U2 und Helden
Gestern in der U2 auf dem Weg zum Zweitarbeitsplatz, auf der Flucht vor so vielem; „Wir sind Helden“ im Ohr, Dornen im Hals, Trauer im Herzen und Tränen in den Augen.
Er muss es gespürt haben, ein hübscher Bursche, dunkelhäutig, ein sympathisches offenes Gesicht.
„Ich arbeite für dich“, schreit er mich plötzlich an: „Du lebst von meinem Geld.“
Ich nehme die Kopfhörer aus den Ohren und schau ihm in die Augen.
„Ich arbeite für dich, damit du leben kannst.“ Ich nicke; ich wundere mich nicht, sehe nur seine Augen und fühle seinen Schmerz.
„Weißt du wie verbittert du aussiehst?“ fragt er mich und ich weiß es.
„Zwei mal hab ich dir das Leben gerettet…“
Er meint nicht mich, er meint eine andere, wird mir erst jetzt wirklich klar und da löst er den Blick, macht sich bereit zum Aussteigen.
„Ohne mich wärst du krepiert“, er dreht sich noch einmal um: „Adrenalin haben sie dir gespritzt…“
Dann verschwindet er ohne sich umzudrehen in der aussteigenden Menge.
Alle starren mich an. Schräg gegenüber sitzt ein junger Mann in grauer Arbeitsmontur, der hebt den Kopf: „I hab zerst dacht, der geht mi an. Dem hätt i…wenn der ihnen was tan hätt, i wär sofort aufgsprungen. Der war auf Drogen.“
"Ich hab ihm in die Augen gesehen“, sage ich, dann setze ich die Kopfhörer wieder auf. Da ist nichts, was wir tun könnten….

Er muss es gespürt haben, ein hübscher Bursche, dunkelhäutig, ein sympathisches offenes Gesicht.
„Ich arbeite für dich“, schreit er mich plötzlich an: „Du lebst von meinem Geld.“
Ich nehme die Kopfhörer aus den Ohren und schau ihm in die Augen.
„Ich arbeite für dich, damit du leben kannst.“ Ich nicke; ich wundere mich nicht, sehe nur seine Augen und fühle seinen Schmerz.
„Weißt du wie verbittert du aussiehst?“ fragt er mich und ich weiß es.
„Zwei mal hab ich dir das Leben gerettet…“
Er meint nicht mich, er meint eine andere, wird mir erst jetzt wirklich klar und da löst er den Blick, macht sich bereit zum Aussteigen.
„Ohne mich wärst du krepiert“, er dreht sich noch einmal um: „Adrenalin haben sie dir gespritzt…“
Dann verschwindet er ohne sich umzudrehen in der aussteigenden Menge.
Alle starren mich an. Schräg gegenüber sitzt ein junger Mann in grauer Arbeitsmontur, der hebt den Kopf: „I hab zerst dacht, der geht mi an. Dem hätt i…wenn der ihnen was tan hätt, i wär sofort aufgsprungen. Der war auf Drogen.“
"Ich hab ihm in die Augen gesehen“, sage ich, dann setze ich die Kopfhörer wieder auf. Da ist nichts, was wir tun könnten….

katiza - 1. Okt, 12:49
23 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
932 mal erzählt
elke66 - 1. Okt, 13:25
wie selten wir das tun; jemandem wirklich in die Augen sehen.
profiler1 - 1. Okt, 13:57
noch seltener, dass sich jemand rein schauen lässt.
katiza - 1. Okt, 14:02
Deswegen hat er mich angesprochen, nehme ich an, und deswegen ist er auch wieder weg...
ConAlma - 1. Okt, 19:11
Mir ist einmal einer davon gelaufen, weil ich ihm nicht nur in die Augen sah, sondern auch all das gesehen habe, was er nicht zeigen wollte.
profiler1 - 1. Okt, 19:20
mir sind schon ein paar davon gelaufen, weil ich ihnen alles gezeigt habe was sie nicht sehen wollten.
diefrogg - 2. Okt, 16:20
Schöne Stadtgeschichte.
Schön traurig.
katiza - 4. Okt, 09:02
Schön wurde sie erst durchs aufschreiben - im Erleben war sie vor allem traurig...
Jossele - 3. Okt, 20:02
Wut und Trauer, Ohnmacht, Schmerz.
Viel sagen Augen, und spiegeln wieder.
Worte an Etwas, kaum erreichen sie ein Ziel.
Wir lassen es liegen, weil Anderes drängt sich vor.
Schade.
Spuren bleiben, und eine Verwandtschaft.
Viel sagen Augen, und spiegeln wieder.
Worte an Etwas, kaum erreichen sie ein Ziel.
Wir lassen es liegen, weil Anderes drängt sich vor.
Schade.
Spuren bleiben, und eine Verwandtschaft.
katiza - 4. Okt, 09:02
..und eine Verwandschaft....
steppenhund - 3. Okt, 20:11
Neue Form der Masturbation: sich selbst in die Augen sehen.
Sieht man sich selbst im Spiegel?
Hat man nur den geringsten Anhaltspunkt, was andere in einem sehen?
Sieht man sich selbst im Spiegel?
Hat man nur den geringsten Anhaltspunkt, was andere in einem sehen?
katiza - 4. Okt, 09:05
Ich sehr mich nicht im Spiegel, nur den gerade zu schminkenden Mund, die ärgerliche Ärgerfalte und das blöde Wimmerl, ich kann mir schon lange nicht mehr in die Augen sehen...
Und nein, ich glaube man hat - in den Augen zumindest - keinen Anhaltspunkt, was andere in einem sehen.
Und nein, ich glaube man hat - in den Augen zumindest - keinen Anhaltspunkt, was andere in einem sehen.
steppenhund - 6. Okt, 22:44
Ich lese das mit Traurigkeit. Sich selbst nicht mehr in die Augen schauen können. Vielleicht bin ich der Verrückte, der versucht, im Spiegelbild das zu sehen, was andere sehen könnten.
Momentan sehe ich da keine Hindernisse. Und ich hoffe, dass das so bleibt. Ich sehe ja auch sonst den Menschen in die Augen, selbst denen, die ich nicht kenne - nicht zu lang.
Und ich versuche die Stimmung auszuloten.
Momentan sehe ich da keine Hindernisse. Und ich hoffe, dass das so bleibt. Ich sehe ja auch sonst den Menschen in die Augen, selbst denen, die ich nicht kenne - nicht zu lang.
Und ich versuche die Stimmung auszuloten.
ConAlma - 6. Okt, 23:57
Oh und es kann gefährlich sein zu fragen, was ein anderer in einem sieht. Die Antwort kann zerstörend sein.
steppenhund - 8. Okt, 17:58
Ja. das ist wohl so. Aber so wie im alten Witz mit dem Bettnässer kann ich sagen: ich will noch immer wissen, was andere Menschen in mir sehen, doch wenn ich es erfahre, macht es mir nichts mehr aus.
rosmarin - 3. Okt, 23:11
liebe katiza,
ich kenne wirklich niemanden, der diese mischung aus text, bild und ton so wunderar beherrscht wie sie... das hat vermutlich mit ihrem herzen zu tun - naja... auch mit augen und händen und ohren.... aber wie der kleine prinz scheinen sie mit dem herzen zu sehen.
bäh.... was schreibe ich hier? ich finde den kleinen prinzen - im gegensatz zu den meisten - wirklich dämlich....
aber ihre schreibe, ihr ton und ihr gefühl, gehen ans herz.
*stilles ps: ende november bin ich in vienna*
ich kenne wirklich niemanden, der diese mischung aus text, bild und ton so wunderar beherrscht wie sie... das hat vermutlich mit ihrem herzen zu tun - naja... auch mit augen und händen und ohren.... aber wie der kleine prinz scheinen sie mit dem herzen zu sehen.
bäh.... was schreibe ich hier? ich finde den kleinen prinzen - im gegensatz zu den meisten - wirklich dämlich....
aber ihre schreibe, ihr ton und ihr gefühl, gehen ans herz.
*stilles ps: ende november bin ich in vienna*
katiza - 4. Okt, 09:17
Liebe Frau Rosmarin, Danke das schmeichelt mir - kann man dem faz.net glauben schenken, dann kommt zumindest Gotthold Ephraim Lessing in meine Nähe - aber der ist wohl nicht so gut mit tubes.......
Und zum kleinen Prinzen hab ich so meine eigenen Erinnerungen.
PS. ICH FREU MICH!!!!!!
rosmarin - 4. Okt, 11:03
das ist ein interessanter link und ich musste ihn gleich ausprobieren.
demzufolge schreibe ich wie thomas mann.
das finde ich eigenartig, denn den kann ich gar nicht lesen, ohne einzuschlafen.
hm....
*rätselnd*
demzufolge schreibe ich wie thomas mann.
das finde ich eigenartig, denn den kann ich gar nicht lesen, ohne einzuschlafen.
hm....
*rätselnd*
katiza - 4. Okt, 11:12
Ooch, ich hab neben Lessing auch noch Tucholsky drauf, je nach Text, und mit Thomas Mann geht es mir ähnlich, mit Ihrem Blog aber gar nicht. also.....
ConAlma - 4. Okt, 11:19
na bravo: Text 1, den ich für typisch hielt, ergibt Kafka.
Und Rilke und Nietzsche, jetzt reichts.
Und Rilke und Nietzsche, jetzt reichts.
elke66 - 4. Okt, 12:21
ja, der ist sehr witzig der link, oder? meine gedichte sind alle goethe und meine prosa ist handke.
gautama - 5. Okt, 11:44
Berührendes Erlebnis! Alles Liebe, Gautama
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