26
Dez
2006

Weihnachten war schön:

Essen und trinken und feiern bis zum Abwinken mit Wahlverwandten – und doch fühle ich mich traurig heute Morgen. Vielleicht ist es auch nur eine Art verlängerter Kater. Vielleicht auch die stillste Zeit im Jahr im Allgemeinen. Das kleine Mädchen in mir vermisst etwas, weiß aber nicht genau was. Vielleicht Weihnachten, wie sie in Wirklichkeit nie waren. Wie sie uns nur in Filmen und Büchern vorgegaukelt werden. Ganz ohne Stress und Hektik, mit Glöckchen im Hintergrund und Frieden im Herzen. Und weißen Flocken und Baum natürlich.
Solche Weihnachten wünsch ich Euch .....und mir.
474 mal erzählt

28
Nov
2006

Was es noch zu leben gilt

Angeregt von ConAlma
Als junges Mädchen hat die Mock Turtle sehr oft darüber nachgedacht, was sie noch erleben möchte, bevor sie stürbe. Die Mock Turtle dachte tatsächlich "stürbe". Würde also eine tödliche Krankheit diagnostiziert, Schwindsucht oder so, AIDS kam damals noch nicht in Frage, was würde die Mock Turtle erleben wollen, bevor sie auf weißen Laken ihren letzten Huster tat. Oder was wäre, wenn ein Krieg käme, oder die Klimakatastrophe oder ähnliches? SEX. Einmal würde sie Sex haben wollen, wilden, schönen, heißen langen Sex. Und dann las sie weiter.
625 mal erzählt

25
Nov
2006

Sammler und Jäger

Am Freitag-Nachmittag mit dem Erstgeborenen eine Theorie entwickelt: Sind die meisten Sammler nicht eigentlich Jäger? Sind sie nicht immer auf der Jagd nach dem einen seltenen Wild, das ihre Sammlung krönt, der ultimativen Soul-Platte, dem Pumuckl mit dem Schirm oder der blauen Mauritius. Und sind die wahren Sammler nicht eher, jene welche die Medien Messies nennen?
586 mal erzählt

22
Nov
2006

ACHTUNG Wahlkampf!

Weil es die anderen auch so machen: Bitte, bitte, bitte stimmt für mich beim Bistro Poetry Contest!
Notfalls bilde ich auch gerne eine große Koalition mit wem auch immer - wir können sofort verhandeln beginnen!
603 mal erzählt

9
Nov
2006

Mein Beitrag zum Bistro Poetry Contest

Als ich neulich Blog-Bistro vorbei schaute, stach mir dieser Wettbewerb ins Auge - wie Sebas bin ich Freundin des fröhlichen Reims. Also habe ich mich hingesetzt und ein Gedichterl zusammengebraut...

Liebesmahl


Einkochen möchte ich dich,
zärtlich berühren,
mästen und abfüllen,
kneten und rühren.

Als Auftakt, mein Engel,
als Gruß aus der Küche,
serviere ich Austern,
(und geile Gerüche).

Deine Hände und Lippen,
ich schließlich verlocke,
zum fühlen und schmecken,
mit der Artischocke.

Als nächsten Gang,
um Kraft zu wecken
lass die Sellerieveloute
dir jetzt schmecken.

Und Liebster, trink vom weißen
und vom roten Wein,
heut soll es nicht zuviel
und nicht zu wenig sein.

Und hier noch edle Tiere,
die kommen aus dem Meer
und haben weißes Fleisch,
das magst du doch auch sehr?

Noch eine Scheibe von dem Braten,
seit Stunden schmort er jetzt im Rohr,
jetzt sind wir beide schon fast satt,
dabei hab ich heut noch was vor.

Denn nach dem Essen zum Dessert,
soll es noch was besond'res geben:
ein wenig üppig, süß und salzig,
pikant und würzig – und am Leben.

So was von dem du später sagst:
"Nichts war besser in meinem Leben."
Was, was du wirklich richtig magst:
Eine Käseplatte eben!
555 mal erzählt

2
Nov
2006

Mama ist krank.

Mama ist krank. Ich war sie besuchen, vier Tage in der alten Heimat. Ganz schwach liegt sie im Krankenbett. Draußen vor dem Fenster der Bettelwurf im "Goldenen Herbst", wie es während dieser Tage ununterbrochen aus dem Radio tönt. Sogar ihr Zorn scheint schwächer als sonst.

Der mächtige Zorn der kleinen, energiegeladenen Frau war nur mehr in unserem vorauseilendem Gehorsam zu erahnen. Acht Garnituren Gewand habe ich eingepackt, hektisch am Donnerstag früh um Sechs, nach nur drei Stunden Schlaf. Bereit, mich zwei Mal täglich umzuziehen, wenn ihr was missfallen sollte. Bedacht darauf, gemeinsam erworbene Glanzstücke mit Eigenständigem zu verbinden. Die neuen Stiefel mussten mit, eben erst in Grado erworben und wie sie meinte "in allen Magazinen". Sie, die latente Antisemitin hatte sich immer wie das Paradeexemplar der "jüdischen Muttter" in Paul Watzlawicks "anleitung zum Unglücklichsein" benommen: "Und das andere gefällt dir nicht?"

Magazine will sie keine im Krankenhaus. Zu schwach um bunte Seiten umzublättern und über Fiona zu lästern. Zu schwach um KHG zu verteidigen. "Schön sind die Stiefel, und der Rock?""Hasi&Mausi, 29,90.""Super", stolzer Blick zur Nachbarin. "Und der Body?" "Uralt, 10 Jahre." "Und wieder ganz modern." Die Augen fallen fast zu.

Der Vater, einst mit 1,92 Metern ein Riese im Vergleich zur 1,56 m großen Mutter versucht in seinem Sessel zu verschwinden. Beruhigt ist er, dass die Aufmerksamkeit von ihm abgelenkt ist. Ständig ist er, der ihre geheimen Gesetze nie ganz verstanden hat, besorgt, dass ich irgendein Vergehen an Kleidung und Haaren begehen könnte. Mit seinen Vergehen hat er sich abgefunden. Er der Gesetzestreue hat resigniert gegenüber ihrer Gesetzestafeln. Längst weiß er, dass er fast nichts richtig machen kann.

Sie macht kleine, vorsichtige Schritte am Krankenhausgang. Als ich ein Teenager war – und damals hat das noch so geheißen – ist sie sich ihren Zorn aus dem Leib gegangen, in langen Spaziergängen. Dann kam der Schlaganfall, sie konnte plötzlich nicht mehr allein irgendwo hin rennen. Sie konnte mich nicht mehr in meiner Wohnung im vierten Stock ohne Lift besuchen. Sie war eingesperrt und auf die Hilfe anderer angewiesen. Die steile alte Holzstiege zu Hause hat sie immer noch geschafft. Im Krankenhaus möchte sie keine Stigen steigen.

Papa genießt es mit mir essen zu gehen, Gesprächsthema ist fast ausschließlich die Mutter. Wo auch immer wir sind, ist sie dabei. "Was hätte sie dazu gesagt?", "Was hat sie damit gemeint?", seltener "Wie geht es weiter?" Zu Hause benutzt er kaum Geschirr, den Geschirrspüler schon gar nicht, vor der Dusche legt er Handtücher aus, das Sofa wird zum Fernsehen abgedeckt. Wir trinken ein Bier und einen Grappa und gehen früh schlafen. In meinem alten Kinderzimmer, in dem jetzt eine Pflegerin wohnt, finde ich kaum Schlaf. Die Stiege macht mir Sorgen. Meinen Vorschlag, für ihn zu kochen, lehnt Papa verzweifelt ab. Ich könnte ihre Ordnung stören.

Am Sonntag weint sie weniger als sonst, wenn ich fahre. Draußen vor dem Fenster wartet der Bettelwurf auf meinen ostösterreichischen Mann, der ihn in einer Art archaischem Familienritual nächstes Jahr besteigen soll. Der Vater bringt mich zum Bahnsteig. Ich habe beiden versprochen bald wieder zu kommen. Ich habe ein bisschen Angst vor all dem, was da noch kommt.

Seit Dienstag ist sie zu Hause. Es ist schwierig. "Kommst du bald wieder?"

Goldener Herbst oder schon die ersten Wintertage?
452 mal erzählt

20
Okt
2006

Zeitreise

Einer, den ich vor Jahren geliebt habe, feierte Geburtstag. Feret habe ich ihn genannt und ich freue mich noch immer, wenn ich ihn sehe, denn in der Zeit als wir unser Lager teilten, hat er mich reich beschenkt mit Musik und Literatur. Und so nötigte ich den Liebsten mitzugehen, obwohl er nicht sehr begeistert war vom Ausflug in meine Vergangenheit. Am Fest traf ich einen anderen Ex-Liebhaber, den ich damals wenig ruhmreich gegen Feret eingetauscht habe. Und dann war da noch einer, der wiederum ein Ex hätte sein können, aber ich war mir nicht sicher und es gelang mir nicht Augenkontakt herzustellen, geschweige denn ihn anzusprechen, denn als ich meinen Mut zusammen genommen hatte, war er im Getümmel verschwunden. Auch Ferets Eltern waren am Fest, extra aus der Tiroler Heimat gekommen. Der Vater filmte und ich dachte daran, dass mir Feret vor einem Jahr – oder waren es zwei – erzählt hat, dass ein Aktfoto von mir, das ein alter Freund gemacht hatte, bei seinem Vater in der Wohnung hänge. Es irritiere ihn schon etwas, meinte er damals im Zug zwischen Innsbruck und Wien, die nackte Exgeliebte mit vertrautem, fremden Körper dort hängen zu sehen. Mit dem Vater hatte ich Augenkontakt am Fest, er filmte auch mich. Das Aktmodell des Fotografen, der seine Augen vor fünf Jahren bewusst für immer geschlossen hat, das Mädchen, das er im Bett seines Sohnes angetroffen hat, als er eines Tages in dessen Wohnung ein Regal montierte, die altkluge Kaffeehausbekanntschaft, die sich am Tisch der Großen im Central tummelte, erkannte er nicht. Als wir noch vor Mitternacht nach Hause gingen, war die Mock Turtle ein wenig melancholisch. Später fiel ihr ein Gedicht in die Hände, das sie damals für Feret geschrieben hatte – am 16.10.1989 – fast genau sieben Jahre vor dem Fest:

An jenem Abend, es war nach neun,
als ich alleine in der Küche stand,
geschah es, dass ich unvermutet,
am blauen Stuhl dort deinen Schatten fand.

Zuerst wollt ich zum Fenster laufen,
dich rufen, ihn dir wieder geben,
dann dacht ich mir, behalt ihn doch,
er kann auch ohne Schatten leben.

Seitdem trag ich als Mantel ihn,
wenn ich des nächtens streunen geh,
du kannst mir glauben, dass ich darin,
wie eine Königin ausseh.

Und kehr ich heim im Morgengrauen,
deck ich mich manchmal mit ihm zu,
dann wärmt er nicht, dann frier ich bloß,
ist nur dein Schatten, ' s bist nicht du.

Happy Birthday, Feret!
641 mal erzählt

12
Okt
2006

Heute Mittag an einer Kreuzung:

Es ist Rot - viele warten in der Spätsommersonne. Eine schlanke Schönheit, Studentin wohl, mit braunem Haarband, schwarzem, engen, langen Rock über schwarzer Hose, brauner Wolljacke. Zwei Musliminnen, die Kopftücher Ton in Ton mit den Kleidern, auch sie Hosen unter den Kleidern. Zwei italienische Touristinnen, herbstlich gekleidet. Ich überlege, ob ich selbst "richtig" angezogen bin, nicht zu warm und nicht zu kalt. Der linke Schuh tut weh. Ich hätte bequemere Schuhe nehmen sollen, die Stiefelchen vielleicht. Eine junge Frau geht auf der anderen Straßenseite auf die Kreuzung zu. Hübsch, braune Jeans mit einer weißen Bluse, gerafft, kurzärmelig, darunter ein Bikinioberteil – Sommer eben. Ist ihr nicht kalt? ihre Haut leuchtet zart gebräunt im weichen Sonnenlicht. Sie geht bei Rot über die Straße. Einfach so, wie sie sich mit ihrer weißen Bluse über den 12. Oktober hinweg setzt. Hoch erhobenen Hauptes und ich bilde mir ein leises Lächeln auf ihrem schönen Mund gesehen zu haben.
Die Wartenden werden unruhig. Blicke kreuzen sich. Es ist Rot. Eine der beiden Italienerinnen startet los. "E rosso!" ruft ihre Freundin ihr nach aber da ist sie schon auf der Verkehrsinsel in der Mitte der Kreuzung angelangt. Die Freundin ruft noch einmal "E rosso!" macht aber gleichzeitig einene Schritt nach vorne. Soll ich auch gehen? Soll ich mich nach dem Gesetz richten oder dem Impuls des Sommermädchens folgen. So wie alle anderen, die jetzt auf die Straße laufen, ungeachtet der Tatsache, dass noch immer Rot war. Und dann endlich Grün. An der nächsten Ampel drehe ich mich um. Die schlanke Schönheit steht hinter mir. Ihr Bauchnabel liegt frei und auf ihrer Hüfte ist ein schönes Tribal Tattoo zu erkennen.
703 mal erzählt
logo

Mock Turtle

Sit down, both of you, and don't speak a word till I've finished

Who sits there?

Du bist nicht angemeldet.

Im Bilde

2015-06-08-20-46-36

Soundtrack

Aktuelle Beiträge

Nach dem Text fürn Wolf...
Nach dem Text fürn Wolf musste ich schnell diesen nochmal...
viennacat - 14. Aug, 18:30
Danke für Worte die nur...
Danke für Worte die nur von Dir sein können ...
viennacat - 14. Aug, 18:27
Soooo schön und berührend....
Soooo schön und berührend. Danke!
testsiegerin - 14. Aug, 15:07
Pfiad di, Wolf
Bitte Nini, keine Lyrik. Das hast du mir geschrieben...
katiza - 14. Aug, 12:20
Eine Anfrage
Guten Tag, wir gratulieren dir herzlich! Du hast...
just4ikarus - 20. Jul, 15:31

Es war einmal…

Gezählt

Meine Kommentare

Alle Kraft für ihn!
Alle Kraft für ihn!
froggblog - 10. Sep, 11:46
.
.
datja - 18. Jul, 18:34
Lieber Yogi, ein bisschen...
Lieber Yogi, ein bisschen frivol der Geburtstagsgruß...und...
datja - 5. Jul, 14:19
Hauptsach: Österreich...
Hauptsach: Österreich ist geil! Herr Nömix....
noemix - 5. Jul, 14:14
...und dann sind wir...
...und dann sind wir Helden...danke, liebe Elfenhäuslerin...
katiza - 5. Jul, 14:09

Meins

Creative Commons License
Dieser Inhalt ist unter einer Creative Commons-Lizenz lizenziert.

Augenblicke

www.flickr.com
Dies ist ein Flickr Modul mit Elementen aus dem Album Ausatmen. Ihr eigenes Modul können Sie hier erstellen.

Suche

 

Status

Online seit 7081 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 14. Aug, 18:30

Credits

kostenloser Counter




...und wartet...
*.txt
An- und Verkündigungen
Augenblicke
Aus dem Schatzkästchen der Mock Turtle
Bilanz
Cinematograph
Der Salon der Turtle
Freitagsfrüchte
Fundstücke
Homestory
In Reaktion
Journal November 2010
La Chanson
Lebens-Wert
Logbuch
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren

kostenloser Counter

development