Irish Setter (6.Teil)
Gretel begann mit anderen zu schlafen. Sie wollte Charlys Spuren auslöschen, sie wollte seine Berührungen mit anderen Berührungen überdecken, ihn verlernen, sie wollte Sex und Liebe oder Sex und Charly trennen. Und so erhörte sie Franz, den Fotografen, Karl ,den Dichter, zwei, drei Buben aus ihrer Schule und einen aus dem Wohnblock, Gleichalte, Ältere, sogar Jüngere. Ihren Klassenvorstand, Professor Huber, erhörte sie nicht. Irgendwann schlief sie auch mit Tom, dem Schlagzeuger, und irgendwann sogar mit Robert, Charlys kleinem Bruder. Mit beiden ein bisschen gegen Charly und sehr viel wegen Charly. Sex machte ihr Spaß. Es bereitete ihr Freude, ihnen Freude zu bereiten. Ihre Hände, ihr Mund, ihre Beine – stolz war sie auf Charlys Schüler, ihren Körper und sein Werk. Sie mochte den Rausch der Berührungen, die Geruchsopern, die sprachlosen Geräusche. Und sie liebte die Macht, die ihr all das gab. Sie konnte Sex und Liebe trennen. Sex gab es immer, die Liebe nur in den Songs, die sie sang und in ihrem Tagebuch. Manchmal glaubte sie, vielleicht ein wenig zu lieben - einen anderen als ihn, aber dann kehrte ihr Herz reumütig wieder zurück. Sie schlief mit vielen und neben niemandem. Sie fühlte sich rein und schmutzig zugleich. Und so erfüllte sie Träume. Ein verhurtes Gretchen nannte sie Karl, der Dichter, seine Marilyn Franz, der Fotograf, Faithfull war sie für Tom und was ganz Besonderes für Robert. Für Professor Huber war sie ein kleines Luder, eine böse Versuchung und doch unerreichbar. Gretel war sie selten – nicht einmal für sich.
Und wann immer Charly es wollte, schlief sie mit ihm.
Und wann immer Charly es wollte, schlief sie mit ihm.
katiza - 25. Apr, 08:37
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