Huskie (2)
Sie holte ihr elektronisches Notizbuch aus der Tasche und setzte es in Betrieb. Ablenken wollte sie sich – nur nicht in einer fremden Stadt aus nostalgischen Gründen einem Barkeeper verfallen. Sie war glücklich mit Robert, die Liebe war frisch und er ein Mann, mit dem sie sich vorstellen konnte, das Leben zu teilen. Nach der schwierigen Trennung von Michael schien ihr Robert alles zu verkörpern, wonach sie sich immer gesehnt hatte. Auch im Bett. Er war zärtlich und leidenschaftlich und er ging auf sie ein. Wäre sie noch mit Michael zusammen – ja, vielleicht hätte sie sich die Sache überlegt, vielleicht wäre eine heiße Nacht mit dem Barmann mit den Huskie-Augen drinnen gewesen. Sie hätte es wohl auch gebraucht. Aber nicht bei Robert – Robert war perfekt. Und dann war er ja von seiner Ex so verletzt worden, die Schnalle war mit allen und jedem ins Bett gegangen, nie, ganz sicher nie, könnte sie ihm das antun. Ohne sie zu lesen, blätterte sie die Notizen des Tages noch einmal durch – nur die Augen nicht heben. Und doch glaubte sie seinen Blick fast körperlich zu spüren – gerne hätte sie aufgeschaut, um das zu überprüfen. Sie kam sich lächerlich vor, Nervosität hatte von ihr Besitz ergriffen, sie stand auf, um zur Toilette zu gehen. Und wieder begegneten sich die Blicke.
Sie starrte sich im Toilettespiegel an und versuchte ihre Beherrschung wieder zu finden. Niemals hätte sie gedacht, dass die Geschichte von damals noch so stark in ihr vorhanden war. Sie zog den Lippenstift nach. Er war niemals ohne seinen Hund. Und der Hund war – oh Wunder - ein Huskie. Erst jetzt war ihr die Eitelkeit und der narzistische Kick seines ständigen Begleiters bewusst. Damals hatte sie ihn auch dafür bewundert und die blauen Augen, die sie beim Sex beobachteten in Kauf genommen. Die Macht der Erinnerung – dachte sie und lächelte über die Klischees, die ihr in den Sinn kamen. Dann trug sie Puder auf – sie wusste nicht recht, ob sie sich gefiel oder nicht. Sie dachte auch an den Barmann und ertappte sich, wie sie versuchte sich seinen Körper vorzustellen, ihn in Gedanken schon zu berühren. Er war wahrscheinlich jünger als sie, er sah zumindest jünger aus. Sie hatte beim letzten Blick in den Spiegel das Gefühl, ziemlich alt auszusehen – sie kehrte an die Bar zurück.
Erst jetzt nahm sie den Pianisten war, der ein wenig gelangweilt ein Evergreen-Repertoire herunterspulte. In einer Nische saß ein Paar. Typisch Hotel: sie hübsch und jung, er Business. Vermutlich eine Geschäftsreisenaffäre. Der Barkeeper beobachtete sie, während sie sich ihrem Platz näherte. Sie atmete tief ein, um diese verfluchte Verlegenheit zu besiegen.
(Fortsetzung folgt)
Sie starrte sich im Toilettespiegel an und versuchte ihre Beherrschung wieder zu finden. Niemals hätte sie gedacht, dass die Geschichte von damals noch so stark in ihr vorhanden war. Sie zog den Lippenstift nach. Er war niemals ohne seinen Hund. Und der Hund war – oh Wunder - ein Huskie. Erst jetzt war ihr die Eitelkeit und der narzistische Kick seines ständigen Begleiters bewusst. Damals hatte sie ihn auch dafür bewundert und die blauen Augen, die sie beim Sex beobachteten in Kauf genommen. Die Macht der Erinnerung – dachte sie und lächelte über die Klischees, die ihr in den Sinn kamen. Dann trug sie Puder auf – sie wusste nicht recht, ob sie sich gefiel oder nicht. Sie dachte auch an den Barmann und ertappte sich, wie sie versuchte sich seinen Körper vorzustellen, ihn in Gedanken schon zu berühren. Er war wahrscheinlich jünger als sie, er sah zumindest jünger aus. Sie hatte beim letzten Blick in den Spiegel das Gefühl, ziemlich alt auszusehen – sie kehrte an die Bar zurück.
Erst jetzt nahm sie den Pianisten war, der ein wenig gelangweilt ein Evergreen-Repertoire herunterspulte. In einer Nische saß ein Paar. Typisch Hotel: sie hübsch und jung, er Business. Vermutlich eine Geschäftsreisenaffäre. Der Barkeeper beobachtete sie, während sie sich ihrem Platz näherte. Sie atmete tief ein, um diese verfluchte Verlegenheit zu besiegen.
(Fortsetzung folgt)
katiza - 8. Feb, 12:19
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