Schmerzensschrei(b)e
Ich bin eine der letzten großen Tragödinnen, habe ich gerne von mir behauptet. Aus Sehnsucht hab ich mein Süppchen gekocht. Wie lange habe ich geglaubt, dass Kunst nur aus dem Kummer komme, dass Seelenschmerz das Schreiben nähre. Das war mir Trost und Freude, wenn ich in meinen Tränen gebadet habe.
Unter denen, die ich verehrte, deren Worte ich aufsog, deren Schallplatten mich begleiteten, deren Filme mich verzauberten, waren keine glücklichen Menschen. Ich verschlang ihre Biographien, um mir die Bruder- und Schwesternschaft des Leids immer wieder zu bestätigen. Und wenn ich einsam war, erst wenn ich richtig einsam war, war ich nicht mehr einsam, weil ich zu ihnen gehörte. Ich litt und glaubte Literatur zu erzeugen, in der Petrischale meiner Pein wuchsen Gedichte.
Nur nicht glücklich werden, nur nicht zufrieden, denn das hieße die Seiten wechseln, war ich überzeugt. Wie liebte ich das Leiden. In der Gier nach dieser Droge nahm ich Menschen und benutzte sie als Waffe gegen mich – ich ritzte mich mit ihnen, so wie ich mich in die Hand biss, angeblich um vom Herzensschmerz abzulenken, eigentlich, um noch mehr zu spüren, ein sichtbares Mal, dass mich immer daran erinnert und doch wieder verblasst. So wie die anderen Schmerzensquellen.
Es ist nicht einfach, man muss das Leid am köcheln halten, um es abzuschöpfen – und selbst dann ist es oft wie bei der Rindssuppe nur schmutziger Schaum oder es kocht über und riecht komisch.
Und fast unmerklich bin ich glücklich geworden. Immer schwieriger wurde es in den letzten Jahren, meine kleinen Dramen zu inszenieren. Zufriedenheit hat mich wohlig eingehüllt. Die großen Gefühle sind dem großen Gefühl gewichen. Kaum mehr Gewitter. Dafür nähren viel öfter Schäfchenwolken die Fantasie. Tränen vor dem Fernseher und manchmal vor Rührung. Hin und wieder ein Aufflackern einer Tragödie, wie wenn ich ein altes Buch lese, ein Märchen, ein Mythos, eine Sage, mit einem Kern von Wahrheit.
Es ist Essenz, die Suppe, manchmal würz ich ein wenig nach, gerne teile ich.
Glück, Liebe und Zufriedenheit.
Inspiriert von Frau Frogg

Unter denen, die ich verehrte, deren Worte ich aufsog, deren Schallplatten mich begleiteten, deren Filme mich verzauberten, waren keine glücklichen Menschen. Ich verschlang ihre Biographien, um mir die Bruder- und Schwesternschaft des Leids immer wieder zu bestätigen. Und wenn ich einsam war, erst wenn ich richtig einsam war, war ich nicht mehr einsam, weil ich zu ihnen gehörte. Ich litt und glaubte Literatur zu erzeugen, in der Petrischale meiner Pein wuchsen Gedichte.
Nur nicht glücklich werden, nur nicht zufrieden, denn das hieße die Seiten wechseln, war ich überzeugt. Wie liebte ich das Leiden. In der Gier nach dieser Droge nahm ich Menschen und benutzte sie als Waffe gegen mich – ich ritzte mich mit ihnen, so wie ich mich in die Hand biss, angeblich um vom Herzensschmerz abzulenken, eigentlich, um noch mehr zu spüren, ein sichtbares Mal, dass mich immer daran erinnert und doch wieder verblasst. So wie die anderen Schmerzensquellen.
Es ist nicht einfach, man muss das Leid am köcheln halten, um es abzuschöpfen – und selbst dann ist es oft wie bei der Rindssuppe nur schmutziger Schaum oder es kocht über und riecht komisch.
Und fast unmerklich bin ich glücklich geworden. Immer schwieriger wurde es in den letzten Jahren, meine kleinen Dramen zu inszenieren. Zufriedenheit hat mich wohlig eingehüllt. Die großen Gefühle sind dem großen Gefühl gewichen. Kaum mehr Gewitter. Dafür nähren viel öfter Schäfchenwolken die Fantasie. Tränen vor dem Fernseher und manchmal vor Rührung. Hin und wieder ein Aufflackern einer Tragödie, wie wenn ich ein altes Buch lese, ein Märchen, ein Mythos, eine Sage, mit einem Kern von Wahrheit.
Es ist Essenz, die Suppe, manchmal würz ich ein wenig nach, gerne teile ich.
Glück, Liebe und Zufriedenheit.
Inspiriert von Frau Frogg

katiza - 25. Mai, 09:39
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