten, der Spießbürgerseeligkeit trotzig den Rücken zugekehrt, hämisch die ausbrechende Tochter kommentiert, die gluckenhafte Frau, die konservativen Ansichten und mich doch immer wohlig und zuhause gefühlt, wenn ich die sanfte Stimme irgendwo zufällig gehört hab, zurück katapultiert auf die Wohnzimmerbühne daheim.

Jetzt ist er also gegangen – Danke schön, Peter der Große, es war bezaubernd…

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12
Feb
2011

Die Sünde

Verzückt wiegt sich die Nonne vor der Auslage des Zuckerlgeschäfts. Fasziniert wie andere Frauen vor den Schaufenstern von Boutiquen und Schuhgeschäften streift sie die Auslage entlang. Köstliche Bonbons liegen dort, Marzipanfrüchte und bunte Lakritze – im Dunkel kaum zu erkennen; die Sünde, weg geschlossen hinter dicken Scheiben, Freitag, halb zehn Uhr abends.

Ich hingegen breche auf, die Sünde zu suchen – oder zumindest zu tanzen, weil Freitagabend ist.
And Mona Lisa was a man….

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9
Feb
2011

Glücksrezept

„Halte einen Knopf fest“, sagte mein Vater immer, wenn wir am Weg zur Schule einen Kaminkehrer sahen. Dann galt es eine zerbrochene Fensterscheibe und eine dritte Zutat, die mir leider entfallen ist, zu entdecken, all das während ich den Knopf fest in meinen Fingern hielt, denn das würde Glück bringen, versprach Papa, der seine Versprechen stets hielt.

Und so greife ich rasch zum Mantelknopf, als ich heute beim Verlassen des Hauses den zwei Männern in ihrer schwarzen Berufskleidung begegne und ich halte Ausschau nach einer zerbrochenen Scheibe. Aber dort, wo ich wohne, gibt es so etwas nicht und so lasse ich schließlich den Knopf wieder los, damit ich ihn nicht abreiße, was ein Unglück wäre, weil ich ihn wieder annähen müsste, was ich nicht sehr gut kann. Ist mir doch auch die dritte Zutat zum Glück entfallen und den Vater kann ich nicht mehr anrufen und fragen.

Dabei wäre das das allerhöchste Glück.

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5
Feb
2011

Wo der Hund begraben liegt

..manchmal in der Lust, der Geilheit, der Sehnsucht nach Berührung, Verführung, nach Küssen, nach Leidenschaft, nach Kopf verlieren, Rausch und Schmetterlingen. Und tief im Innern, der Schweinehund nämlich, der kläfft und mir den Mut abbeißt oder einfach nur spielen will und mich von der Arbeit, vom Draußen oder auch von der Innenschau abhält.

Und weil mir die Worte auch jetzt nicht so aus der Tastatur fließen und ich die „oiden Hund“ noch immer mag und Wiederholung ja auch ihren Reiz hat – diesmal am Stück :.

Die Geschichte vom Huskie

Es war fast ein wenig trotzig, dass sie statt zum Abendessen in die Hotelbar ging. Sie war allein in der Stadt und es entsprach ihr eher auf ihrem Zimmer noch einen Whiskey aus der Minibar zu trinken und ein wenig fernzusehen. Als sie sich an die Bar setzte, bedauerte sie ihren überflüssigen Übermut – jetzt gehen war unmöglich. Sie wühlte in ihrer Tasche nach Zigaretten. Als sie sich nach Feuer umsah, streckte ihr der Barkeeper sein Zippo entgegen: „Feuer?“. Sie erschrak als sie aufsah und ihr Blick sich begegnete – Huskie-Augen. „Danke“, sagte sie und konnte nicht anders, als ihn anzustarren. „Was darf ich bringen?“ Seine Stimme war so anziehend wie sein Äußeres und beides löste ungeheure Anspannung in ihr aus: „Einen Mojito, Bitte.“ Sie zitterte ein wenig und sah, dass auch er es bemerkt hatte. Er grinste unverschämt und machte sich an die Zubereitung des Cocktails. Sie kannte diese Augen – darum zitterte sie. Ruckartig und sein Tempo ständig steigernd kam der Film in ihrem Hirn zum Laufen.

Der erste Mann in ihrem Leben war ein Huskie – hellblaue Augen zum dunkelblond gefleckten Fell, ein sehniger Körper und die Seele eines Wolfes. Sie hatte von ihm geträumt, er war der „knight in shining armour“, gekommen zu ihrem „emotional rescue“ , wie Mick Jagger sang, während sie sich liebten. Er war ein Arschloch – und ein Lügner in jedem Wort und jedem Kuss. Er wusste mehr über Sex als jeder, den sie je persönlich gekannt hatte und er war gewillt zu teilen. Sie war eine dankbare Schülerin, ewig hungrig, immer neugierig und bereit zum Rollenspiel.

Irgendwann war es sein Spiel und er modifizierte die Spielregeln, um zu gewinnen. Sex machte ihr noch immer Spaß – solange sie Träume weben konnten. Irgendwann war er dann weg – aus ihrem Leben verschwunden. Erst Jahre später hat sie aufgehört von ihm zu träumen und selbst damals ist er nie verblasst – es hat nur aufgehört.

Der Barkeeper stellte ihr den Mojito hin. Ohne ihn anzusehen, rührte sie die Eiswürfel mit dem Strohhalm um. Gierig saugte sie den ersten minzig-sauren Schluck Rum auf, erst jetzt sah sie wieder zu ihm hin. Es schien ihr, als hätte er den Blick nicht von ihr genommen. Das Blau berührte sie schon wieder, es nahm ihr den Atem. Bilder jagten durch ihren Kopf und sie glaubte zu fühlen, wie sie die Kontrolle über ihre Mimik verlor. Das verkrampfte Lächeln, das sie auf ihre Lippen zwang, strengte sie an. Er beantwortete es mit einem Grinsen, das sie noch mehr verunsicherte. Selbst das Grinsen schien das gleiche und machte ihre Knie weich. Sie rückte am Barhocker zurecht und versuchte die Beherrschung wiederzugewinnen. Als sie wieder aufblickte, polierte er am anderen Ende der Bar ein Glas.

Sie holte ihr Smart-Phone aus der Tasche. Ablenken wollte sie sich – nur nicht in einer fremden Stadt aus nostalgischen Gründen einem Barkeeper verfallen. Sie war glücklich mit Robert, die Liebe war frisch und er ein Mann, mit dem sie sich vorstellen konnte, das Leben zu teilen. Nach der schwierigen Trennung von Michael schien ihr Robert alles zu verkörpern, wonach sie sich immer gesehnt hatte. Auch im Bett. Er war zärtlich und leidenschaftlich und er ging auf sie ein. Wäre sie noch mit Michael zusammen – ja, vielleicht hätte sie sich die Sache überlegt, vielleicht wäre eine heiße Nacht mit dem Barmann mit den Huskie-Augen drinnen gewesen. Sie hätte es wohl auch gebraucht. Aber nicht bei Robert – Robert war perfekt. Und dann war er ja von seiner Ex so verletzt worden, die Schnalle war mit allen und jedem ins Bett gegangen, nie, ganz sicher nie, könnte sie ihm das antun.

Ohne sie zu lesen, blätterte sie die Notizen des Tages noch einmal durch – nur die Augen nicht heben. Und doch glaubte sie seinen Blick fast körperlich zu spüren – gerne hätte sie aufgeschaut, um das zu überprüfen. Sie kam sich lächerlich vor, Nervosität hatte von ihr Besitz ergriffen, sie stand auf, um zur Toilette zu gehen. Und wieder begegneten sich die Blicke. Sie starrte sich im Toilettespiegel an und versuchte ihre Beherrschung wieder zu finden. Niemals hätte sie gedacht, dass die Geschichte von damals noch so stark in ihr vorhanden war. Sie zog den Lippenstift nach. Er war niemals ohne seinen Hund. Und der Hund war – oh Wunder - ein Huskie. Erst jetzt war ihr die Eitelkeit und der narzisstische Kick seines ständigen Begleiters bewusst. Damals hatte sie ihn auch dafür bewundert und die blauen Augen, die sie beim Sex beobachteten in Kauf genommen. Die Macht der Erinnerung – dachte sie und lächelte über die Klischees, die ihr in den Sinn kamen. Dann trug sie Puder auf – sie wusste nicht recht, ob sie sich gefiel oder nicht. Sie dachte auch an den Barmann und ertappte sich, wie sie versuchte sich seinen Körper vorzustellen, ihn in Gedanken schon zu berühren. Er war wahrscheinlich jünger als sie, er sah zumindest jünger aus. Sie hatte beim letzten Blick in den Spiegel das Gefühl ziemlich alt auszusehen – sie kehrte an die Bar zurück.

Erst jetzt nahm sie den Pianisten war, der ein wenig gelangweilt ein Evergreen-Repertoire herunterspulte. In einer Nische saß ein Paar. Typisch Hotel: sie hübsch und jung, er Business. Vermutlich eine Geschäftsreisenaffäre. Der Barkeeper beobachtete sie, während sie sich ihrem Platz näherte. Sie atmete tief ein, um diese verfluchte Verlegenheit zu besiegen.
Sie trank den Mojito zu schnell leer. Sie hätte doch essen sollen. Dann trank noch einen zweiten und einen dritten. Beim zweiten begannen sie sich zu unterhalten. Langsam fand sie sich wieder – die Unsicherheit wich. Beim dritten Mojito wusste sie, dass er der kleine Bruder des Huskie war. Er wusste nicht, dass sie seinen Bruder kannte. Sie hatte ihm ihren Vornamen verraten und er wusste, dass sie aus derselben Kleinstadt stammte. Als sie über die Lokale sprachen, die sie gerne besucht hatten, kam die unvermeidliche Fragen: „He, du könntest meinen Bruder kennen?“ Die Unsicherheit stieg wieder auf, sie versuchte das Zittern zu unterdrücken: „Nein, leider – kann schon sein ......ich kann mich nicht erinnern.“

Es war schon nach Mitternacht, ein paar angetrunkene Geschäftsmänner kamen auf einen „Schlummertrunk“ an die Bar. Sie quatschten sie an. Sie beschloss schlafen zu gehen – eine Sicherheitsmaßnahme und außerdem – es war schon spät. Sie ließ die Drinks auf ihr Zimmer schreiben – es knisterte kurz. Die Geschäftsmänner verlangten nach neuen Getränken und so wandte er sich ab. Als sie sich noch einmal vorsichtig in der Türe umdrehte sah er ihr nach. Sie lächelten beide.

Als sie auf ihrem Zimmer war, schien alle Müdigkeit weg zu sein. Sie war betrunken und erregt, wie sie sich eingestehen musste. Sein Bruder echote es in ihrem Kopf – er war sein Bruder. Es wäre interessant gewesen, dachte sie. Sie nahm ihr Handy und rief Robert an. Er hob nicht ab. Als sich seine Mobilbox einschaltete, legte sie auf. Sie drehte den Fernseher auf. In die Bar konnte sie nicht zurück – und das war besser so. Sie zog sich aus und richtete sich zum Schlafen. Die Erinnerungen verstummten nicht. Sie hatte Hunger, nach Essen, Sex, Alk. Sie dachte an seinen Geruch. An die Löcher in seiner Kleidung, Löcher in seinen Hosen, in seinen Hemden, in allem. Sie öffnete die Minibar. Er war Musiker und nicht sehr gepflegt. Sein Bruder hingegen wirkte wie frisch gebadet. Nüsse nahm sie und Schnitten, ein Mineral und nach einem Zögern noch einen Whiskey. Sie war geil, sentimental und betrunken. Sie schrieb Robert eine sms – ich liebe dich, gute Nacht, zappte durch die Kanäle und streichelte ein wenig an sich herum.

Das Telefon weckte sie wieder. Sie wusste, dass er es war. Während sie den Hörer nahm, sah sie auf die Uhr. 03.15. Er war wahnsinnig, sie wütend. „Ja?“ „Du wusstest, dass ich es bin?“ Jetzt hätte sie toben müssen, den Hörer auflegen, irgendwas. „Ich dachte es mir.“ Seine Stimme klang am Telefon noch aufregender, sie war plötzlich munter und willenlos müde zugleich. „Ich könnte jetzt kommen...“ Sie war verblüfft über sein Selbstbewusstsein. Er klang als hätten sie sich bereits etwas ausgemacht, als würde sie auf ihn warten – was sie im Grunde wohl auch tat.

Sie sucht verschlafen nach ihrer Schminktasche und nahm frische Seidenwäsche aus ihrem Koffer – nachtblau. Sie wusste nicht warum sie das tat und überlegte ob sie die Wäsche mit oder ohne BH anziehen sollte. Es durfte nicht aussehen, als hätte sie sich für ihn schön gemacht – also ohne. Es klopfte – sie schlüpfte in den Morgenmantel – es klopfte noch einmal. Mit Herzklopfen öffnete sie die Türe. Sie fiel in seine Augen. Er grinste sie an. Er hatte Champagner mitgebracht, mit Tableau, Kübel, Gläsern und allem: „Madame haben Champagner bestellt?“ An ihr vorbei betrat er das Zimmer. Ihr fehlten die Worte und er schien amüsiert darüber. Geschickt und lautlos öffnete er die Flasche, dabei betrachtet er sie. Er wirkte plötzlich so überheblich und selbstgefällig, dass sie ihn gerne hinauskomplimentiert hätte, aber dazu war es zu spät und es war auch nicht wahr. Es war genau diese Selbstverständlichkeit, die sie beim Huskie erst geliebt und dann gehasst hatte. Und die sie geil machte.

Erst jetzt sah sie den Teller am Tableau, dass er mitgebracht hatte. Er drückte ihr ein Glas in die Hand, sie stießen an, sahen sich in die Augen, auf den Mund und küssten sich. Er küsste gut und leidenschaftlich und sie spürte, wie ihr ihr Körper nicht mehr gehorchen wollte und in seine Arme entglitt. Er unterbrach den Kuss, lächelte wieder und lies sie los. „Ich dachte, du hättest vielleicht Hunger..“ Er nahm den silbernen Deckel vom Teller und sie blickte auf einen Berg gegrillter Riesengarnelen ungeschält. Es roch herrlich, sie hatte Hunger, sie wusste nur nicht, ab auf die Garnelen oder ihn. Sie stand hilflos im Zimmer herum – er platzierte den Teller mitten im Bett. Keine Sekunde wandte er den Blick von ihr ab, was die Situation nicht unbedingt erleichterte. „Du musst sie schon selbst schälen.“ „Ich...“ Sie legte sich auf eine Betthälfte und nahm sich eine Garnele. Geschickt löste sie die rote Schale, immer wieder schleckte sie sich die Finger. Endlich ausgezogen versenkte sie den zartrosa Miniphallus in ihrem Mund. Es schmeckte grandios. Woher hatte er gewusst, dass sie hungrig war? Als sich ihre Augen wieder begegneten, lächelte er zufrieden. Sie verstand nichts mehr, musste aber weiter essen. Er aß nicht, er beobachte sie. Von Zeit zu Zeit brach er ein Stück Baguette ab und fütterte sie. Manchmal reichte er ihr das Champagnerglas. Sie redeten nicht bis der Teller leer war. Er räumte ab, kehrte zum Bett zurück und küsste sie. Er leckte den Garnelengeschmack von ihren Lippen und Fingern. Er war überall und sie zerrte an seinem Hemd. Endlich fühlte sie seine Haut, seine Rippen.

Langsam glitten ihre Finger an seinem Hosenbund entlang, ihre Hände mussten immer wieder seine Pobacken berühren. Sie spürte wie sich sein Schwanz gegen ihren Venushügel presste. Sie wollte ihn, sie wollte ihn, sie wollte ihn. Ungeduldig versuchte sie ihm nach dem Hemd auch die Hose auszuziehen, öffnete seinen Gürtel, den darunter liegenden Knopf und glitt mit ihrer Hand unter den Bund. Ihre Finger tauchten nach dem, was sich ihnen bereits entgegenstreckte – nach seinem harten, glatten Glied. Ihre Muschi rieb sich an dem Oberschenkel zwischen ihren Beinen. Sie wollte so dringend. Sie löste sich und zog ihm Hose und Slip aus. Oh ja – er war sein Bruder. Bevor sie seinen Schwanz mit ihren Lippen umschloss, glaubte sie, familiäre Ähnlichkeiten in Größe und Krümmung wahrzunehmen. Sie beschloss, es in ihrem Mund zu testen. Der Huskie hatte sie blasen gelehrt und sie bildet sich heute noch ein, dass sie ihm eine sehr gute Schülerin war. Fast alle ihrer Männer hatten ihr etwas in dieser Art bestätigt. Endlich hatte sie die Oberhand, endlich gab er sich hin. Er stöhnte leise, während sie zärtlich seine Eichel leckte. Eine Hand griff nach seinen Eiern. Er war rasiert, bestätigte ein vorsichtiger Blick. Ganz weich glitten ihre Lippen den Schaft entlang. Die zweite Hand suchte seine Brust. Zärtlich reizte sie den kleinen Knopf, der sich ihr hungrig entgegenstreckte. Er löste sich aus ihrem Bann und glitt zu ihr hinab. Er streifte den Morgenmantel ab und berührte sie überall, seine Lippen suchten immer wieder ihren Mund. Dann, später glitt er an ihr herab zwischen ihre Beine. Sie trug noch immer das nachtblaue Seidenhöschen. In ihrer Lust erschien es ihr wie ein Keuschheitsgürtel – ihre Muschi sehnte sich danach direkt berührt zu werden. Er atmete durch das Höschen in ihr Geschlecht. Sie glaubte vergehen zu müssen, so heiß war sein Atem und ihre Sehnsucht nach mehr. Sie war wütend, weil er sie warten lies, weil er spielte. Dann zog er das Höschen aus – unerträglich langsam und quälend. Ihre Beine zitterten. Endlich berührte sein Mund ihr Schamlippen. Als seine Zunge auf ihre Perle traf, war es wie ein Stromstoß. Unmittelbar danach kam sie zu ersten Mal, alles in und an ihr bebte, alles raste durch den Kopf den Körper. Ihre Hände griffen nach seinen Haaren. Sie öffnete kurz die Augen. Sie sah seinen Kopf zwischen ihren Beinen. Ihr Blick traf sich. Er beobachtet sie – wie einst der Huskie - sein Bruder – der Hund. Sie spürte die alte Unsicherheit, die Scham, das Wehrlossein und die Lust daran. Sie erschrak darüber wie ähnlich sich die beiden waren, denn dieser Orgasmus war wie heimkehren – genauso schön und schrecklich zugleich. Die alten Engel und die vergessenen Dämonen ritten auf den Wellen ihrer Lust. Sie zog ihn zu sich herauf und spürte wie sein Schwanz in ihr versank. Noch immer sprachen sie nicht, beide bemühten sich leise zu sein. Atem und Stöhnen und Haut auf Haut als Rhythmusmaschine. Wie in einer Choreographie wussten immer beide, wann es Zeit zum Stellungswechsel war und was zu tun war. Manchmal suchte sie den Blick des Hundes im Raum. Das stumme Zeugnis ihrer Wiederkehr. Er ist es nicht, er ist es nur beinahe, dachte sie dann. Sein Penis war lang, eher dünn und leicht nach rechts gekrümmt und wäre er nicht so geschickt damit umgegangen, hätte er ihr wohl auch wehtun können. Das dachte sie, als er sie von hinten nahm. Sie mochte seinen Atem und die Haar, die auf sie herabhingen, wenn er auf ihr war und die Augen. Auch wenn sie ihn ritt, von ihm weich auf seinen Hüften gewiegt, die glatte magere Brust greifend, versank sie im Blau. Ihre Gedanken und Gefühle waren in tausend Fetzen zersprengt. Der Huskie, der Termin morgen früh, die Garnelen, Petersilie und Küsse, seine Zunge seine Zunge, Robert, das Ganze war verrückt, der gleiche Schwanz. Sie beobachtete sich – aber nur im Kopf. Die Körper waren schön. Nie hatte der Hund Laut gegeben, wenn sie sich liebten. Michael, sie musste aufstehen, wie spät es wohl war, Peter, was macht der hier. Es war zum Sterben schön und ihr Leben glitt an ihr vorüber. Sie dachte Geigen und Rock'n Roll.

Sie kam oft – er dreimal. Einmal trank sie ihn. Später schenkte er Champagner nach und sie rauchten und sprachen. Sie bedankte sich für das Essen, es sei gerade recht gekommen, aber warum? „Mein Bruder hat mit einmal erklärt, ob sich eine Frau lohnt, erkennt man, wenn sie isst.“ Der Huskie – er hatte oft für sie gekocht – unendliche Kreationen aus tausenden Kochbüchern, phantastisch, puristisch eitel. Wie Witzigmann führt er sich auf, wenn er in der Küche werkte, wie ein 5-Hauben-Meister. Und dann nach dem Essen war er so sanft, so gut, so sinnlich geworden. Sie hatte sich gelohnt? Sie tauchte aus seinen Augen auf. Er grinste: „Das weiß er von dir. Das hat er an dir erforscht – ich musste dich essen sehen.“ „Und mit mir schlafen?“ “Auch..“ Er grinste breiter, er streichelte ihre Brust. Jetzt nur nicht Liebe, dachte sie, nur keine großen Gefühle. Nicht das Leben umstellen, das sich gerade eben erst ordnete. „Ich betrachte uns als verwandt“, sagte er. „Ich fahre morgen.“, sagte sie. „Ich bleibe.“ Er hatte nie zu grinsen aufgehört und seine Stimme war leise und sanft und irgendwie cool. Es tat ihr ein bisschen leid, dass er sich nicht in sie verliebt hatte, aber so war alles gut. Sie tauchte in seine Augen: „Und er?“ „Er führt mit seinem Freund ein Restaurant.“ „Mit seinem Freund?“ Der Huskie war bi, dass er jetzt mit einem Mann lebte verwunderte sie. „Sein Hund?“ “Er hat einen neuen!“ „Welche Rasse?“ „Er hat sich nicht verändert. Willst du die Adresse?“ „Nein.“
Sie tauschten E-Mailadressen aus.

Sie verschlief ihren Termin.

Manchmal in anderen Städten sah sie auf der Straße einen Huskie und sie hielt inne und grinste. Manchmal stieg sie wieder in dem Hotel ab.

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1517 mal erzählt

31
Jan
2011

Die Herrschaft der Buben



Was kann der KHG dafür, dass er so schön ist, was kann der KHG dafür, dass man ihn liebt?

Mich macht diese narzisstische Unverfrorenheit immer wieder fassungslos!
1316 mal erzählt

27
Jan
2011

Und jetzt mal Kino.....

1177 mal erzählt

23
Jan
2011

Unter Jungs

Auf einer Welle des Glücks und zugegebener Maßen berauscht vom übrig gebliebenen Küchensekt und all dem Glück, der Wärme, der Liebe der letzten Stunden und Tage treibt es mich zur letzten geburtstäglichen Feierlichkeit aufs gelbe Sofa im Wohnzimmer des Erstgeborenen. Im Gepäck habe ich Backwerk vom Frauenfest, Kuchen, Rouladen, Brot.

Und wieder Champagner und ein Geschenk liebevollst in rotes Latex verpackt. Eine Schallplatte, Lotte Lenya, er weiß genau, was ich liebe und zwei Filme für einsame Stunden, er weiß auch, was ich brauche, mit Augenzwinkern und offenem Lachen. Ich erdrück ihn fast im Dankbarkeitstaumel.

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Später kommen der Bubenmann der Capoeira-Tänzerin, die bei meinem Fest meine Tischnachbarin war, und der junge Filmfreund. Wir albern herum, lachen viel und trinken stetig, der Erstgeborene legt Singles auf.

„Bist du verliebt?“ fragt mich der junge Filmfreund. „Nein“, antworte ich: „Aber ich wärs gerne. Doch ich bin auch so glücklich, glücklich bin ich." Und dann tanze ich. Verliebt. In dieses Leben, in all die Menschen.

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1039 mal erzählt
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Mock Turtle

Sit down, both of you, and don't speak a word till I've finished

Who sits there?

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