Und dann war der 17. Dezember, jahrelang mein Weihnachten. Und ich habe doch einen Baum gekauft, ganz allein und ihn nach Hause getragen. Ich habe gelacht und getrunken wie sonst in diesen Nächten, war sentimental und witzig, hab noch Geschenke besorgt im erlaubten Rahmen – 50 Schilling, weil ja Weihnachten ist am 17.Dezember.
Abends stapfe ich durch den Schnee, verirre mich und komm dann doch ganz schnell am richtigen Platz an. Ein Knoten im Netz wird sichtbar, gibt Halt, auch eine lang vertraute Fremde, Begleiterin in der Welt der Worte wie die Bassistin mit dem schönen Lachen, auch schön und lachend. Und ich fühlte mich so geborgen in einer Frauenwelt, die irgendwie neu für mich ist. Ich habe mich stets eher an Männern orientiert, war schon in der Schule lieber mit den Buben unterwegs, keine Mädchenrunde, keine Frauenurlaube, keine Einkaufsbummel, keine langen Telefonate, keine Gespräche über Verhütung, Zahnärzte und Liebhaber. Freundinnen wohl, einzeln. Und Männer, die Männer lieben, als Seelengefährten. Ich fühle mich Männern gegenüber sicherer, weiß nicht wirklich wie mit Frauen umgehen, habe ein bisschen Angst, das Falsche zu tun, zu sagen. Fremd schien sie mir die Welt der Frauen. Männer sind so viel einfacher. Frauen sind vielschichtiger und voller Kraft, sind schön und wild und wunderbar, Neuland statt heulend. Und das ist gut so. Das wird mir immer wieder klar in den letzten Monaten und Jahren. Und langsam fühle ich mich wie eine von euch. Auch zu Weihnachten am 17. Dezember.
Erst am nächsten Tag habe ich den Christbaum aufgeputzt, wunderschön glänzt er da im Eck, ein Denkmal verlorener Weihnachten und nachts bin ich tanzen gegangen – Soul, Funk, Brasil, lachen und flirten gegen den Blues…
