Über Stock und Stein
Mein Rucksack drückt. Der Stein, Steine sind durch das grobe Leinen stetig zu spüren. Schwer lastet er auf meinen Schultern. Ich kenne den Berg, schon lange, er ist mein Hausberg, wie der Bettelwurf der Familienberg der Mutter-Familie ist. Ich kenne den Berg, aber nicht den Weg. A Schritt vire (zwa Schritt zruck). Alle Wetter: manchmal pfeift der Föhn und alle anderen Gipfel rundherum rücken näher, schmerzhaft klar, fast schrill, grell. So nahe, dass ich nur schwer Luft bekomme, während ich einen Schritt vor den anderen setze. An heißen Tagen gehe ich langsamer, such den Schatten im Wald, Regentage sind schwierig, kalt und nass bis auf die Knochen, schlechte Sicht, manchmal machen sie ein Weitergehen unmöglich, dann heißt es warten, ein Lager aufschlagen, zusammenrücken, biwakieren, nur nicht die Nerven verlieren. Warten. Schnaps hilft, vorübergehend, ein gutes Buch auch.
Es ist nicht ein Stein, nicht Einstein, den ich mit mir herum schleppe, kein großer Kindheits-Eltern-Heimat-Stein, es sind viele: Katzengold und echtes Gold, ein Amethyst, wie eine Kathedrale im Grau verborgen, Erzgestein und Herzgestein, auch Diamanten, durchs Feuer gegangen und von erlesener Härte, Bernstein, Wesen aus einer anderen Zeit einschließend und so vergänglich, Bergkristalle, milchig weiß, Pfeile, Obeliske mit Phantomen, Onyxe, unendlich schillernd und tiefgründig, Pfeilspitzen aus Obsidian, geronnener Lava und bemalte Bachkiesel, Erinnerungsstücke – nicht alle Steine sind bearbeitet, sie sind mehr oder weniger nützlich. Manche habe ich im Lauf meines Lebens zu wertvollen Werkzeugen geformt. Das kommt mir jetzt zunutze, die Werkzeug-Steine, die ich mit mir herumschleppe, ebenso wie die Fähigkeit sie zu bearbeiten. Und manche – bemerke ich – trage ich nur mehr als Muster mit mir herum. Den Ziegelstein aus Marienthal hab ich abgelegt.
Auch die anderen sind Muster, die bunt bemalten oder die, die ich aus reinem Trotz behalte, weil sie mich am Boden halten, den Rucksack beschweren, so dass ich die Schultern zurücknehmen kann, muss. Ich sollte sie durch Champagner ersetzen. Durch kleine Büchlein voll Gründen zu Lieben, von mir aus durch Kartoffeln oder jene harzigen Kiesel, die ich eher unter Proviant einorden würde. Champagner und Liebe.
Liebe um, die kantigen Steine einzuwickeln, weiche samtene Liebe, damit sie nicht die kostbaren Champagnerflaschen zerschlagen, dann würde man sich schneiden, wenn man den Rucksack auspackt, auf der Suche nach dem Feuerstein oder der Regenjacke, die auch Schaden abbekommen könnte. Das will ich nicht. Und so lege ich dann und wann einen Stein ab, manchmal nur kurz und dann taumle ich zurück, ihn zu holen, manchmal auch längerfristig. Mama geht neben mir, duldend und aufmüpfig, sucht ihre eigenen Wege, ist trotziges Kind und störrische Alte. Ich trage ein paar ihrer Steine mit, manche drängt sie mir auf. "Kannst du nicht sehen, dass es Katzengold ist“, will ich schreien, aber dann denke ich an meinen eigenen Talmi und lade mir auch ihren Stein auf, riskiere, dass die absplitternden güldnen Blättchen die Seiten meines Buchs der Liebe aufrauen.
Immer wieder will sie überprüfen, ob die Steine noch da sind, lässt mich meinen Rucksack öffnen, will sie selbst tragen. Meine Steine interessieren sie nicht. Bis zum Ende will ich gehen, habe ich ihr versprochen und mein Rücken schmerzt bei dem Gedanken, zu schwer ist es sich ihrem Schritt anzupassen, sie mäkelt am Proviant, und im Nebel kann ich den Gipfel nicht mehr sehen.
Manchmal geht wer ein paar Schritte mit uns, immer wieder der 1. Offizier, der mich in kalten Nächten und am frischen Morgen wärmt, mir hilft, uns hilft die Rucksäcke zu schleppen. Jeder anderen hätte ich als Bergführerin geraten, eine Pause einzulegen, andere mit der Mutter gehen zu lassen, den wehen Rücken und die Blasen an den Füßen zu kurieren, die Schuhe doppeln zu lassen, Proviant aufzunehmen und den ein oder anderen Stein im Tal zu lassen. Werkzeug finde ich immer unterwegs. Und je fester die Schritte der Mutter werden, desto schleppender, schmerzhafter, die meinen….und es blühen die Hortensien.
Es ist nicht ein Stein, nicht Einstein, den ich mit mir herum schleppe, kein großer Kindheits-Eltern-Heimat-Stein, es sind viele: Katzengold und echtes Gold, ein Amethyst, wie eine Kathedrale im Grau verborgen, Erzgestein und Herzgestein, auch Diamanten, durchs Feuer gegangen und von erlesener Härte, Bernstein, Wesen aus einer anderen Zeit einschließend und so vergänglich, Bergkristalle, milchig weiß, Pfeile, Obeliske mit Phantomen, Onyxe, unendlich schillernd und tiefgründig, Pfeilspitzen aus Obsidian, geronnener Lava und bemalte Bachkiesel, Erinnerungsstücke – nicht alle Steine sind bearbeitet, sie sind mehr oder weniger nützlich. Manche habe ich im Lauf meines Lebens zu wertvollen Werkzeugen geformt. Das kommt mir jetzt zunutze, die Werkzeug-Steine, die ich mit mir herumschleppe, ebenso wie die Fähigkeit sie zu bearbeiten. Und manche – bemerke ich – trage ich nur mehr als Muster mit mir herum. Den Ziegelstein aus Marienthal hab ich abgelegt.
Auch die anderen sind Muster, die bunt bemalten oder die, die ich aus reinem Trotz behalte, weil sie mich am Boden halten, den Rucksack beschweren, so dass ich die Schultern zurücknehmen kann, muss. Ich sollte sie durch Champagner ersetzen. Durch kleine Büchlein voll Gründen zu Lieben, von mir aus durch Kartoffeln oder jene harzigen Kiesel, die ich eher unter Proviant einorden würde. Champagner und Liebe.
Liebe um, die kantigen Steine einzuwickeln, weiche samtene Liebe, damit sie nicht die kostbaren Champagnerflaschen zerschlagen, dann würde man sich schneiden, wenn man den Rucksack auspackt, auf der Suche nach dem Feuerstein oder der Regenjacke, die auch Schaden abbekommen könnte. Das will ich nicht. Und so lege ich dann und wann einen Stein ab, manchmal nur kurz und dann taumle ich zurück, ihn zu holen, manchmal auch längerfristig. Mama geht neben mir, duldend und aufmüpfig, sucht ihre eigenen Wege, ist trotziges Kind und störrische Alte. Ich trage ein paar ihrer Steine mit, manche drängt sie mir auf. "Kannst du nicht sehen, dass es Katzengold ist“, will ich schreien, aber dann denke ich an meinen eigenen Talmi und lade mir auch ihren Stein auf, riskiere, dass die absplitternden güldnen Blättchen die Seiten meines Buchs der Liebe aufrauen.
Immer wieder will sie überprüfen, ob die Steine noch da sind, lässt mich meinen Rucksack öffnen, will sie selbst tragen. Meine Steine interessieren sie nicht. Bis zum Ende will ich gehen, habe ich ihr versprochen und mein Rücken schmerzt bei dem Gedanken, zu schwer ist es sich ihrem Schritt anzupassen, sie mäkelt am Proviant, und im Nebel kann ich den Gipfel nicht mehr sehen.
Manchmal geht wer ein paar Schritte mit uns, immer wieder der 1. Offizier, der mich in kalten Nächten und am frischen Morgen wärmt, mir hilft, uns hilft die Rucksäcke zu schleppen. Jeder anderen hätte ich als Bergführerin geraten, eine Pause einzulegen, andere mit der Mutter gehen zu lassen, den wehen Rücken und die Blasen an den Füßen zu kurieren, die Schuhe doppeln zu lassen, Proviant aufzunehmen und den ein oder anderen Stein im Tal zu lassen. Werkzeug finde ich immer unterwegs. Und je fester die Schritte der Mutter werden, desto schleppender, schmerzhafter, die meinen….und es blühen die Hortensien.
katiza - 12. Jul, 17:07
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