Den Kopf aus der Schlinge ziehen
Dann war er da: der große Schmerz. Wie so oft manifestieren sich meine Metaphern körperlich. Dass ich das Haus auf meinen Schultern trage, die Mutter, ihren, meinen Rucksack, ihre, meine Steine, dass ich mich fühle wie ihr linker Arm, der auf der Schlaganfallseite, der gebrochen, den sie nur zum Balancieren braucht, nur selten verwendet, weil er ihr nicht gehorcht wie er sollte. Der Kopf zu oft eingezogen, zwischen den Schultern, fast immer genickt, zu selten den Kopf geschüttelt. Ich habe zu Boden geblickt statt nach vorne zu schauen, bin auf die Knie gegangen ohne mich durchzustrecken, habe mich unters Joch gebeugt.
C5/6/7 strikes back - der Schmerz ist zurückgekehrt, ungleich größer und grell- bis dunkelrot, unstoppable. Da war er da und hat mir die lange nicht geweinten Tränen einfach in die Augen gezwungen. Vom Hals hat er sich in den linken Arm ausgeweitet und dort breit gemacht, jedes Fingerspitzengefühl ist mir abhanden gekommen. Der linke Arm, der an dem die Mutter hängt, wenn wir durch den Garten spazieren, ihr linker Arm, der ihr nach dem Schlaganfall nicht mehr gehorcht und den sie sich Mitte Mai gebrochen hat. „Manchmal fühle ich mich wie dein linker Arm“, habe ich ihr erklärt, ein Anhängsel, ärgerlich manchmal, weil es nicht funktioniert, wie es sollte, nichts zu dem man danke sagen müsste, ganz ohne ginge es aber nicht. Ihr linker Arm, den sie seltsam verkrümmt nach hinten streckt, wenn ich hinter ihr die Treppen hinauf gehe. Mein linker Arm, nicht nutzlos doch schmerzensreich und nützlich, weil er mich dazu gebracht hat, um Hilfe zu bitten.
Einmal noch nach Wien, trotz Schmerz und Pein, unter die Menschen, die ich liebe, Lachen, Laben tanken, vor dem Eingriff, der Operation. Und dann endlich, ein sanftes schmerzfreies hinüberdämmern und ein Erwachen mit hoch erhobenen Haupt, gestützt von außen durch eine mächtige Halskrause von innen durch zwei „Beilagscheiben“, Cages, die mich aus dem Schmerzkäfig befreien – und aus dem anderen. Dass ich abreisen müsse, erklärt mir der Operateur, erklären mir alle und die Geschwindigkeit, mit der sich meine Muskeln verspannen, sobald ich mit der Mutter in Kontakt komme, spricht ebenfalls eine deutliche Sprache.
Ich habe den Hals aus der Schlinge gezogen, Kopf hoch sage ich mir und beutle die Last im Nacken ab. Die Ärzte haben mir unter die Arme gegriffen und den Rücken gestärkt, die Menschen, die ich liebe halten mir den Rücken frei, sie stehen hinter mir. Ehobenen Hauptes schreite ich voran. Ich werde wiederkommen, wenn ich Kräfte gesammelt habe und die Mutter mich braucht, um jene letzten Meter gemeinsam zu gehen….
Und doch: So viel Glück ist mir beschieden. Allzeit gute Fahrt und eine Handbreit Wasser unter dem Kiel…
C5/6/7 strikes back - der Schmerz ist zurückgekehrt, ungleich größer und grell- bis dunkelrot, unstoppable. Da war er da und hat mir die lange nicht geweinten Tränen einfach in die Augen gezwungen. Vom Hals hat er sich in den linken Arm ausgeweitet und dort breit gemacht, jedes Fingerspitzengefühl ist mir abhanden gekommen. Der linke Arm, der an dem die Mutter hängt, wenn wir durch den Garten spazieren, ihr linker Arm, der ihr nach dem Schlaganfall nicht mehr gehorcht und den sie sich Mitte Mai gebrochen hat. „Manchmal fühle ich mich wie dein linker Arm“, habe ich ihr erklärt, ein Anhängsel, ärgerlich manchmal, weil es nicht funktioniert, wie es sollte, nichts zu dem man danke sagen müsste, ganz ohne ginge es aber nicht. Ihr linker Arm, den sie seltsam verkrümmt nach hinten streckt, wenn ich hinter ihr die Treppen hinauf gehe. Mein linker Arm, nicht nutzlos doch schmerzensreich und nützlich, weil er mich dazu gebracht hat, um Hilfe zu bitten.
Einmal noch nach Wien, trotz Schmerz und Pein, unter die Menschen, die ich liebe, Lachen, Laben tanken, vor dem Eingriff, der Operation. Und dann endlich, ein sanftes schmerzfreies hinüberdämmern und ein Erwachen mit hoch erhobenen Haupt, gestützt von außen durch eine mächtige Halskrause von innen durch zwei „Beilagscheiben“, Cages, die mich aus dem Schmerzkäfig befreien – und aus dem anderen. Dass ich abreisen müsse, erklärt mir der Operateur, erklären mir alle und die Geschwindigkeit, mit der sich meine Muskeln verspannen, sobald ich mit der Mutter in Kontakt komme, spricht ebenfalls eine deutliche Sprache.
Ich habe den Hals aus der Schlinge gezogen, Kopf hoch sage ich mir und beutle die Last im Nacken ab. Die Ärzte haben mir unter die Arme gegriffen und den Rücken gestärkt, die Menschen, die ich liebe halten mir den Rücken frei, sie stehen hinter mir. Ehobenen Hauptes schreite ich voran. Ich werde wiederkommen, wenn ich Kräfte gesammelt habe und die Mutter mich braucht, um jene letzten Meter gemeinsam zu gehen….
Und doch: So viel Glück ist mir beschieden. Allzeit gute Fahrt und eine Handbreit Wasser unter dem Kiel…
katiza - 30. Jul, 17:09
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