Terra Euphorica oder Hommage an Anousch O.
„Prototypen können so rührend sein“, schrieb Anousch Mueller einst und regte mich damit zu einem meiner Lieblingstexte an. In jenen Tagen hatten wir im Netz Freundschaft geschlossen, anonyme Bloggerinnenfreundschaft – ich kommentiere bei dir, du bei mir und das per Sie. Wir waren wohl alle verliebt in die Zeppelinkapitänin, Herr Schneck, Dr. Schein und all die anderen oder viele von uns oder zumindest ich…Begeistert las ich die Texte der geheimnisvollen Herrin von Terra Euphorica. „100 Tage online. Die auf Widerruf gebloggete Zeit.“ etwa unter dem Titel: „Gemeinsam einsam“. Ingeborg Bachmann wird sichtbar am Horizont.
Und dann der Prototypensatz und das Zeppelinbild und die Erinnerungsschätze, die dadurch gehoben wurden, gelesen, entdeckt, erst zwei Monate nach ihrem Posting. Das musste ich berichten, ihr berichten, der fremden schönen Bloggerin, der Apfelpflückerin. „Und schreiben Sie die Geschichte! Darauf freut sich: Ihre Lieblingsleserin, Anousch“ Das tat ich. Und sie mochte den Text. Anousch war immer ein wenig Francoise Hardy für mich, ob ihr die Chansons und Schlager der Französin, mit denen ich meine an sie gerichteten Worte nur allzu gerne untermalte, wirklich je gefielen, weiß ich nicht.
Wir wurden bleiben Freundinnen und Silvester 2009/2010 war Anousch die erste Bloggerin, der ich im wirklichen Leben begegnet bin, unsere Hände verschränkten sich und wir haben nie mehr ganz losgelassen. Vieles hat sich verändert, das ist geblieben.
Großartig hat sie gelesen, die Nicht-Schauspielerin unter so vielen Schreibenden, Spielenden nur Lesende, gestern beim Bachmannpreis, den Tagen der deutschsprachigen Literatur 2013 in Klagenfurt: Bilder der ersterbenden Liebe gemalt in Falunrot und Schmerztönen. Die Frauen am Tisch im Garten des ORF-Zentrums – in dem ich vor vielen Jahren als Studentin angeekelt war von der Arroganz des Intendanten – die Büchermenschen waren hingerissen und Blicke bestätigten die Worte der Autorin: „Vorsicht war seine Zärtlichkeit.“ Die Männer in der Jury reagierten verletzt, unmutig und ein wenig ungeduldig wie der Mann in der Erzählung. Sie machten sich an Details fest vom Segeln. „Wie immer, wenn er sprach, war es, als zitierte er Wörter und Wendungen, die er irgendwann in einem langen Repetitorium auswendig gelernt haben musste. Doch mir wurden seine Worte fremd.“ Männer wie Leo.
Anders die Männer der Autorin, der geliebte Nerd, der bezaubernde Sohn, der mit dem ersten Roman in ihr herangewachsen und gereift ist. Gemeinsam warteten wir auf sie. Die Worte hatten ihr weh getan, das sollten sie wohl auch. Doch sie betrafen nicht die Geschichte – den „souveränsten Text bisher“ – sondern anderes, persönliches, mir schien als hätte ihr Text bei ihnen Altes wach werden lassen. „Es hatte sich eingeschlichen, zunächst nur als leichtes Kribbeln, das allmählich in ein Jucken und schließlich in ein Brennen überging.“ Wie ein Herpesvirus liegen manche Schmerzen in unseren Seelen und können allein durch die Beschreibung wieder erweckt werden.
„Ich aber hatte ihn besiegt, indem ich ihn niederschwieg.“ Und sich, indem sie las. Anousch Muellers Roman Brandstatt erscheint am 15. Juli. Sie ist immer hin. Und ja, ich weiß es, glaube es, „die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ und Fontane hätte sie erfunden.Ich bin immer (noch) hin (und weg).
Und dann der Prototypensatz und das Zeppelinbild und die Erinnerungsschätze, die dadurch gehoben wurden, gelesen, entdeckt, erst zwei Monate nach ihrem Posting. Das musste ich berichten, ihr berichten, der fremden schönen Bloggerin, der Apfelpflückerin. „Und schreiben Sie die Geschichte! Darauf freut sich: Ihre Lieblingsleserin, Anousch“ Das tat ich. Und sie mochte den Text. Anousch war immer ein wenig Francoise Hardy für mich, ob ihr die Chansons und Schlager der Französin, mit denen ich meine an sie gerichteten Worte nur allzu gerne untermalte, wirklich je gefielen, weiß ich nicht.
Wir wurden bleiben Freundinnen und Silvester 2009/2010 war Anousch die erste Bloggerin, der ich im wirklichen Leben begegnet bin, unsere Hände verschränkten sich und wir haben nie mehr ganz losgelassen. Vieles hat sich verändert, das ist geblieben.
Großartig hat sie gelesen, die Nicht-Schauspielerin unter so vielen Schreibenden, Spielenden nur Lesende, gestern beim Bachmannpreis, den Tagen der deutschsprachigen Literatur 2013 in Klagenfurt: Bilder der ersterbenden Liebe gemalt in Falunrot und Schmerztönen. Die Frauen am Tisch im Garten des ORF-Zentrums – in dem ich vor vielen Jahren als Studentin angeekelt war von der Arroganz des Intendanten – die Büchermenschen waren hingerissen und Blicke bestätigten die Worte der Autorin: „Vorsicht war seine Zärtlichkeit.“ Die Männer in der Jury reagierten verletzt, unmutig und ein wenig ungeduldig wie der Mann in der Erzählung. Sie machten sich an Details fest vom Segeln. „Wie immer, wenn er sprach, war es, als zitierte er Wörter und Wendungen, die er irgendwann in einem langen Repetitorium auswendig gelernt haben musste. Doch mir wurden seine Worte fremd.“ Männer wie Leo.
Anders die Männer der Autorin, der geliebte Nerd, der bezaubernde Sohn, der mit dem ersten Roman in ihr herangewachsen und gereift ist. Gemeinsam warteten wir auf sie. Die Worte hatten ihr weh getan, das sollten sie wohl auch. Doch sie betrafen nicht die Geschichte – den „souveränsten Text bisher“ – sondern anderes, persönliches, mir schien als hätte ihr Text bei ihnen Altes wach werden lassen. „Es hatte sich eingeschlichen, zunächst nur als leichtes Kribbeln, das allmählich in ein Jucken und schließlich in ein Brennen überging.“ Wie ein Herpesvirus liegen manche Schmerzen in unseren Seelen und können allein durch die Beschreibung wieder erweckt werden.
„Ich aber hatte ihn besiegt, indem ich ihn niederschwieg.“ Und sich, indem sie las. Anousch Muellers Roman Brandstatt erscheint am 15. Juli. Sie ist immer hin. Und ja, ich weiß es, glaube es, „die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ und Fontane hätte sie erfunden.Ich bin immer (noch) hin (und weg).
katiza - 5. Jul, 11:07
4 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
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testsiegerin - 5. Jul, 11:53
So viele schöne Worte. Von so vielen schönen Menschen.
Ich bin auch ein bisschen immer hin.
Ich bin auch ein bisschen immer hin.
katiza - 5. Jul, 12:06
Damit meinen Sie aber nicht die Jury, bezaubernde B.? Aber das ist wohl der Preis - pfah so toll war es, die dürfen den Preis nicht abschaffen, trotzdem!
Kinkerlitzch3n - 22. Jul, 12:26
OT: Auch dir, Katiza, sag ich Danke für den schönen Abend, die Texte, die schillernden Seifenblasen!
Hätte mich gerne auch mit dir noch näher unterhalten - vielleicht beim nächsten Mal ...
Liebe Grüße,
Kinker
Hätte mich gerne auch mit dir noch näher unterhalten - vielleicht beim nächsten Mal ...
Liebe Grüße,
Kinker
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