Die letzte Flasche
die letzte Flasche von unserem Wein.
Jetzt steht sie vor mir seit vielen Stunden,
ich weiß noch nicht: Schenk ich mir ein?
Du hast mich so viel über Wein gelehrt
Über Trinken, Genuss, über Lust,
ich hab dich geliebt – du hast mich verehrt
es war heiß in diesem August.
Doch in dem Keller war es angenehm frisch,
und wir verkosteten Glas um Glas,
die Winzerin saß mit uns am Tisch,
du warst konzentriert, ich hatte Spaß.
Ich mach jetzt doch diese Flasche auf
ganz so als wär ich nicht allein,
ich stelle einfach zwei Gläser auf
und schenk in beide etwas ein.
Ich heb das Glas zur Kerze hin
Wie klar und schön, wie satt das Rot
ich sehe deine Lippen darin,
und auch die Tränen meiner Not.
Aus dem Handgelenk ein weiches Schwenken
und atme ein des Weines Duft,
nur spüren, ahnen, bloß nicht denken,
ein Hauch von Beeren liegt in der Luft.
Doch ich rieche da noch mehr,
ein kleines Zimmer, Leidenschaft,
und plötzlich rieche ich dich sehr,
deine Wollust, deine Kraft.
Ich rieche unsre schönen Stunden
Und auch ein wenig Traurigkeit;
ich rieche meine blutigen Wunden;
ich rieche meine Einsamkeit.
Ich führ das Glas an meine Lippen;
ich will ihn schmecken, diesen Wein,
am Anfang vorsichtig dran nippen,
dann erst lass ich mich auf ihn ein.
So hast du es mir beigebracht,
am Anfang stand ein scheuer Kuss,
dann folgte unsere erste Nacht
und dann Ekstase bis zum Schluss.
Doch irgendwann ist die Flasche leer,
und alle Gläser ausgetrunken,
bin müde und will auch nicht mehr,
bin tief im roten Wein versunken.
Dein Glas ist immer noch halb voll
Nur meines, das ist viel zu leer,
ich weiß nicht, was ich machen soll,
ich vermiss dich halt so sehr.
Es war die letzte Flasche von unsrem Wein,
Es wird andere Weine geben,
es wird ein anderer Sommer sein
und vielleicht ein anderes Leben.
Und sollten wir uns wieder sehen,
morgen oder irgendwann,
dann lass uns etwas trinken gehen,
stoßen wir auf die Liebe an.
Beitrag der Mock Turtel zum Wettbewerb "vinum et litterae". Leider nicht ausgezeichnet, aber hiermit aufgezeichnet, meint die Mock Turtle.

Solange mein Block Sie nicht langweilt, Herr Dr...Denn wissen Sie: Was die Leute nicht alles aus Langeweile treiben! Sie studieren aus Langeweile, sie beten aus Langeweile, sie verlieben, verheiraten und vermehren sich aus Langeweile und sterben endlich aus Langeweile, und – und das ist der Humor davon – alles mit den wichtigsten Gesichtern, ohne zu merken, warum, und meinen Gott weiß was dazu.
Aber doch auch 'aller Tugenden Anfang', nicht wahr, Frau Katiza?
Aber ich liebe meine Langeweile wie dich. Ihr seid eins. O dolce far niente! Ich träume über deinen Augen wie an wunderheimlichen tiefen Quellen, das Kosen deiner Lippen schläfert mich ein wie Wellenrauschen. Er umfaßt sie. Komm, liebe Langeweile, deine Küsse sind ein wollüstiges Gähnen, und deine Schritte sind ein zierlicher Hiatus. Wie recht Sie haben, Herr Dr., Meister des Müßigangs oder Anwalt der Arbeit (?)
die eine hat 'Grübchen', die andere 'Abflussgräben für das Lachen'...
ich bin allenfalls ein Lehrling des Müßiggangs, in jedem Fall aber Staatsanwalt, wenn es darum geht, die 'Arbeit' anzuklagen :)
PS: Was hat es denn mit diesen Stab-Karten auf sich...?
Assoziations-Mikado mit Stabreimen
Übrigens hat die Turtle in ihrer Jugend auf der Kellertheaterbühne die Rosetta gegeben. In Kleid und Schuhen "so geil, die darf gar nicht mehr atmen können", wie es der schwule Müchner Kostümbildner verlangte. Ui da hat sich schon wieder was bewegt, Assoziationsmikado.
und Sie wundervolle Dichterin ...
ich kann nicht so schön dichten wie Sie - bin SEHR gerührt von ihrem Beitrag -
überhaupt glaube ich, dass wir einiges gemeinsam haben ... und ich freue mich so sehr, dass Sie bemerkt haben, dass es mich hier gibt. Mit sehr warmen und zugewandten Grüßen,
Ihre Nanou
@nanou @testsiegerin
(da ich derzeit im körperlichen Ausnahmezustand bin, vorerst mit Wasser)
Wir trinken
aus der letzen Flasche
und sinken
vogel
frei in jede Tasche
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