Carmen-Story
Sacromonte mittags im August ist mindestens so heiß, wie ich mir Sacramento vorstelle. Zugegeben der Kalauer ist irgendwie billig, begleitet aber um 14 Uhr in glühender Hitze jeden meiner Schritte. Immer bergauf durch verwinkelte Gassen vorbei an Flamenco-Bars, Häusern und Höhlen, weit und breit kein Mensch, nicht einmal Touris wie wir.
Und dann dieses wunderbare Stilleben: Am Ende einer Steigung sitzt eine alte Frau auf einem Schattenbankerl, zu ihren Füßen Katzen. „Fotografier das“, weise ich den Liebsten an, der den Fotoapparat schussbereit um den Hals hängen hat. Später merke ich, dass die Frau in der lila Kittelschürze wahrscheinlich so alt wie ich ist und mit dem Handy telefoniert.
Wort für Wort dringt das Gift über ihr Ohr in ihre Seele ein. Carmen hatte sich vor die Türe geflüchtet als der Anruf kam, Jose zelebriert seine Siesta lang ausgestreckt im gemeinsamen Ehebett. Er war spät nach Hause gekommen. Drei bis vier Mal die Woche spielt er Gitarre in einer der Flamenco-Zambras. Früher hatte sie dazu getanzt aber das war lange her, fünf Kinder und ein Leben. Heute zieht er allein los und sie weiß, dass er nicht allein bleibt. Carmen fühlt sich alt und müde. Und jedes Wort, das ihre Freundin Ana ins Telefon zischte, machte sie noch älter und müder. Wut, Verzweiflung, Einsamkeit treiben ihr die Tränen in die Augen.
Ausgerechnet jetzt schwitzten Touristen den Hügel herauf, ein langhaariger Typ mit Fotoapparat, eine Frau, wie blöd musste man sein, um in der Mittagshitze durch die Gegend zu spazieren? Carmen hofft, dass sie vorbeigehen, aber die fremde Frau mit dem roten Rucksack nimmt auf der Bank neben dem Brunnen in der prallen Sonne Platz und der Langhaarige fotografiert sie. Carmen will weg.
Kurz begegnen sich unsere Augen – die Frau in der Kittelschürze weint. „Setz dich dahin“, sagt der Liebste und leicht genervt leiste ich seiner Aufforderung Folge, hatte ich mich doch so oft beklagt, dass er mich so selten fotografiere. So halte ich also still, schau schön, während die Frau ins Haus gegenüber eilt. Warum sie wohl weint? Die Katzen weinen auch. Ein junger Mann mit nacktem Oberkörper kommt mit der Schubkarre vorbei, er lächelt mich an. Der Liebste steigt weiter nach oben in Richtung Kirche. Die Hitze ist unerträglich. Auf dem kleinene Brunnen steht ein Satz, den ich nicht verstehe, von dem ich aber weiß, dass er schön ist.
Fremd fühl ich mich, als Eindringling. Auch dort oben gebe es Höhlen, neuere, frisch gegrabene, berichtet der Liebste, Aussteiger wohnten dort. Ich soll sie mir ansehen. Ich will nicht weiter stören, dränge darauf weiter zu gehen, das Museum zu suchen. Wir gehen an dem Haus vorbei, in dem Carmen verschwunden ist. „Esta mujer, esta mujer, esta mujer..“, höre ich sie drinnen schreien, Jose wird wohl jetzt wach sein.
Und dann dieses wunderbare Stilleben: Am Ende einer Steigung sitzt eine alte Frau auf einem Schattenbankerl, zu ihren Füßen Katzen. „Fotografier das“, weise ich den Liebsten an, der den Fotoapparat schussbereit um den Hals hängen hat. Später merke ich, dass die Frau in der lila Kittelschürze wahrscheinlich so alt wie ich ist und mit dem Handy telefoniert.
Wort für Wort dringt das Gift über ihr Ohr in ihre Seele ein. Carmen hatte sich vor die Türe geflüchtet als der Anruf kam, Jose zelebriert seine Siesta lang ausgestreckt im gemeinsamen Ehebett. Er war spät nach Hause gekommen. Drei bis vier Mal die Woche spielt er Gitarre in einer der Flamenco-Zambras. Früher hatte sie dazu getanzt aber das war lange her, fünf Kinder und ein Leben. Heute zieht er allein los und sie weiß, dass er nicht allein bleibt. Carmen fühlt sich alt und müde. Und jedes Wort, das ihre Freundin Ana ins Telefon zischte, machte sie noch älter und müder. Wut, Verzweiflung, Einsamkeit treiben ihr die Tränen in die Augen.
Ausgerechnet jetzt schwitzten Touristen den Hügel herauf, ein langhaariger Typ mit Fotoapparat, eine Frau, wie blöd musste man sein, um in der Mittagshitze durch die Gegend zu spazieren? Carmen hofft, dass sie vorbeigehen, aber die fremde Frau mit dem roten Rucksack nimmt auf der Bank neben dem Brunnen in der prallen Sonne Platz und der Langhaarige fotografiert sie. Carmen will weg.
Kurz begegnen sich unsere Augen – die Frau in der Kittelschürze weint. „Setz dich dahin“, sagt der Liebste und leicht genervt leiste ich seiner Aufforderung Folge, hatte ich mich doch so oft beklagt, dass er mich so selten fotografiere. So halte ich also still, schau schön, während die Frau ins Haus gegenüber eilt. Warum sie wohl weint? Die Katzen weinen auch. Ein junger Mann mit nacktem Oberkörper kommt mit der Schubkarre vorbei, er lächelt mich an. Der Liebste steigt weiter nach oben in Richtung Kirche. Die Hitze ist unerträglich. Auf dem kleinene Brunnen steht ein Satz, den ich nicht verstehe, von dem ich aber weiß, dass er schön ist.
Fremd fühl ich mich, als Eindringling. Auch dort oben gebe es Höhlen, neuere, frisch gegrabene, berichtet der Liebste, Aussteiger wohnten dort. Ich soll sie mir ansehen. Ich will nicht weiter stören, dränge darauf weiter zu gehen, das Museum zu suchen. Wir gehen an dem Haus vorbei, in dem Carmen verschwunden ist. „Esta mujer, esta mujer, esta mujer..“, höre ich sie drinnen schreien, Jose wird wohl jetzt wach sein.
katiza - 25. Aug, 09:26
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