Mops (9)
R hieß eigentlich Renee. Er war reich, räudig, raffiniert und Rioja-Händler. "Und das ziemlich genau in dieser Reihenfolge", Andreas brach sich ein Stück von der Edelschokolade ab und wälzte sich auf den Rücken. Er inszenierte die Erzählung. "Wir hatten uns schon einmal in Georgs Bar getroffen gehabt. Was haben wir nicht geflirtet", er machte eine Tuntenbewegung. Dann holte er eine neue Flasche Wein. Sie beobachtete ihn. "Nein kein Rioja, das wär doch zu aufgelegt", er präsentierte eine Flasche "Cava Brut Rose" von Juvé y Camps breit: "Und kein Prosecco…."
Alle hätten es gewusst, klagte er: "Ich war ja früher vor der Morgenschiene mit den Leuten vom Sender fast täglich dort. Viele blieben Stammgäste." Vielleicht hätte es auch Andeutungen gegeben, im Nachhinein. "Das tat eigentlich fast mehr weh als die Sache an und für sich. Die war mir ja aus den Mails geläufig, fast vertraut. Die turnte mich ja an. Aber dass es alle wussten ", er ließ seinen Kopf in ihre hohle Hand fallen. Erikas Finger kraulten automatisch. "Filme im Kopf, der Film Noir hat den Softporno abgelöst", er kicherte in ihren Schoß. Hitze stieg in ihr auf, unpassend, ungelegen, verwirrend. Sie trank. "Oder Almodovar?" "Thats How Heartaches are made" steuerte Dinah Washington den Soundtrack bei.
"Und dann?" Erika strich mit ihrem kleinen Finger über sein Ohr. Er blickt zu ihr auf: "Ganz großes Drama. Wie du schon sagtest, meine Kluge, Almodovar. Angefangen hat es mit dieser SMS über die chorizo maviloso." Er hatte also Dienst getauscht, sich Marcel geschnappt und war in Georgs Bar marschiert. "Sie hätten genauso gut miteinander im Bett liegen können, wie sie da an der Bar standen. Mit Freunden." Neuen Freunden, für Andreas neu. "Sein Gesichtsausdruck war panisch. Und auch der Rioja-Knabe wirkt leicht unentspannt. Vor allem, als Marcel, der Gute, auf sie zu galoppierte." Sein Handy piepste, zum fünften Mal an diesem Nachmittag: "Ganz schön hartnäckig, der Herr Internet", neckte sie. Er verließ den Raum.
Bald würde Tri läuten. Er war mit dem Hund unterwegs. Das war 'ihre Qualitätszeit' mit Andreas, diese eine Stunde unter Freunden. Wenn sie das waren? Zumal sie ja mit Freundschaften wenig Erfahrung hatte und sich zumeist eher als Gast in seinem Leben fühlte. Das was für Tri für Marcel tat, indem er ihn hinaus auf die Straße, also in die Welt begleitete, ihm geordneten Freilauf ermöglichte, darauf achtete, dass er sich nicht verirrte, das tat Andreas irgendwie für sie. Inklusive 'Sackerl fürs Gackerl'. Sie wurde so viel bei ihm los, was er diskret entsorgte. . .
Er hatte ihr den Zugang zum Internet erschlossen. Dank seiner Einschulung war sie in den letzten Wochen in die Welt der Chatrooms, Blogs und Newsgroups eingedrungen und zog dort ihre Kreise. Sie hatte ein Second Life begonnen. Sie hatte kein Recht auf Eifersucht.
(Fortsetzung folgt)
Alle hätten es gewusst, klagte er: "Ich war ja früher vor der Morgenschiene mit den Leuten vom Sender fast täglich dort. Viele blieben Stammgäste." Vielleicht hätte es auch Andeutungen gegeben, im Nachhinein. "Das tat eigentlich fast mehr weh als die Sache an und für sich. Die war mir ja aus den Mails geläufig, fast vertraut. Die turnte mich ja an. Aber dass es alle wussten ", er ließ seinen Kopf in ihre hohle Hand fallen. Erikas Finger kraulten automatisch. "Filme im Kopf, der Film Noir hat den Softporno abgelöst", er kicherte in ihren Schoß. Hitze stieg in ihr auf, unpassend, ungelegen, verwirrend. Sie trank. "Oder Almodovar?" "Thats How Heartaches are made" steuerte Dinah Washington den Soundtrack bei.
"Und dann?" Erika strich mit ihrem kleinen Finger über sein Ohr. Er blickt zu ihr auf: "Ganz großes Drama. Wie du schon sagtest, meine Kluge, Almodovar. Angefangen hat es mit dieser SMS über die chorizo maviloso." Er hatte also Dienst getauscht, sich Marcel geschnappt und war in Georgs Bar marschiert. "Sie hätten genauso gut miteinander im Bett liegen können, wie sie da an der Bar standen. Mit Freunden." Neuen Freunden, für Andreas neu. "Sein Gesichtsausdruck war panisch. Und auch der Rioja-Knabe wirkt leicht unentspannt. Vor allem, als Marcel, der Gute, auf sie zu galoppierte." Sein Handy piepste, zum fünften Mal an diesem Nachmittag: "Ganz schön hartnäckig, der Herr Internet", neckte sie. Er verließ den Raum.
Bald würde Tri läuten. Er war mit dem Hund unterwegs. Das war 'ihre Qualitätszeit' mit Andreas, diese eine Stunde unter Freunden. Wenn sie das waren? Zumal sie ja mit Freundschaften wenig Erfahrung hatte und sich zumeist eher als Gast in seinem Leben fühlte. Das was für Tri für Marcel tat, indem er ihn hinaus auf die Straße, also in die Welt begleitete, ihm geordneten Freilauf ermöglichte, darauf achtete, dass er sich nicht verirrte, das tat Andreas irgendwie für sie. Inklusive 'Sackerl fürs Gackerl'. Sie wurde so viel bei ihm los, was er diskret entsorgte. . .
Er hatte ihr den Zugang zum Internet erschlossen. Dank seiner Einschulung war sie in den letzten Wochen in die Welt der Chatrooms, Blogs und Newsgroups eingedrungen und zog dort ihre Kreise. Sie hatte ein Second Life begonnen. Sie hatte kein Recht auf Eifersucht.
(Fortsetzung folgt)
katiza - 7. Okt, 16:58
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