25
Jun
2009

Und immer, immer wieder…

…geht die Sonne auf. Mein Lächeln ist gestern zurück gekehrt mit Liebe und Freude im Gepäck. Und plötzlich konnte ich wieder sehen und Worte und Geschichten keimten in meinem Kopf. Und als ich mein grundloses Glück so in die Welt strahlte, bekam ich überall Antwort: Im strömenden Regen grinste ein kleine Mädchen unter seinem rosaroten Schirm hervor, ein schöner fremder Mann sah eine Aufforderung zum Sekundenflirt darin, die elegante alte Damen umarmte mich mit ihren Blick, die beiden Frauen, die mit der Beute aus dem schwedischen Möbelhaus unter das sichere Dach hasteten, antworteten mit einem Lachen und die große Uhr an der Straßenlaterne gegenüber der Oper drehte sich in verrückter Geschwindigkeit im Kreis.

Der Regen hat den Staub weggewaschen und ich sah wieder, wie viel Mühe sich der Liebste gibt – auch nach all den Jahren, wie wertvoll die Menschen sind, die sich in der Organisation, für die ich arbeite, engagieren, wie viel sie für mich tun, wie schön die Wohnung ist, was für ein Glück es ist, dass die Mutter lebt, wie reich das Leben mich beschenkt.

Heute morgen gelesen: „Jeder kommt aus dem Nichts hervor, Augenblick für Augenblick. Augenblick für Augenblick haben wir wahre Lebensfreude.“

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558 mal erzählt

19
Jun
2009

O(h)ral befriedigt

Der Erstgeborene hat ein Projekt, eine selbst gewählte Aufgabe, ein großes Ziel, eine Sonderleistung, wie er es selbst nennt. In ungezählten Stunden, Tagen und Nächten stellt er 100 Jahre Musik und Zeitgeschehen zusammen, beginnend 1877 mit Thomas Alva Edison. Richtschnur und wohl Ursprung des Werks sind Schallplatten seiner Kindheit. Nutznießerin bin ich. Denn diese sorgfältigen, teilweise auf der guten alten Revox zusammengeschnittenen Tondokumente öffnen mir Türen, Räume, ja Welten.

Das kleine Mädchen, das ich einmal war, hörte auf seinem fliegenden Teppich oft Sprechplatten: Simpl, „Hackl vorm Kreuz“, „Gehört sich das?“, Karl Schönherrs „Erde“, „Jazz&Lyrik“ – Benn gelesen von Gert Westphal, Oskar Werner, Qualtinger, natürlich der Travnicek. Schon mit sieben hatte ich mein eigenes Radio, Philips mit Kassettenrekorder. Damit konnte ich nicht nur Hörspiele produzieren sondern bei richtiger Einstellung auch den Funkverkehr des Innsbrucker Flughafens und FS 2 – das zweite Fernsehprogramm hören. Ich weiß noch heute, wie es war, im Halbdunkeln zu liegen und Bilder im Kopf wachsen zu lassen.

Und dann saß ich am Mittwoch in einem anderen Halbdunkel und hörte. Ich hörte die beiden Kaiser Wilhelm und Franz Josef, Alessandro Moreschi, den letzten Kastraten, die Callas und Onkel Satchmo‘s Lullaby, die Beatles, und einen Hundechor, meinen geliebten Bert Brecht und Ingeborg Bachmann, Otto Reuter mit „Bevor du sterbst“ und Else Lasker Schülers blaues Klavier, Mondflüge und Geschichtsdramen, Seemannslieder, Reden, Reportagen, Heinz Erhard und Hazy Osterwalds Kriminaltango. Und zur Abrundung noch ein wenig Rotbäckchen und Frauengold. Über das Ohr drang all das in mich ein und schleuderte mich in wilder Fahrt durch Zeit und Raum.

Fünf CDs sind es mittlerweile, die der Erstgeborene aus alten Aufnahmen komponiert hat. Zusammengehalten von der Stimme Wolf-Dieter Stubels, teilweise in raffinierter Schnitttechnik dem veränderten Inhalt angepasst. Erst vor Kurzem hat der Erstgeborene dem Sprecher sein Werk zukommen lassen. Wie seltsam muss es wohl diesem anmuten, eine späte Hommage aus Österreich zu bekommen, welche Bilder wachsen in ihm, der die Schallplatten vor 30 Jahren besprochen hat?

Zwei Stunden lang war ich ganz Ohr, wortlos, sprachlos, wie fast immer, wenn ich mit der Sonderleistung konfrontiert bin. „Das war alles schon tot und begraben“, sagte der Erstgeborene: „Und jetzt lebt es wieder.“ Und so viel anderes damit, dadurch.

Seitdem geht es mir wieder besser, ich taumle weniger, mein Tritt ist sicherer. Joachim-Ernst Berendt fällt mir ein – auch so ein gemeinsames Idol – und die Welt ist Klang.

Und ich weiß wieder: Der Gleichgewichtssinn sitzt im Ohr.

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12
Jun
2009

Außen und innen

Kleine, äußerliche Wunden lenken vom Schmerz da drinnen ab.
Der Hunger nach Leben macht appetitlos.
Man kann auch beim Fernsehen sehr gut weinen.

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506 mal erzählt

2
Jun
2009

Save our Souls

Und plötzlich ist meine Seele in Seenot geraten. Zwischen Flaute und Sturm ist das Wasser gefault und die Vorräte sind zur Neige gegangen. Im Meer der Gefühle kann ich nur mehr im Trüben fischen.

Längst machen Bitterkeit und Angst unter Deck Stimmung gegen mich.
Noch steht die Hoffnung am Krähennest, doch es ist kein Land in Sicht.
Hin und wieder setzt die Sehnsucht die Segel, doch nur um uns zum Spielball der Winde zu machen. Die Liebe hat gebeten an einen Mast gebunden zu werden, damit sie nicht über Bord geht.
Nur selten sind Sterne zu sehen, das macht das Navigieren so schwierig.

Es fällt mir schwer das Ruder herumzureißen und ob ich noch Kapitänin bin, weiß ich nicht.

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515 mal erzählt

29
Mai
2009

26
Mai
2009

Ablöse

Buddhas lösen die Gartenzwerge ab, bemerkt Herr A, während wir beim Erstgeborenen deutsche Schlager hören. Die Schlager der 50er Jahre – Glück in Schraubgläsern wie süßsaure Gurken – setzen seltsame Assoziationsketten in Gang. So viel Sehnsucht und Liebe wird beschworen und auch Angst. „Noch so viel Nazi“, meint der Erstgeborene und wechselt die Schallplatte. Tipitipso beim Calypso ist dann alles wieder gut….

Erstmals seit endlosen Tagen habe ich wieder Kontakt zu mir selbst. Auf jenem gelben Sofa spüre ich mich wieder, darf wieder ich sein, muss nicht mehr versuchen, Erwartungshaltungen zu erfüllen und Zorn abzuwehren. Kann nicht enttäuschen, weil ich nicht täusche, nicht mich, niemanden.

Als ich die Wohnung des Erstgeborenen betrete, singt Edith Piaf „Milord“ und in diesem Lied ist mehr von meiner Kindheit enthalten, als ich in meinem Elternhaus aufzuspüren vermag. Als ich die Wohnung sechs Stunden später wieder verlasse, lächelt das kleine Mädchen, das ich einmal war. Dazwischen liegen Jazz und Soul, Gespräche über Filme, die schelmische Winifred und so viel Sein.

Die Buddhas lösen die Gartenzwerge ab – nicht nur in den Vorgärten.

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593 mal erzählt

17
Mai
2009

Verraten?

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Darf man die Freundin aus Kindertagen um höherer Ziele Willen verraten?
Barbie, nämlich.
697 mal erzählt

11
Mai
2009

Mutternacht

Frühlingsrausch. Die Luft lauwarm und die Menschen streunen in der Stadt. Es duftet nach Leben und Lust. Die Frauen tragen leichte Kleider, die Männer hungrige Blicke. Und überall ist Sehnsucht. Juliette Greco singt vom Himmel über Paris und genauso fühlt es sich auch an.

Tanzen war ich und Trinken an diesem Muttertagswochenende. Ich, die Kinderlose, habe mit dem Erstgeborenen die Mutternacht gefeiert. Er hat mich mit zur Arbeit genommen. Ganz allein saß ich hinter ihm neben den Schallplatten und sah zu. Sah, wie die Musik langsam von den Menschen Besitz ergriff, wie sie erst den Rhythmus mit den Fingern nachklopften bevor sich ihre Schultern und Hüften mehr und mehr bewegten. Sogar der Koch am Buffet gegenüber konnte nicht anders als rhythmisch zu rühren. Und dann sah man den Soul auch in ihren Gesichtern. Schöne Frauen sah ich einsam tanzen und gern wär ich ein Mann gewesen in dieser Nacht. Eine Barbie in zartem Fliederfähnchen mit High Heels und schwingendem Becken. Ein mächtiger Mann im weißen Anzug, rauchend und ungerührt vom Balztanz der Schönen. Ein junger Wilder mit vier Mädchen, wilder Faun im Mittelpunkte. Mit einer beginnt er das Spiel, mit ihrer Freundin vollendet er den Tanz. Wenn es mich nicht mehr an meinem Platz hinter den Plattenspielern hielt, tanzte ich mit den Frauen und für den Erstgeborenen. Frühlingsrausch.
Und reden bis die Vögel singen.
Ich kann mich nicht sattleben!

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Mock Turtle

Sit down, both of you, and don't speak a word till I've finished

Who sits there?

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Im Bilde

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