1
Sep
2007

Goldfisch (5)

Sie legte den Kopf in den Nacken, als er sich langsam in Richtung ihres Geschlechts küsste. Sie hatte heute lange überlegt, welche Wäsche sie anziehen sollte. Schlichte Baumwolle kam als Sicherheitsfaktor in Frage – damit eben nichts passiert. Aber dann hatte sie sich bewusst gemacht, dass sie wollte, dass etwas passiert. Die neue Seidenwäsche mit BH und Strümpfen hätte das voreilig verraten. Damals wie heute trug sie selten BH. Sie entschied sich für Hosen und eine Seiden-String. An dem war er mit seinen kleinen schnappenden Küssen eben angelangt. Und während er ihr die Hose darüber auszog, leckte seine Zunge am Sliprand entlang. Sie öffnete die Augen. Das Bild über dem Sofa, überdimensionale Stiefel, seine Stiefel, Isas Foto - sie schloss die Augen und hoffte, dass sein Mund bald ihren zweiten Mund berühren würde. Sie verflocht ihre Finger mit seinen Haaren. Und dann legte Jimi Hendrix los – Wild Thing –live in Monterey. "Wild thing, I think you move me". Sein heißer Atem durch die Seide und schließlich, endlich seine Zunge an ihrer Perle. Und wieder spannte sich der Bogen zur Vergangenheit, das Gedächtnis des Körpers, so wie früher war er Hendrix und sie seine Gitarre, bereit zu verbrennen, bereit zu zersplittern. Dann entzündete er sie und sie zerbrach.
(Fortsetzung folgt)
654 mal erzählt

31
Aug
2007

Goldfisch (4)

Während sie sich seinem Kuss hingab, begann Neil Young zu orgeln. Noch berührten sich nur ihre Münder. Zu gerne hätte sie endlich ihre Arme um ihn geschlossen, gleichzeitig genoss sie es aber, ihm die Regie zu überlassen. Ihre Zungen spielten miteinander, neckten einander, umkreisten und umgarnten sich. Und schließlich legte sie doch ihre Hand auf seinen Oberschenkel. Er antwortete nicht, küsste einfach weiter und schon bereute sie die übereilte Geste. "I want to love you but I'm getting blown away". Da endlich legte er seine Hand in ihren Nacken, zog sie an sich heran, unterstützte den Kuss. Sie spürte ihr Herz zwischen ihren Schenkeln schlagen. Der Kuss schmeckte nach früher. Nach "Element of Crime", Regen nach dem Kino und geheimer Liebe am gemeinsamen Arbeitsplatz, nach gutem Rotwein. Das letzte gemeinsame Jahr hatte anders geschmeckt. Nach Bier, Vodka und Cocktails – hätte anders geschmeckt, wenn sie geküsst hätten. Sie drückte seinen Schenkel. Seine Hand in ihrem Nacken zog sie nach hinten, endlich lag sie am Sofa. Und er auf ihr. Seine Hände schlüpften zu ihren Brüsten, begrüßten sie zärtlich, kneteten sie. Der Kuss ging weiter, er löste seine Lippen nicht von ihren. Ihre rechte Hand lag zwischen ihnen, sie strich über seinen Schwanz, der sich ihr durch den Jeansstoff entgegen drängte. Dann öffnete sie die Knöpfe. Er trug noch immer Jeans zum Knöpfen. Ein wenig zugenommen hatte er. Es war alles so vertraut und doch wie ein erstes Mal, vom Hunger her, der Gier, der Dichte.
(Fortsetzung folgt)
580 mal erzählt

30
Aug
2007

Goldfisch (3)

Sie mussten beide lachen, es war ihre Hymne gewesen, als sie damals mit Emil von Udine heimkehrten. Vielleicht war der Song auch der Grund, warum sie sich so sehr einen Goldfisch gewünscht hatte. Sie mochte Bens Stimme – und plötzlich schauten sie sich in die Augen. Und sahen auch gleich wieder weg. Die Pause schien ihr unerträglich lang. Und dann Musik, Style Council, The Paris Match. Es war ihre Kassette in diesem iPod. Da trank sie seine Augen.
Sie fuhr mit dem Glasrand ihre Unterlippe entlang. Sie hatte die Beine angezogen und die Augen halb geschlossen. Er beobachtete sie. Tracy Thorn sang "Empty skies say try to forget/Better advice is to have no regrets". Das Schweigen lastete auf Beiden. Sie tranken. Er kam mit der Flasche aufs Sofa, um ihr nachzuschenken. Er blieb neben ihr sitzen, ganz nah, aber ohne sie zu berühren. Fast glaubte sie seine Körperwärme wahrnehmen zu können. Oder waren es die Wellen seiner Erregung. "The gift you gave is desire/The match that started my fire", er sang wieder, sehr leise. Sie sah auf seine Lippen, er auf ihre. Gleich würden sie sich küssen. Sie schloss die Augen. Ihre Lippen hatten seine nicht vergessen. Sie waren weich für einen Mann, glatt und zart, sanft und vorsichtig seine Küsse. Sie schnappten nach ihr, ganz zärtlich aber doch fordernd und erst nach und nach kam seine Zunge ins Spiel. Leckte über ihre Lippen, drückte sie auseinander, drang ein und erfüllte ihren Mund. Sie hatte seine Küsse immer geliebt. Frauenküsse, hatte sie gescherzt, sie erinnerten sie an die Küsse der Freundin damals, als es galt, das Küssen auszuprobieren, zu lernen zu, üben.
(Fortsetzung folgt)
624 mal erzählt

29
Aug
2007

Goldfisch (2)

Mit dem Sofa war damals auch Emil bei ihnen eingezogen. Sie hatten ihn bei einem schäbigen Luna-Park auf einem Shoppingcenter-Parkplatz geschossen. Dort konnte man Goldfische schießen. In kleinen Plastikbeuteln hingen sie am Budenrand. Sie gaben eine Menge Fehlschüsse ab, bis ihnen der Mann dort halb gnädig den Fisch überließ. Emil wohnte im Waschbecken des Motels, in das sie sich einquartiert hatten, und während Ben am nächsten Tag aufpasste, dass ihm nichts passierte, kaufte sie in einem der Designläden ein überdimensionales Goldfischglas. Mit Emil am Schoß fuhren sie nach Hause. Das Sofa wurde zwei Wochen später geliefert. Es war bequem. Sie hatte selten darauf gesessen, sie war viel unterwegs damals. Auf der Flucht – in der fertig eingerichteten Wohnung war ihr ihr Leben zu möbliert geworden. Ein halbes Jahr später entdeckte Ben ihre Untreue. Sie musste es erst mit seinem besten Freund treiben, dass er ihr endlich auf die Schliche kam. Es gab kaum Anrufbeantworter mehr. Ein SMS erledigte die Sache.

Sie roch am Wein, Kirsche eindeutig und die schöne Farbe. Gerne hätte sie einen Schluck genommen, aber sie wollte auf ihn warten. Er lachte im Nebenzimmer. Es klang verliebt. Viel hatte sich in der Wohnung nicht geändert, abgesehen von den großformatigen Bildern. Mit fast jedem Einrichtungsgegenstand verband sie eine Geschichte: Der Flohmarktsessel, das Regal, die schöne Vitrine aus dem Dorotheum. Isa lebte in Hamburg und würde erst jetzt, bald, schon in den nächsten Wochen, nach Wien ziehen. Sie wird wohl einiges ändern, dachte sie. Zumindest würde sie einiges ändern und sie fragte sich, ob sie Emil behalten würden. Emil in seiner Luxuswohnung, dem geräumigen Goldfischglas mit der schönen Einrichtung. Als sie Ben nichts mehr zu geben hatte, brachte sie fast täglich neue Geschenke für den Fisch mit. Glasmurmeln, Glitzersteine, Kristalle und schließlich eine edle blaue Höhle aus Glas. Sie lächelte ihn an. Dann stand sie auf, um eine CD zu suchen.
Sie kniete vor dem CD-Regal, als Ben endlich den Raum wieder betrat. "Isa", er lächelte verlegen und zuckte mit den Schultern. "Weiß sie von mir?" Er lächelte noch immer, zuckte wieder. "Dass ich hier bin?" "Ja", log er: "Warum auch nicht?" Pause. "Was suchst du?" "Jazz Butcher" "Mhm", er griff zum iPod, sie setzte sich wieder. Sie prosteten einander zu. Der Wein schmeckte. Sie hatte den Song seit damals nicht mehr gehört und doch konnte sie jedes Wort mitsingen. "Girls who keep goldfish/Fascinate my mind/What are they doing here?/Why are they here at all?" Beim Refrain stimmte er ein: "I'd like to know - those fish are awful small".
(Fortsetzung folgt)
807 mal erzählt

28
Aug
2007

Goldfisch (1)

Sie bemerkte Emil erst jetzt. Erfreut über das Wiedersehen erhob das Glas mit dem Rubin Carnuntum in seine Richtung. Rubin Carnuntum vom Markowitsch aus Göttelsbrunn. Ob Ben den für sie gekauft hatte? Hatte er geahnt, dass ihr nostalgisches Treffen hier in der ehemals gemeinsamen Wohnung enden würde? Die schönen Gläser hatte sie ihm noch geschenkt. An ihrer Seite hatte er österreichische Weine zu schätzen gelernt. Als sie sich kennen lernten, war er fast reiner Biertrinker, kaufte er Wein, dann französischen Landwein. So nach und nach überzeugte sie ihn dann mittels der einen oder anderen Flasche aus dem Keller ihres Vaters. Der konnte immer gute Tropfen entbehren. Schließlich wussten seine Patienten über das Hobby des Herrn Doktor Bescheid. Sie selbst hatte viel über Weine und Genuss vom Vater gelernt und dieses Wissen gerne an den Geliebten weiter gegeben. Der erwies sich nach anfänglichem Zögern als gelehriger Schüler. Sie hörte seine Stimme aus dem Nebenraum. Kaum hatte er die Gläser eingeschenkt, hatte sein Handy geklingelt. Er hat den Raum verlassen, um mit ihr zu telefonieren. Mit Isa, der Fotografin, das große Bild über dem Sofa, war von Isa. Das Sofa hatten sie noch gemeinsam gekauft in der Gegend von Udine, wo es die schicken Möbel gab. Es war das letzte Möbelstück, das ihnen noch gefehlt hatte. Dann war die Wohnung komplett – und die Beziehung zu Ende.

Lustig, dass Eva sie beide zu ihrer Hochzeit eingeladen hatte. Ausgerechnet Eva, Bens Ex. Die damals zuhause gesessen war, als sie – betrunken, euphorisch, aufgekratzt nach dem Element-of-Crime-Konzert mit Ben – 'Surabaya Johnny' auf seinen Anrufbeantworter gesungen hatte. Anrufbeantworter – wie gut, dass es die nicht mehr gab. Eva hatte sich ihr Liebesgestammel angehört, mehrmals und ihn dann raus geschmissen. Surabaya Ben sozusagen – und sie hatte ihn aufgenommen. Bei der Hochzeit am Samstag haben sie sehr über diese alte Geschichte gelacht, oder zumindest so getan als ob. Dann haben sie sich zu Essen verabredet, für heute, um endlich wieder einmal zu reden. Und sie war irgendwie froh, dass Ben wieder mit ihr sprach. Sicher, sie hatten sich gegrüßt, wenn sie sich zwei, drei Mal im Jahr zufällig über den Weg liefen. Sie hatte mit anderen über ihn gesprochen, sie hatte ihn ausgegoogelt. Zu sagen hatten sie sich aber nichts gehabt, oder besser gesagt, er wollte nicht mehr mit ihr reden. Das hatte er auch zugegeben, heute beim Essen. Aber jetzt gab es ja Isa mit den großen Fotos und den langen Telefonaten. Seine Freundin Isa, durch die der Fluch gebrochen war.
(Fortsetzung folgt)
1201 mal erzählt

24
Aug
2007

An die Arbeit

Viel schon ist getan, mehr noch bleibt zu tun“, sprach der Wasserhahn zu dem Wasserhuhn. (Robert Gernhardt) - wie ich an anderer Stelle bereits erwähnt habe - also an die Arbeit!

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604 mal erzählt

22
Aug
2007

Maria Stuart harzte Beine

Vor langer, langer Zeit, in einem anderen Leben, als ich glaubte Schauspielerin zu sein, hatte ich eine Freundin. Sie war die Grande Dame an unserem Theater. Gelernte Schauspielerin, Zuckerbäckertochter aus Krems an der Donau, um die Schauspielschule Krauss zu besuchen, musste sie die Unterschrift ihre Vaters fälschen. Um in der Kleinstadt zu überleben, harzte sie Beine. Sie hatte wenig Haare und viel Herz. Ersteres tarnte sie mit Kopftüchern, letzteres mit Wein. Irgendwann hatte sie den schwulen Theaterkritiker geheiratet, um ihrer Tochter einen Vater zu bieten. Die war mit Einem aus besseren Kreisen liiert. Als sie ihn mitbrachte in die Vorstellung, saß die Mutter mit zerrissenen Jeans an der Kassa. Dass er eine Fimose hatte, wussten wir alle, auch wenn wenn wir nicht all wussten, was eine Fimose ist. "Vorhautverengung", klärte sie uns auf und Schadenfreude schwang mit. "Mein armes Kind", sagte sie und empfand doch die Fimose als gerechte Strafe für seine Arroganz und dafür, dass sie die beiden in ihrem Biedermeierbett ertappt hat. "Überall – aber doch nicht in meinem Biedermeierbett, hab ich gesagt. Mit dem."

Sie spielte "Sie" in Turrinis "Rozznjogd", ein Skandal – "Herzerl, da nimmt er die Pillenschachtel und liest Modimido…." – und der Autor war begeistert. Herzerl nannte sie mich, Herzerl nannte sie uns alle, die ganze Theaterfamilie. Von ihr hab ich gelernt, dass man auch bereit sein muss, die Bühne zu putzen, wenn man das Theater wirklich liebt. Oder eben Beine zu harzen – den nackten Faust hat sie geharzt. "A guater Hund rennt nit davon", hat sie mich gelehrt, als ich heulend im Keller ankam, weil mich der Medizinstudent verlassen hat. Und "The show must go on." Gut hab ich gespielt an diesem Abend, hat sie mir versichert. Einen Sommernachmittag haben wir auf dem Balkon meines Elternhauses mit Wein aus dem Keller meines Vaters verbracht – Wein aus der Wachauer Heimat. Viel Wein und Geschichten über Geliebte und deren Geliebte.

Ihr Geliebter war der Pre, ein Medizinstudent, Bummelstudent und irgendwie übertragen von ihrem Mann geerbt, glaub ich. Mit dem Pre war sie in Marokko – "bei den Murln". Wenn sie betrunken war, verrutsche das Kopftuch und gab eine dünne Krone roter Haare preis. Einmal zu Silvester streuten die Kollegen das Gerücht, das kleine Theater plane "Maria Stuart" aufzuführen. Ganz aufgeregt wurde sie, hellhörig, so gerne hätte sie die Maria Stuart gespielt. Irgendwann bin ich nach Wien gegangen, sie wollte mich besuchen, ich sie anrufen, wenn ich nach Innsbruck käme. Der Pre hätte sein Studium beendet, erzählte mir jemand, und sie sei nicht mehr wichtig in seinem Leben. "Maria Stuart" stand noch immer nicht am Spielplan, den mir meine Mutter regelmäßig zusandte. Und dann stand es in der Zeitung. Ich bin zum Begräbnis gefahren. In Paris beim Frühstück mit Freunden war sie vom Sessel gefallen, Gehirnschlag – oder gebrochenes Herz? Eine Gnade von einem Tod, allerdings nur ein Vorhang. Sie wäre so eine gute Maria Stuart gewesen.
1180 mal erzählt

19
Aug
2007

Ein ganz normaler Samstagnachmittag auf dem Land

"Nein", sagt die kleine Elfe und schon macht den beiden Prinzen das Schaukeln auf der Krokodilswippe auch keinen Spaß mehr. Eben noch haben die beiden Brüder versucht, die Prinzessin ihrer Herzen zum Wippen zu verführen, jetzt sitzen sie enttäuscht und ein wenig verloren auf dem grünen Monster herum. Miteinander spielen? Dazu haben sie keine Lust. Wo es doch um sie geht. Der Fünfjährige und der Dreijährige buhlen um die Sechsjährige wie die Großen. Und sie, die Spielleiterin, Lenkerin ihrer Fantasie und vertraute Freundin von klein auf, weiß ihre Gunst aufzuteilen – oder zu entziehen – wie eben.

Es ist ein ganz normaler Samstagnachmittag auf dem Land. Kinder und Hunde tollen durch den Garten, die Männer bauen einen Teich und ich kehr langsam ins Hier und Jetzt zurück. Gerade den Kleinen fühle ich mich an diesem Sommertag so besonders verbunden. Während ich sie beobachte, wärmen mich die Erinnerungen. So ähnlich muss es wohl gewesen sein, als ich mir damals immer neue Spiele für die beiden Cousins ausdachte. Und obwohl ich unbändige Lust hätte mitzumachen, halte ich mich zurück. Mich brauchen sie jetzt nicht, nicht einmal für die heiß geliebte Mutter ist jetzt Zeit, jetzt sind sie ganz weg und doch bei sich.

Wir fabrizieren in der Küche Kindersauce für die Grillerei am Abend: Mayonnaise, Joghurt, Sauerrahm, die unvermeidliche Sojasauce - Lieblingssauce der kleinen Elfe und somit auch Leibspeise ihre Hoftstaats – ein wenig Wassermelone, Knoblauch und Rosmarin. Die Elfenmutter und ich bereiten die Zutaten vor, die Elfe und der größere der beiden Prinzen rühren. Zuerst in Achtern, dann so "wie meine Mama immer Saucen rührt". Dann wieder Achter, abwechselnd, und immer wieder mit dem Finger kosten und Zutaten ergänzen. Am Schluss erhält die Sauce ein Gesicht. Der Kleine ist im Garten bei den Eltern.

Ein Heißluftballon fliegt über den Garten. Wir rennen alle hinaus, schreien winken, die Ballonfahrer antworten – "Das sind ja junge Leute." "In unserem Alter." "Sag ich doch: Junge Leute wie wir." Der Ballon landet zwei Grundstücke weiter. Die Kinder stürmen hin. Und während wir Erwachsenen ganz gebannt vom Wunder des nahen Ballons sind, ist für die Kleinen bald wieder alles vorbei. Wenn man noch nie einen Heißluftballon aus der Nähe gesehen hat, ist es wohl auch nicht verwunderlich, wenn er beinahe im heimischen Garten landet.

Sojasauce hat er geholt, der größere Prinz, für sich und die Elfe, wie er mir erklärt hat. Jetzt sitzt er da, nascht mit dem Finger von der Elfenspeise und unterhält sich mit mir. SIE hat gerade keine Zeit und seine Mutter versenkt Wasserpflanzen im kleinen Teich. Wir sprechen über Sojasauce, wozu man sie essen kann, über die Kindersauce und die Cocktailsauce. "Ketchup, Mayo und einen Spritzer Orangensaft" verrate ich im mein Geheimrezept der Kindervariante des Klassikers unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Dann kommt die Elfe. Ich bin abgemeldet, ja fast unsichtbar. "Ich schlaf heute bei meiner Mama", verkündet sie. Also nicht im gemeinsamen Nest, an dem die beiden verliebten Buben den ganzen Nachmittag gebaut haben. "Wieso?" er ist enttäuscht. "Weil ich will." Er bettelt noch ein wenig, aber nicht einmal Sojasauce hilft.

Schön ist der Teich geworden und zufrieden sitzen wir beim Essen. "Weißt du was da drinnen ist?" fragt mein kleiner Freund seine Mutter während er sich Cocktailsauce nimmt. "Ketchup, Mayo und einen Spritzer Orangensaft", verrät er unser Geheimnis und dann sagt er noch: "Heut ess ma sie halt, Mama, heut ess ma sie." Die kleine Elfe sitzt am andern Ende des Tischs. Sie hat ihre eigene Sojasauce. Seine schmeckt ihm daher momentan auch nicht recht. Als es dunkel wird zünden wir Kerzen an und hängen Lampions auf.

"Mama, Mama, Mama, Mama", kommt der Kleinste gelaufen. "Was ist denn?" "Da bin ich!" Wenn er die geliebte Mutter ganz für sich allein haben kann, darf sich ruhig der Bruder ein wenig von der Elfe herum kommandieren lassen. Er schmiegt sich an die Hauptperson seines Universums. Der Onkel fotografiert die Innigkeit. Interessiert studiert der kleine Prinz das Bild auf der Digitalkamera. Er ist droben, die Mutter, im Hintergrund der Vater. "Du nit dauf", er probiert den Satz ein paar Mal aus: "Foto nit dauf." Später kommt der Große. Die Elfe hat anderes zu tun. Die Mutter ist belegt und zur Tante unter die Decke kuscheln möchte er jetzt auch nicht. "Weg jetzt" sagt er zur Mutter. Das Kinn auf beiden Händen am Bankrand abgestützt, beobachtete er die Elfe beim Laufen. In seine Augen Liebe und Schmerz.

Lange nach Mitternacht, die Eltern liegen längst bei ihren Kindern, die Onkels und Tanten trinken noch ein Glas. Und endlich löschen wir die Kerzen und räumen die Lampions weg. Es war ein ganz normaler Samstagnachmittag auf dem Land: Mit einer koketten Elfe, zwei verliebten Prinzen, drei verwunschenen Hunden, sechs jungen Leuten, einem Teich, einem Heißluftballon und einer aufkeimenden jungen Liebe.

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1109 mal erzählt
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Mock Turtle

Sit down, both of you, and don't speak a word till I've finished

Who sits there?

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Pfiad di, Wolf
Bitte Nini, keine Lyrik. Das hast du mir geschrieben...
katiza - 14. Aug, 12:20
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Guten Tag, wir gratulieren dir herzlich! Du hast...
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Lieber Yogi, ein bisschen frivol der Geburtstagsgruß...und...
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