Wieder da – nach dreitägigem Heimaturlaub habe ich wieder meinen Dienst bei der Piratenköniginnen- Mutter angetreten. Der Wind bläst stärker, unser Schiff schwankt gefährlich.
Und ich sitze am Lieblingsplatz des Vaters, dort, wo wir einst Grillparties feierten zu den 50ern der Eltern, wo meine Teenager-Feten ausuferten, wo der gemauerte Kamin stand und wo Papa – mit Sonntagszeitungen in Griffweite - mich so oft erwartete. Die Krankheit streckt ihre Arme mehr und mehr nach uns aus. Sie zeigt immer öfter ihr hässliches Gesicht. Plötzlich geht es auch um Scham, Scham und Scheiße: und wer will das schon.
Die narzisstisch Begabten zeigen – wie so oft in Krisensituationen ihr wahres Gesicht : Liebe grüße richtet der Ex-Mann aus, in der U-Bahn geweint hat ein trauriger clown. Werde ich je wieder in mein Leben zurückkehren? Wohl nicht, die Welt dreht sich weiter wie die alte Uhr- Sappho – die plötzlich vorgeht. Die Zeit vergeht zu schnell, wenn man die Uhr ständig aufzieht.
Rückkehr an einen Arbeitsplatz, der ein solcher geworden ist, überflüssig, ungegossen wie die Topfpflanze, nervend. Irgendwo im Weg. So fühlt sich Mobbing an, auch wenn es nicht Mobbing ist, sondern nur Signale sind, dass die Geschäftspartnerin nicht mehr erwünscht ist. Mobbing würde eine KollegInnenschaft voraussetzen – besteht nicht, leider, verwechselt.
Alles fühlt sich seltsam an. Die Schmerzen werden stärker, der Juckreiz auch, plötzlich bin ich der Feind, vielleicht sogar berechtigt, weil ich tue und tue ohne Anerkennung und bitter werde oder auch nur, weil ich weiterlebe. Böse sagt sie wieder und der Raum gefriert, Schneekönigin.
Und wieder Frieden endlich – ein Blumenkranz zeugt von meiner Reue und die Maske, des traurigen Clowns, schwarze Wimperntuschstreifen über meine Wangen, der Blick starr auf den Teppich gerichtet. Mama hat mich wieder lieb. Jegliche Anschuldigung – du bist böse – zerschellt an meinem Gut-Sein und wieder fühle ich mich böse. Ich hab meine Mama lieb. Meine Mama stirbt. Wie an jenem Faschingsdienstag auf der Couch von Freunden, der Braumeisterfamilie, wo man ihr Tee mit heißem Whisky kredenzt hatte und sie krank, fiebrig, Antibiotika und betrunken war. Ich wahr wohl zehn oder so. Sie kann nichts dafür, konnte nichts dafür, aber meine Angst – ich sterbe, ich sterbe – war unendlich. Ihr nahender Tod war teil unseres Dramas- in den letzten Jahren immer seltener. Aber damals als sie im Divenkleid auf dem Sofa lag, war er so wahr wie heute. Nicht mehr und nicht weniger.
Da ist nichts was wir tun können…