Mops (5)
Irgendwann habe er es dann doch nicht mehr ausgehalten, erzählte ihr Andreas, während Tri schon längst auf dem mächtigen Designersofa schlief, den Arm zärtlich um den schlafenden Mops gelegt: "Georgs Handy lag im Vorraum und lachte mich verführerisch an." Er hatte dasselbe Modell. Erst sei er ein wenig verwundert gewesen, weil sein Partner das Mobiltelefon mit einem Passwort gesichert hatte: "An und für sich nicht seine Art – schlechtes Zahlengedächtnis. Aber genau deswegen war es wohl auch so einfach zu knacken: sein Geburtstag." Und so habe er um fünf Uhr morgens hastig und verwirrt jede Menge SMS eines gewissen R gelesen. Die meisten mehr als eindeutig. Dann habe er sich die Nummer notiert: "Ich hab sie noch immer eingespeichert. Ich wollte anrufen - mit Rufnummernunterdrückung." "Warum nicht?" "Hätte nichts gebracht." Erika runzelte die Stirn. "Ich hatte Angst, ein schlechtes Gewissen irgendwie. Ich hatte die verbotene Türe geöffnet. Die 13. Türe, wie in Blaubart." Er hätte dann fast täglich früh morgens die SMS nachgelesen. Andreas öffnete noch eine Flasche Wein. Der Alkohol stieg ihr zu Kopf. Carla Bruni sang französisch. "Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Sie waren geil diese kleinen Botschaften", Andreas hatte schöne dunkle Augen, sie versank in ihnen. "Manchmal wurde ich so scharf davon, dass ich mir noch schnell einen runter holte, bevor ich zur Arbeit fuhr. Oder es fielen mir Worte ein und umklammerten meinen Schwanz." Sie hielt seinen prüfenden Blicken stand, aber es kostete sie Kraft. Sie trank, während er weiter erzählte. Es sei regelrecht zur Sucht geworden – verbaler Voyeurismus bei einer Affäre seines Geliebten. Zwei drei Mal hätte er selbst versucht, mit Georg erotische SMS zu wechseln: "Er hat mich zurück gerufen. Einfach zurück gerufen und Belangloses geplappert." Das ging so über Monate und Andreas trug schwer an seinem Geheimnis: "Und dann diese perverse Sucht, mehr, mehr davon zu lesen. Zwischendurch hatten wir sensationellen Sex: wütend verzweifelt und zu dritt mit dem unbekannten R." Schade, er hatte so schöne Lippen, ob er wohl auch Frauen, dachte Erika. Die Geschichte erregte sie, die Geschichte und der volle Rotwein "Nicole" las sie am purpurnen Cover "2004 Rosso Toscano" Vorne psychedelische Kreise. Schön, dachte sie. "Und dann die Querverweise auf Mails", drang Andreas' Stimme zu ihr durch: "Natürlich lief da auch was auf dieser Ebene. Daher das i-Book." Das Georg dann schließlich zu Hause vergessen hatte. Und Andreas fand auch hier das Passwort. Und den Ordner Rioja.
(Fortsetzung folgt)
(Fortsetzung folgt)
katiza - 26. Sep, 14:39
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