Die Kunst des Lebens
Die Bühne war das Element der jungen Turtle. Schauspielerin wollte sie werden von klein auf und wäre bereit gewesen, fast jeden Preis dafür zu zahlen. Glaubte sie zumindestens, betonte sie wenigstens. Schon als ganz kleine Turtle mit sieben Jahren war sie die Müllerstochter im Rumpelstilzchen. Und auch wenn der noch jüngere Darsteller des trotzigen Zwerges die Bühne wütend stampfend zu früh verließ, die Turtle hatte bereits das Publikum mit einem ergreifend improvisierten Monolog ganz für sich gewonnen. Schriftstellerin war nämlich die andere Option, die sich zur etwa selben Zeit in ersten – und äußerst tragischen – acht bis zehnseitigen Romanversuchen äußerte, unvollendet wie so vieles, damals schon. Aber Schauspielerin. Der Versuch in der der Tiroler Dorfvolksschule die Odysee zu inszenieren scheiterte leider. Doch es folgten Jahre erfolgreicher Krippenspielauftritte, unvergessen der Monolog des Mohrenkönigs über die Diskriminierung aufgrund seiner Hautfarbe.
Und dann schließlich Kellertheater, dort wurde die Turtle erwachsen, das war die Bühne ihrer Frauwerdung, dort waren die Menschen, die sie geprägt, gelehrt haben. Theatervolk, Bühnentiere mit großen Gefühlen in steter Verwandlung. Ach, war es schön zu spielen, ach waren die Feste schön, ein Maskenball mit lauter Volksschauspielern, voll auf der Rolle, Premieren, Dernieren; Applaus, Applaus.
Ich habe meinen Stanislawski gelesen und meinen Max Reinhardt, verstecktes Theater gemacht und von Lee Strassberg geträumt, ich hab sprechen gelernt, gehen gelernt, sogar ein paar Schritte tanzen. Nur das mit dem Singen hat nicht geklappt und mit den Aufnahmsprüfungen an den Schauspielschulen. Also was ganz anderes: Theaterwissenschaft studieren, Regie vielleicht oder so. Als Peymann kam, war ich am Stehplatz mit dabei, die Festwochen waren mir solche, was habe ich Aufführungen gesehen, Strehler und Zadek und Lindsay Kemp und so viele und vieles – ganz großes Theater.
Und dann ist es mir unterwegs verloren gegangen, die Publizistik hat gesiegt, die Medien waren meine neue Bühne, die Spiellust einfach umdirigiert, von Zeit zu Zeit private Dramen. Jetzt darf das alte Zirkuspferd immer öfter wieder auftreten als Moderatorin oder als toll3stes Weib beim Interpretieren eigener und anderer Texte, die Bühne hat mich wieder. Ich fühle die elektrisierende Vorfreude, ich genieße es den Blick durchs Publikum schweifen zu lassen. Schön ist es am Mittwoch bei unserer Lesung in der Buchhandlung. Und ein neues Programm ist schon on Planung
Und zwei Tage später, konnte ich dem Einen applaudieren - schauen Sie sich das an, falls Sie in Wien sind – noch den ganzen Oktober jeden Freitag und Samstag und auch den Rest von MiMaMusch kann ich Ihnen nur ans Herz legen. Weil wir beide Bühnentiere sind, brauchen wir einander nichts vorzuspielen. Wir lieben unser Publikum und nehmen Platz im Publikum des jeweils anderen. Wir lieben den Applaus und spenden ihn auch einander so gerne. Wir lieben die Verwandlung und können uns einander ohne Masken präsentieren. „Wir sind Künstler“, sagt er irgendwann in der Nacht nach der Premiere und ich glaube es ihm. Sehr gerne.
Am nächsten Morgen in der Küche Max Reinhardts Rede über den Schauspieler von 1928: "In jedem Menschen lebt, mehr oder weniger bewusst, die Sehnsucht nach Verwandlung. Wir alle tragen die Möglichkeiten zu allen Leidenschaften, zu allen Schicksalen, zu allen Lebensformen in uns.“Die Stimme des Theatermachers in den 100 Jahren des Erstgeborenen. Ja.
Und abends dann andere auf einer Bühne, ein fulminantes Festkonzert – lauter Lebens-KünstlerInnen. Ganz großes Theater. Das Leben - und Ihr alle, sein wundervolles Ensemble - hat sich einen kräftigen Applaus verdient.
Und dann schließlich Kellertheater, dort wurde die Turtle erwachsen, das war die Bühne ihrer Frauwerdung, dort waren die Menschen, die sie geprägt, gelehrt haben. Theatervolk, Bühnentiere mit großen Gefühlen in steter Verwandlung. Ach, war es schön zu spielen, ach waren die Feste schön, ein Maskenball mit lauter Volksschauspielern, voll auf der Rolle, Premieren, Dernieren; Applaus, Applaus.
Ich habe meinen Stanislawski gelesen und meinen Max Reinhardt, verstecktes Theater gemacht und von Lee Strassberg geträumt, ich hab sprechen gelernt, gehen gelernt, sogar ein paar Schritte tanzen. Nur das mit dem Singen hat nicht geklappt und mit den Aufnahmsprüfungen an den Schauspielschulen. Also was ganz anderes: Theaterwissenschaft studieren, Regie vielleicht oder so. Als Peymann kam, war ich am Stehplatz mit dabei, die Festwochen waren mir solche, was habe ich Aufführungen gesehen, Strehler und Zadek und Lindsay Kemp und so viele und vieles – ganz großes Theater.
Und dann ist es mir unterwegs verloren gegangen, die Publizistik hat gesiegt, die Medien waren meine neue Bühne, die Spiellust einfach umdirigiert, von Zeit zu Zeit private Dramen. Jetzt darf das alte Zirkuspferd immer öfter wieder auftreten als Moderatorin oder als toll3stes Weib beim Interpretieren eigener und anderer Texte, die Bühne hat mich wieder. Ich fühle die elektrisierende Vorfreude, ich genieße es den Blick durchs Publikum schweifen zu lassen. Schön ist es am Mittwoch bei unserer Lesung in der Buchhandlung. Und ein neues Programm ist schon on Planung
Und zwei Tage später, konnte ich dem Einen applaudieren - schauen Sie sich das an, falls Sie in Wien sind – noch den ganzen Oktober jeden Freitag und Samstag und auch den Rest von MiMaMusch kann ich Ihnen nur ans Herz legen. Weil wir beide Bühnentiere sind, brauchen wir einander nichts vorzuspielen. Wir lieben unser Publikum und nehmen Platz im Publikum des jeweils anderen. Wir lieben den Applaus und spenden ihn auch einander so gerne. Wir lieben die Verwandlung und können uns einander ohne Masken präsentieren. „Wir sind Künstler“, sagt er irgendwann in der Nacht nach der Premiere und ich glaube es ihm. Sehr gerne.
Am nächsten Morgen in der Küche Max Reinhardts Rede über den Schauspieler von 1928: "In jedem Menschen lebt, mehr oder weniger bewusst, die Sehnsucht nach Verwandlung. Wir alle tragen die Möglichkeiten zu allen Leidenschaften, zu allen Schicksalen, zu allen Lebensformen in uns.“Die Stimme des Theatermachers in den 100 Jahren des Erstgeborenen. Ja.
Und abends dann andere auf einer Bühne, ein fulminantes Festkonzert – lauter Lebens-KünstlerInnen. Ganz großes Theater. Das Leben - und Ihr alle, sein wundervolles Ensemble - hat sich einen kräftigen Applaus verdient.
katiza - 3. Okt, 10:44
6 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
1487 mal erzählt
nömix - 3. Okt, 12:44
Das ist ein sehr schöner Text - über große Träume die mit der Zeit kleiner werden, obwohl sie im Grunde die gleichen geblieben sind. Aber wieviel jemandem ein Applaus wert ist, bemisst sich natürlich nicht daran, ob zehn applaudieren oder tausend. Applaus lässt sich ja nicht in Kilo aufwiegen wie Erdäpfel oder sowas.
katiza - 5. Okt, 17:53
"Applaus ist eine Ode an das Leben, eine Ode an die Freude", Herr Nömix... Erdäpfel können das übrigens auch sein ;-)...
rosmarin - 7. Okt, 20:15
das ist wirklich ein schöner text.....und eine ode an das leben ist er auch.... und wo sie nur immer diese genialen tubenantworten herfischen.... ganz großes kino!
katiza - 8. Okt, 00:33
Oh, danke Frau Meertau, immer a bissl noch Radiomenschin... auch so eine Verwandlung.
la-mamma - 7. Okt, 23:04
ich hinterlass jetzt hier einfach einenzwei "ich war da" und einen "ich komm hin"-kommentar;-)
katiza - 8. Okt, 00:41
Ich geb Ihnen jetzt eine "das freut mich aber"-Antwortstube, Madame.....
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